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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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und trotzdem war ich in passabler Laune. Natürlich war es gut, dass es so war, aber ich verstand es einfach nicht.
     
    Die Tür öffnete mit einem metallischen Knarzen und als ich mich umdrehte sah ich, dass Shiro zurückgekommen war. Er hatte seine Jacke auf das Sofa geworfen, auf dem wir geschlafen hatten, stand unentschlossen im Raum und sah sich um.
    Ich schob die Pfanne vom Feuer, ging zu ihm und sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Er erwiderte schwach mein Lächeln, doch er blieb still. Und dann sah ich die Verzweiflung in seinem Blick
    »...Ich komm' damit nicht klar...«, sagte er leise.
    »Womit denn nur?«, fragte ich hilflos.
    »...Er hat dich geschlagen, und ich habe einfach nur daneben gestanden.«
    Er schloss die Augen. »Ich habe einfach nur daneben gestanden und es zugelassen. Ich habe nichts gemacht...«
    Und da begriff ich.
    Er hatte sich dieses Versprechen gegeben.
    Und das hatte er auch auf mich übertragen.
    Es musste schlimm für ihn sein, das war klar.
    Und wir hatten seit unserer Ankunft bei Ricardo noch keine Gelegenheit gehabt, miteinander zu sprechen, über all das, was passiert war.
    Ich nahm ihn vorsichtig in den Arm und strich ihm beruhigend durch sein Haar.
    »Du hättest unmöglich etwas tun können...«, sagte ich leise.
    »Aber ich ...«
    »Das war ganz allein etwas zwischen Antonio und mir.«
    Wir standen einfach so da, Arm in Arm, und ich merkte, dass er sich langsam beruhigte.
    »Warum müssen sie immer zuschlagen...?«, fragte er irgendwann.
    Ich strich über seinen Rücken und spürte sein Zittern.
    Ich wusste nichts dazu zu sagen.
    Auch ich hatte darauf keine Antwort.
     
    Ricardo würde erst am Abend wiederkommen. Das sagte mir Shiro, der ihn am frühen Morgen noch angetroffen hatte.
    »Er hat uns Hausschlüssel dagelassen. Ich hab ihm gesagt, dass wir kochen.«
    »Gute Idee...«
    »Er bringt noch ein paar Freunde mit. Und er meint, wir sollten uns ausruhen. Wir bräuchten jetzt erst mal Zeit zum Nachdenken.«
    Da hatte er recht. Wir mussten überlegen, wie es mit uns weitergehen sollte.
    Wo sollten wir hin, und was sollten wir tun?
    Allerdings hatten wir im Grunde erst mal genug damit zu tun, all das zu verarbeiten, was hinter uns lag. Wie sollten wir da nun schon in der Lage sein, neue Pläne zu schmieden?
    Doch sehr schnell stellten wir fest, dass es uns gut tat, nach vorne zu blicken. Es half uns. Eigentlich logisch, denn natürlich war es viel aufbauender, einen Blick in die Zukunft zu werfen, als immer und immer wieder die letzte Nacht zurückzuholen.
    Perspektiven schaffen: Das war es, was jetzt anstand.
    Völlig klar war, dass es kein Zurück geben konnte. In Fano waren die Türen ins Schloss gefallen. Mit Shiro war mir dort eine Zukunft verbaut. Auf alle Zeiten. Da konnte ich sicher sein.
    Pragmatisches Planen war es, worauf es nun ankam.
    Ich würde mir eine Stelle als Koch suchen, am besten eine, in der ich meine Ausbildung zu Ende führen konnte. Was auch sonst? Allerdings wusste ich nicht, ob das mit Schwierigkeiten verbunden war. Woher soll ein aus dem Nest-Gefallener das auch wissen – doch ich verstand mein Handwerk, und darum war ich einigermaßen zuversichtlich, was diese Frage anging.
    Eigentlich war unsere Ausgangssituation doch gar nicht so schlecht, redete ich mir ein. Wir beide hatten was angespart und zusammen mit dem Geld, was uns Lorenzo gegeben hatte, kamen wir erst einmal über die Runden. Naiv gedacht, sicher, aber so funktionierte ich damals.
    Das 'Wo' war eher die Frage, die uns beschäftigte.
    »Auf jeden Fall eine Großstadt«, entschied Shiro.
    »Warum?«
    »Weil wir es da einfacher haben. Mehr Jobs, mehr Wohnungen und vor allem - mehr Freiheit. Die sind nicht so eng in großen Städten.«
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber es klang richtig für mich.
    »Sie sollte am Meer liegen«, schlug ich vor und dachte dabei an Fano.
    Shiro nickte. »Okay. Trieste, Genova, Napoli, Palermo...«
    »Palermo? Ist nicht dein Ernst?«
    Er grinste. »Dann eben nicht Palermo. Napoli?«
    »Pizza backen? «
    »Warum nicht? «
    »Ich kann keine Pizza backen...«
    »Man kann es lernen...«
    »Ich will keine Pizza backen...«  
    »Sie backen da doch nicht nur Pizza...«
    Ich wollte einfach nicht nach Napoli.
    Irgendwie war es schon absurd, ein wenig wie Flaschendrehen. Wir warfen ein paar Namen in den Hut, und Zack - da würden wir ab jetzt eine Zukunft für uns aufbauen.  
    Für jemanden, dessen Leben in so klaren Bahnen vorgezeichnet war wie für

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