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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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die Fensterläden, wir schütteten Martini in uns hinein und redeten endlich miteinander.
    »...Damals am Strand... im Meer...«, sagte Shiro irgendwann. »...Es ist einfach so passiert, wie ein Reflex. Und danach... ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich dachte, du hasst mich...«
    »Ich habe dich nie gehasst, nicht einen Moment.«
    »Danach war alles so anders, so kühl...«
    »Ich konnte einfach nicht anders, aber ich habe dich wirklich nie gehasst...«
    Es war schwer für mich, die richtigen Worte zu finden. Ich war es nicht gewohnt, über mein Inneres zu sprechen, über meine Sehnsucht, meine Empfindungen. Ja, es fiel mir leichter, Lorenzo zu sagen, wie wenig ich ihn mochte, als Shiro, wie viel er mir bedeutete. Aber irgendwie gelang es mir wohl.
    Irgendwann stand Shiro dann auf, um ins Bad zu gehen. Es wurde Zeit.
    Ich lag im Bett, die Arme hinter meinem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen – ich genoss den Moment.
    Es war einer von denen, die man am liebsten nie wieder loslassen möchte.
     
    Dass wir beide später völlig übernächtigt in der Küche aufschlugen, wurde allgemein dem letzten Abend zugesprochen. Daher gab es auch keine Fragen.
    Antonio und Tomaso ging es offensichtlich ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen. Außerdem waren wir bestens gelaunt.
    »Jaa, der Teufel Alkohol...«, scherzte Rosalina, und wir nickten heftig, den Martini der letzten Stunde noch im Kopf.
    Nach einem Cornetto und zwei doppelten Kaffee ging es uns dann besser, so dass wir mit den alltäglichen Vorbereitungen beginnen konnten. Ich griff mir Fleisch, Shiro kümmerte sich um die Antipasti, was mittlerweile unangefochten als seine Spezialität angesehen wurde.
    So arbeiteten wir vor uns hin, nicht ohne uns immer wieder Blicke zuzuwerfen, die mir klar machten, wie erleichtert wir beide waren nach dieser Nacht.
    Irgendwann kam Gesina Pettoni in die Küche und bedankte sich mit drei Flaschen gutem Wein bei Pietro, Gino und Rosalina für die Arbeit des letzten Abends. Das war typisch für sie, so etwas nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Sicher mit ein Grund, warum wir sie alle so gerne mochten.
    Die Stimmung war also durchzecht, aber ausgezeichnet.
    Das zeigte sich dann auch beim obligatorischen Mittagessen. Pietro hatte Tintenfische gebraten, diese mit Unmengen Zitronensaft übergossen und dazu einen einfachen Salat auf den Tisch gestellt. Alle, auch Cousine Pettoni, kamen zusammen, ließen den letzten Abend Revue passieren und aßen mit großem Genuss.
    Shiro nun einfach wieder in die Augen sehen zu können, ohne dass mein Kopfkino damit begann, ein inneres Drama abzuspulen, machte diesen Mittag für mich zu einem besonderen.
    Der einzige, dem diese Veränderung aufzufallen schien, war wieder mal Lorenzo. Das sah ich daran, wie er mich, wie er uns beobachtete.
    Was war das nur? Lorenzos Antennen mussten wirklich fein justiert sein, wenn er so genau erkannte, wie die Stimmung zwischen uns gerade stand. Und das tat er, daran hatte ich keinen Zweifel.
    Nur, was interessierte ihn so sehr daran, dass er unser Verhalten scheinbar pausenlos studierte? Ich prostete ihm provokant mit meinem Wasser zu, als er sich einen Augenblick unbeobachtet fühlte und mit einer eigenartigen Genauigkeit Shiro beim Essen beobachtete. Ertappt und irritiert hob er kurz sein Glas und starrte danach betreten auf seinen leergegessenen Teller.
    Darauf ließ ich es aber nicht beruhen. Später, nachdem wir abgeräumt und den Abend besprochen hatten, suchte ich ihn in seinem Zimmer auf.
    Er fühlte sich überrumpelt, als ich so plötzlich in seiner Tür stand, das sah ich ihm an.
    Aber er fing sich gleich wieder und warf mir einen trotzigen Blick zu.
    Doch auch ich war überrascht. Ich war ewig nicht in seinem Zimmer gewesen und mit dem, was ich nun zu sehen bekam, hatte ich nicht gerechnet.
    Überall an den Wänden hingen großformatige Fotos. Bilder von Menschen. Zum Teil klassische Portraits, manche aber auch offensichtlich unbemerkt aufgenommen. Alle ausnahmslos in Schwarz-Weiß.
    »Was willst du?«, fragte er unwirsch.
    »Ich... Hast du die gemacht?«
    Er sah sich irritiert um und begriff. »Ja«, antwortete er schließlich freundlicher, »Was willst du?«
    Ich betrachtete die Wand gegenüber genauer. Es waren auch Fotos von uns, den Lauros und der Küchencrew dabei. Bilder, von denen ich nie bemerkt hatte, dass er sie fotografiert hatte: Matteo, rauchend im Hinterhof. Rebecca, in ein Buch vertieft. Valentina beim Spiel mit

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