Luca's Rezepte
ist klar, dass du mir damit meine Zukunft verbaust, ja?«
»Ich verbaue dir deine Zukunft?« Jetzt wurde er lauter. »Ich habe dir deine Zukunft überhaupt erst ermöglicht. Was wärst du denn ohne mich und das D’Agosta? Nichts wärst du!«
»Stimmt. Ich bin das, zu dem du mich gemacht hast...«, erwiderte ich, so ruhig ich konnte. »...Und darum stehe ich jetzt auch hier. Weil ich deine Hilfe brauche. Ich muss arbeiten, um Geld zu verdienen, und ich kann nur arbeiten, wenn ich von dir diese Vollmacht bekomme. Und - ich komme nicht zurück!«
»Keine Vollmacht!«, sagte Antonio nur, und ich sah, wie sehr er sich beherrschen musste.
» Du gibst ihm, was er verlangt. «
Matteo stand im Türrahmen zum Hof und sah vom einen zum anderen. »Dein Junge will arbeiten, und das kannst du ihm nicht verwehren«, stellte er kompromisslos fest.
»Ach!? Reden wir jetzt wieder miteinander?«
»Es lässt sich wohl nicht vermeiden...« Er lächelte mir zu. »Wie geht es dir, Luca?«
»Danke, gut...« Es war so schön, ihn wieder zu sehen.
»Er hat Arbeit.«, bockte mein Vater weiter. »Er kann jederzeit wieder hier anfangen...«
»Möchtest du wieder hier arbeiten, Luca?«
»Es geht nicht...«
»Da hörst du’s. Es geht nicht. Also braucht er diese Vollmacht.«
»Ich bin sein Vater. Und ich entscheide hier, ob er diese Vollmacht bekommt oder nicht und ich sage - Nein!«
»Und ich bin dein Vater...«, erwiderte Matteo scharf. »Und ich beobachte schon seit langem, was du mit deinen Kindern hier machst, aber vor allem, was nicht . Und ich habe lange still gehalten. Doch jetzt ist Schluss damit.«
»Willst du damit sagen, ich sei ein schlechter Vater?«
»Du bist ein so guter Vater, wie du es eben sein kannst. Aber jetzt geht es um Luca, und mal nicht um dich.«
»... Hör mal, Matteo... «
»Und du bist still, Tomaso.« Er wand sich mir zu. »Was ist das genau für eine Vollmacht, die du brauchst?«
Ich zog einen Vordruck aus meiner Tasche und reichte ihn ihm.
»Da steht alles drin... muss nur noch unterschrieben werden.«
Er las sich den Text aufmerksam durch und nickte endlich.
»Nach meiner Auffassung steht da nichts drin, was nicht unterschrieben werden könnte«, sagte er. »Also wirst du das jetzt unterschreiben, Antonio.«
»Tut mir leid, alter Mann, aber dazu kannst du mich nicht zwingen.«
Für einen Moment sahen sich Vater und Sohn fest in die Augen.
»Zwingen kann ich dich natürlich nicht«, bestätigte Matteo schließlich langsam, und dann nickte er wie zu sich selbst. »Aber das D’Agosta verkaufen, das kann ich.«
Zehn Minuten später hatte ich meine Unterschrift.
Es wurde ein großartiges Fest.
Für die anderen zumindest. Denn mir war nicht nach Feiern zumute...
'Galerie-Antonio' bewohnte die erste Etage in einem langgestreckten alten Palazzo direkt an den Giardini Pubblici, der, laut Ricardo, schönsten Parkanlage der Stadt.
Seine Wohnung entsprach eigentlich genau dem Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte.
Sie war angefüllt mit Kunst.
Bilder und Skulpturen, wohin man sah, dazu warm schimmernde Antiquitäten, die der ganzen Szenerie etwas Mondänes verliehen, aber auch etwas Überzogenes.
Dazwischen befanden sich nun unzählige Menschen, bestückt mit Häppchen und Gläsern, die nur zu gerne Antonios Aufruf zu einem Fest gefolgt waren, und die es offensichtlich genossen, zwischen Catering und Smalltalk herumzuflattern wie grell bunte Schmetterlinge auf einem ausladenden Fliederbusch.
Ich fühlte mich fehl am Platz zwischen all den Gesichtern und alleingelassen. Es kam mir aber auch entgegen, denn es gab mir die Chance, mich alldem zu entziehen. Niemand beachtete mich, obwohl ich doch eigentlich der Anlass für diese Zusammenkunft sein sollte.
Mit einem Glas Prosecco in der Hand inspizierte ich die einzelnen Räume.
Kunst. Überall Kunst. Ich entdeckte einige Arbeiten von Ricardo. Das hatte ich erwartet und dann... dann sogar eine großformatige Fotografie von Lorenzo, was mich nun doch überraschte.
Ein Selbst-Porträt.
Mein Bruder sah mich ernst und nüchtern von der Wand herab an. Ich schluckte trocken, gefangen von seinem Blick.
»Es ist gut, oder?«
Francesca hatte sich zu mir gesellt, wie ich die Arme vor der Brust verschränkt, mit einem Glas in der Hand und war meinem Blick gefolgt. »Es ist so... so stechend...«
Um uns herum entstand eine anschwellende Unruhe. Irgendwo wurde applaudiert.
»Es ist außergewöhnlich...«, sagte ich lauter und sah
Weitere Kostenlose Bücher