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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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er überarbeitet war.
    Dad hatte offenbar den gleichen Eindruck. »Nimm’s mir nicht übel, wenn ich das so direkt sage, aber du siehst beschissen aus.«
    Lenny lächelte. »Danke.« Er trank sein Bier und schaute mich an. »Und wie geht’s dir, Cait? Kümmerst du dich immer noch drum, dass dein Dad nicht auf die schiefe Bahn gerät?« Seine Stimme klang heiter, aber ich spürte die Anteilnahme in seinen Augen. Er machte sich wirklich Gedanken um Dad.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich. »Alles bestens.«
    »Gut«, sagte er. »Ich hab gehört, Dominic ist zurück?«
    »Nicht, dass man viel davon mitkriegt«, entgegnete Dad säuerlich.
    Er bot Lenny eine Zigarette an.
    Lenny schüttelte den Kopf und zog ein paar Blätter aus der Tasche. Er legte sie auf den Tisch. »Ich brauche eure Aussagen, was während der Regatta passiert ist.«
    »Will Ellen Coombe immer noch Anzeige erstatten?«, fragte Dad.
    Lenny seufzte. »Ich hab das Gefühl, sie weiß selber nicht, was sie will. Erst lässt sie sich drüber aus, dass sie den Jungen hinter Gittern sehen will, und im nächsten Moment beklagt sie sich über Schikanen der Polizei. Ich glaube, es gefällt ihr einfach, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.«
    »Warum sagst du ihr dann nicht, sie soll sich zum Teufel scheren? Du weißt doch, dass das Ganze Quatsch ist.«
    Lenny schaute zögernd. »Leider ist es ein bisschen komplizierter.«
    »Wie meinst du das?«
    Lenny starrte eine Weile auf den Tisch ohne zu antworten. Schließlich sagte er: »Schau mal, wir müssen mit diesen Dingen sehr vorsichtig sein. Du weißt, was da hochkocht durch die ganzen Medienberichte in letzter Zeit. Wir müssen sicherstellen, dass alle Seiten berücksichtigt werden, wir müssen sehr gründlich an die Sache herangehen.«
    »Und was heißt das?«, fragte Dad.
    Lenny fuhr fort: »Ich habe inzwischen mit allen gesprochen, die an dem Tag auf den Klippen waren, zumindest allen,die zugeben dort gewesen zu sein. Und ich habe auch in aller Ausführlichkeit mit dem Jungen gesprochen.«
    »Du hast Lucas befragt?«, sagte ich.
    Lenny nickte. »Das musste ich.«
    »Was hat er gesagt?«
    Er sah mich an. »Wie gut kennst du ihn?«
    Plötzlich schien der Raum ganz still. Ich konnte mein Herz schlagen hören. Als ich antwortete, konnte ich ein Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken.
    »Ich kenne ihn nicht besonders gut«, sagte ich. »Ich habe ihn ein paarmal am Strand getroffen, das ist alles.«
    Lenny nickte langsam. Er schaute zu Dad. »Mac?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen.«
    Lenny wandte sich wieder an mich. »Was hältst du von ihm?«
    Ich spürte, wie ich rot wurde. »Ich finde . . . na ja, ich weiß nicht . . . ich finde ihn nett. Ich weiß, er würde niemandem wehtun. Er
hat
niemandem wehgetan.«
    Lenny sagte nichts, sondern sah mich nur an. Es war ein merkwürdiger Blick, fast ängstlich, aber nicht ganz. Eine seltsame Mischung aus Neugier, Argwohn und Ungewissheit.
    »Hat er dir irgendwas über sich erzählt?«, fragte er.
    »Nicht wirklich«, antwortete ich. »Was hat er dir gesagt?«
    Lenny lächelte. »Das ist vertraulich, fürchte ich.«
    »Na, komm schon, Lenny«, unterbrach ihn Dad. »Das sind doch
wir
, mit denen du redest. Du bist hier nicht im Zeugenstand. Spuck’s aus, Mann.«
    »Ich kann nicht, John. Es ist nicht erlaubt.«
    »Und Trinken im Dienst
ist
erlaubt?«
    »Das ist was anderes.«
    Dad grinste. »Weißt du was – du erzählst uns von dem Jungen und wir posaunen nicht rum, dass du im Dienst trinkst.
Und
ich hol dir noch ein Kühles. Was hältst du von dem Deal?«
    Lenny lächelte. »Du bist ein schlechter Mensch, John McCann.«
    »Wir leben in einer schlechten Welt, Lenny Crane«, antwortete Dad. »Also los, was ist mit dem Jungen?«
     
    Lenny hatte an dem Sonntag nach der Regatta begonnen nach Lucas zu suchen. Er wusste nicht genau, wo er ihn finden könnte, also beschloss er, mit einem der beiden Inselpolizisten, einem jungen Mann namens Pete Curtis, den Strand abzulaufen. Sie hatten gehört, dass Lucas ein paarmal Arbeiten für Joe Rampton erledigt hatte, außerdem gab es Gerüchte, dass irgendwer draußen im Wald auf der kleinen Insel campen würde, deshalb lautete ihr Plan, den Strand abzusuchen, unterwegs bei Joe vorbeizuschauen und weiter in Richtung Point zu gehen. Aber sie waren erst gerade aufgebrochen, als Pete Curtis Lenny anstieß und fragte: »Ist er das?«
    Lenny hatte aufgeschaut und gesehen, dass Lucas am Strand direkt

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