Luca's Rezepte
Außergewöhnliche, Exklusive, das Exotische - und Shiro war exotisch.
Shiro wiederum mochte das Spontane, das Impulsive, Überraschende. All das war Jack. Und so agierte ich bald nur noch als Randfigur und ließ die beiden machen. Kein Wunder. Ich war weder besonders exotisch noch impulsiv überraschend. Im Grunde konnte ich mir die bange Frage stellen, warum die Beiden sich überhaupt noch mit mir abgaben, jetzt, wo sie sich gefunden hatten? Ich baute auf die eine oder andere Qualität, die mich im Rennen hielt.
»... liiebe ihn... rein platonisch, versteht sich...«
Das war Jack, und sie sprachen über mich.
»Er hat doch sicher schon mal für dich gekocht...?«
»Äh... nein! Ach, wieso eigentlich nicht, Herzblatt...? Wieso hast du noch nicht für mich gekocht, hm?«
»Vielleicht, weil wir immer nur in deinen Bars abhängen...«
»Stimmt, Recht hat er. Und dann spukt da ja noch dieser... dieser... Pitus... in euren Gemächern...«
»Pius.«
» Präzise . Lieb, aber hündisch. Das geht mir ja so was von auf die Nerven...«
Blablabla ... Ich schaltete auf Durchzug, eine Methode, die ich mir bei Jack ziemlich schnell angewöhnt hatte. Erstaunlicherweise war er aber auch nie wirklich beleidigt, wenn er das mitbekam. Es schien ihm also nicht nur mit mir so zu gehen.
Ich zoomte mich jedoch wieder ins Gespräch zurück, als ich mitbekam, dass Jack seine Augen-Nummer präsentierte. Diese Idee fesselte ihn nach wie vor, und mit Verblüffung stellte ich fest, das auch Shiro mehr und mehr darauf ansprang.
»...Hast du es mit der Kontaktlinse denn schon mal probiert...?«
»Nein...«, gestand ich. «...habe ich nicht.«
»Aber wieso denn nicht?«
»Weil ich Schiss habe, mir auf mein einziges verbliebenes Auge irgendeinen Fremdkörper draufzupacken.«
»Ach!« Jack betrachtete mich, als sei ich ein rein physikalisches Experiment, das es fortzusetzen galt. »Und wenn du die Linse auf deinem Glasauge platzierst. So - mittig? Das müsste doch auch gehen, oder?«
Ich wusste es nicht. Aber ich war auch noch nicht auf die Idee gekommen.
»Einen Versuch ist es wert. Los, komm, Luca...« Dass nun Shiro ebenfalls anfing, mich in dieser Sache zu drängen, passte mir überhaupt nicht.
Schließlich ließ ich mir jedoch das Versprechen abringen, es auf dem Glasauge zumindest einmal auszuprobieren. Damit war das Thema vom Tisch und ich hatte endlich meine Ruhe.
So dachte ich zumindest...
»Jack ist cool...« Shiro strahlte mich an.
»Das denkt er von dir, glaube ich, auch. Er war ja ganz hin und weg...«
»Meinst du wirklich?«
»Ja, meine ich. Wieso überhaupt die Frage? Du bist cool...« Und nach einem Moment, »... Du schon...«
»Och, mein Süßer...« Shiro lächelte lieb. »...Hör ich da so was wie Frust raus...?«
Ich schüttelte ertappt den Kopf.
»Aber stimmt schon«, streute er Salz in meine Wunde, »Cool bist du nicht unbedingt. Doch absolut hinreißend. Und... wunderschön...«
»Du hast gezögert«, bemerkte ich leicht gekränkt. »Und außerdem bin ich nicht... schön...«
»Fishing for Compliments? Das liegt mir jetzt gerade nicht...« Er meinte es freundlicher als es klang, hoffte ich.
»Du bist mein Held, Luca. Und ich liebe dich exakt so, wie du bist. Uncool, segelohrig, einäugig und absolut wunderbar...«
Er kraulte durch mein Haar und beobachtete mit einem Lachen, wie ich meine gespielte Entrüstung nicht länger aufrecht erhalten konnte.
Ich war so glücklich, dass er wieder da war. Ich konnte es eigentlich noch gar nicht richtig fassen...
Sie hatten beide Recht. Die Zweifarbigkeit meiner Augen gefiel mir tatsächlich. Verdammt gut sogar. Es ist schwer zu beschreiben, was es mit mir machte, aber irgendwie mochte ich diesen spielerischen Umgang mit meinem Handicap.
Mit einem Male wirkte es nicht mehr kopiert, mein Glasauge, sondern völlig eigenständig, wie ein Objekt.
Und was mich besonders faszinierte war der irritierende Effekt, den es auslöste.
Nun passt Grün aber auch ausgezeichnet zu Braun. Wie das mit anderen Farben aussähe, müsste sich erst noch zeigen. Aber ich versprach beim nächsten Treffen mit Canale 5 das Thema 'Augen-Tuning', wie Jack es nannte, mal anzusprechen.
Shiro hatte, auf Drängen von Pius, wieder angefangen, im L’amo zu arbeiten.
Ich ging wie gewohnt meinem Catering nach, wenngleich ich dabei nicht mehr so sehr bei der Sache war wie zu Beginn.
Meine bevorstehende Fernsehkarriere stand spürbar im Raum und beschäftigte
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