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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Wagen nehmen?«
    Der Mann grinste. »Ich versuch nur zu helfen. Wenn Sturmflut ist   –«
    »Wir leben hier, du Idiot. Ich habe schon mehr Sturmfluten mitgemacht, als du Pickel auf deinem Kinn hast. Nimm jetzt also deinen Kopf aus dem Wagen und sieh zu, dass der verdammte Lieferwagen aus dem Weg kommt. Ich will nach Hause.«
    Er grinste nicht mehr, sondern starrte einen Moment Rita an, warf noch einmal einen Blick auf mich und Dom, dann riss er den Kopf zurück und rief hinüber zum Lieferwagen. »Hey, Tully. Die Frau hier sagt, sie wohnen da. Sie will, dass der Lieferwagen Platz macht.«
    Der Mann im Lieferwagen drehte sich um und sprach zu jemandem auf dem Beifahrersitz, dann lehnte er sich aus dem Fenster und rief etwas durch den heulenden Sturmregen zurück.
    Der stämmige Mann beugte sich wieder herunter und fragte: »Name?«
    »Was
soll
das, verflucht noch mal?«, fauchte Rita. »Ich muss
dir
doch nicht meinen Namen nennen – Himmel
Herrgott
. Haut ab oder ich ruf die Polizei.«
    Der Mann schniefte und spuckte auf den Boden. »Die Polizei ist beschäftigt. Hier läuft ein Killer rum   –«
    Rita schüttelte den Kopf und legte den Gang ein.
    Der Mann griff nach innen und legte seine Hand aufs Lenkrad. »Das würde ich lieber sein lassen, wenn ich du wär.«
    Rita starrte ihn an und schlug ihm auf die Hand. Er brüllte sie an und versuchte an den Zündschlüssel heranzukommen. Dominic beugte sich über den Sitz und griff nach seinem Handgelenk.
    »Sag Tully, es ist McCann«, erklärte er.
    Der junge Mann sah ihn an.
    Doms Blick war unnachgiebig. »Sag ihm, wir fahren jetzt los, er soll zusehen, dass er seinen Lieferwagen aus dem Weg schafft.« Er ließ das Handgelenk los und der Mann trat zurück. Dom legte seine Hand auf Ritas Schulter. »Alles okay?«
    Sie nickte und sah den Mann an. »Sobald der Fettsack da seinen Arsch bewegt, ja.«
    Dom sah ihn an. »Worauf wartest du?«
    Der Mann starrte einen Augenblick Dom an, dann spuckte er wieder und ging hinüber zum Lieferwagen. Dom sank in seinen Sitz zurück. Aggression war seinem Wesen fremd und er sah fast genauso fertig aus, wie ich mich fühlte. Sein Gesicht wirkte ausgelaugt, seine Hände zitterten.
    »Wer ist Tully?«, fragte ich ihn.
    »Der im Lieferwagen. Tully Jones – einer von Taits Lakaien. Ohne Jamie ist er nichts, genau wie alle andern.«
    Im selben Moment hupte der Wagen hinter uns. Rita drehte sich um und gestikulierte wütend durch die Heckscheibe. Bill, die bisher kein Wort gesagt hatte, meinte, sie solle sich abregen, und plötzlich fingen
die
beiden an zu streiten.
    Dom schüttelte den Kopf. »Herrgott, ich glaub es einfach nicht. Das Ganze verwandelt sich langsam in einen verfluchten Alptraum.«
    In der Zwischenzeit sah ich drüben an der Kreuzung den weißen Lieferwagen zurücksetzen und die Hälfte der Fahrbahn frei machen.
    »Lass uns bloß wegkommen von hier«, sagte ich.
    Rita hörte mich nicht, sie war zu sehr damit beschäftigt, Bill anzugiften. ». . .
du
brauchst hier wirklich nicht rumzutönen, mein Fräulein. Schließlich hast
du
mit Dreckskerlen wie denen herumgehangen, also wag es nicht   –«
    »Es
reicht
!«, schrie ich.
    Rita verstummte und alle sahen mich an.
    »Können wir
bitte
einfach nach Hause fahren?«, sagte ich.
    Es entstand ein kurzer Moment benommenen Schweigens, dann hupte der Wagen hinter uns wieder. Diesmal ignorierte Rita ihn. Sie kurbelte das Fenster hoch, legte den Gang ein und fuhr über die Kreuzung in Richtung Black Hill. Ein Mann in einem langen Regenmantel stand jetzt neben dem stämmigen jungen Typen, beide hatten sich an die Tür des Lieferwagens gelehnt und beobachteten uns. Die nassen Haare klebten ihnen am Kopf und Regen tropfte von ihren Gesichtern. Als wir uns dem Lieferwagen näherten, sagte Dominic zu Rita, sie solle abbremsen.
    »Wozu?«, fragte sie.
    »Halt da drüben einen Moment an.«
    Sie steuerte den Wagen auf die andere Straßenseite und hielt neben dem Lieferwagen. Dominic kurbelte das Fenster runter und lehnte sich aus dem Wagen. Während der Regen ins Innere wehte, hörte ich Dom mit dem Mann auf dem Fahrersitz sprechen.
    »Hey, Tully«, sagte er.
    Der Mann glotzte ihn schwerfällig an. Er sah hager und verkniffen aus, hatte kurz geschnittene Haare, rot geränderte Augen und unsaubere Haut. Direkt unter dem linken Auge trug er drei ungelenk mit roter Tinte tätowierte Buchstaben. Sie lauteten
R.   I.   P. – Rest in Peace.
Ruhe in Frieden.
    Dom rief: »Sag Buck, wenn ich ihn

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