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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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um Verständnis.
    Antonio war außer sich vor Wut, und die Androhung von Vertragskündigung war noch das harmloseste, was er dem Mann an den Kopf warf.
    Also stellten wir kurzerhand die Karte um, so dass wir mit der Kapazität eines kleineren Ofens zurechtkamen. 'Fischwoche' nannten wir das Ganze etwas einfallslos und hofften, mit dieser Lösung Erfolg zu haben. Dann fiel Rosalina aus. Sie hatte sich auf der Kellertreppe im Restaurant den Knöchel verstaucht und musste den Fuß für mindestens 14 Tage ruhig halten. Antonio war am Ende, und erst als Matteo ihm versicherte, notfalls einzuspringen, beruhigte er sich ein wenig.
    Der Ton wurde rauer in der Küche und die Arbeit so ein Stück mehr zur Arbeit. Trotzdem war es auch eine gute Zeit. Das Gespräch mit Shiro hatte zur Folge, dass ich mich zusehends sicherer fühlte in unserem selbstgebastelten Paradies. Ich war, wie ich war, und ich mochte mich so, wie ich war. Von Tag zu Tag etwas mehr...
    Nach einer Woche war der Ofen schließlich repariert, und die Lage beruhigte sich allmählich.
    In unserer wenigen Freizeit fuhren Shiro und ich immer häufiger zum Fluss, badeten in dem eiskalten Wasser, oder wir fuhren mit unseren Rollern durch die Berge und die Küstenstraße entlang, um irgendwo am Meer Eis zu essen oder Caffè zu trinken.
    Die Nächte verbrachten wir meist in der Dachkammer, aber ab und zu lockte auch mein Zimmer und das damit verbundene Ritual.
    Es war, wie gesagt, auch eine gute Zeit.
     
    Dann wurde ich 17.
    Mein Geburtstag begann wie alle Geburtstage der Lauros: Nach umfangreichen Glückwünschen wurde ausgiebig gemeinsam gefrühstückt, was an sich schon etwas Besonderes war. Und im Anschluss wurden dann die Geschenke übergeben. Von meinen Eltern gab es Geld, was mich erleichterte, da sie in der Vergangenheit mit der Auswahl ihrer Präsente meist komplett daneben gelegen hatten. So wie Tomaso dieses Mal. Ein Computerspiel, dessen Sinn sich mir nicht erschloss. Irgendein martialisches Schlachten-Epos. Das hatte einfach nichts mit mir zu tun. Rebecca hatte sich für das Buch eines Israelis entschieden, der das Leben in einem orientalischen Wanderzirkus beschrieb. Ich vermutete, dass mir das eher gefallen könnte.
    Die wirklichen Überraschungen kamen von Matteo, Anna und Lorenzo.
    Mein Großvater überreichte mir, fast nebenbei, seine alte Mundharmonika. Er wusste, dass ich sie liebte, denn früher hatte ich oft auf ihr gespielt. Das waren schöne, vertraute Momente gewesen, in denen wir einfach nur so zusammen gesessen hatten, oben, in seinem Zimmer, um Zeit miteinander zu verbringen. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich wusste, dass ihm das Instrument viel bedeutete, denn es hatte immer einen besonderen Platz in seinem Bücherregal eingenommen.
    Ich begann eine einfache Melodie zu spielen, und sofort war da wieder das vertraute Gefühl, welches wie ein unsichtbares Band zwischen Matteo und mir seit so vielen Jahren bestand. Er lächelte still, während er mich beobachtete, und ich warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, wie sehr ich mich darüber freute.
    Dann Anna: Sie schob mir einen kleinen Stoffbeutel über den Tisch und wartete mit äußerster Spannung darauf, dass ich ihn öffnete. Zum Vorschein kam ein herzförmiger Stein mit einem Loch darin, durch das sie ein einfaches Lederband durchgezogen hatte.
    »Eine Kette!«, sagte sie zur Erklärung und strahlte mich an.
    Ich war baff. »Sie ist wunderschön!« Und das meinte ich auch so. Der Stein wirkte fast metallisch, glänzend grau, und die Form war nur vage angedeutet, sodass nichts kitschig an ihr wirkte. Ich legte sie mir um den Hals. Es fühlte sich gut an.
    »Sie ist wirklich wunderschön«, bestätigte Valentina, was Anna ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.
    Irgendwann dann griff Lorenzo neben sich und legte ein, in einfaches Papier verpacktes, flaches Paket auf den Tisch.
    »Für dich«, sagte er freundlich, und prompt beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ich öffnete es fahrig - und erstarrte. Zum Vorschein kam eines seiner gerahmten Fotos. Eines, auf dem Shiro und ich zu sehen waren. Es war wundervoll und furchtbar zugleich, denn das, was er da mit seiner Kamera eingefangen hatte, war absolut unmissverständlich.
    Es zeigte uns vor dem Restaurant. Shiro und ich saßen draußen, auf den Korbstühlen, tranken einen Caffè, und wir sahen uns einfach nur an. Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern. Der Blick, den wir uns zuwarfen, war es, der mich erstarren

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