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Lucas

Lucas

Titel: Lucas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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gesehen, was passiert ist. Sie ist ausgerutscht und gestürzt, sonst nichts.«
    »Was war mit dem Zigeunerjungen?«
    »O jesses, du nicht auch noch.«
    »Was ist denn?«
    »Er ist kein Zigeuner. Warum glauben alle, er ist ein Zigeuner? Er ist einfach ein Junge. Und selbst wenn er ein Zigeuner
wäre
. . . ich meine, was soll’s? Was ist verkehrt an Zigeunern? Sie sind doch keine Monster, oder? Gott! Was ist mit den Leuten hier los? Das ist ja, als würde man mit den letzten Hinterwäldlern zusammenleben.«
    Es war still in der Leitung.
    »Ich hab nicht dich gemeint«, seufzte ich. »Simon?«
    »Ich hab ja nur gefragt.«
    »Ich weiß . . . Entschuldigung. Es regt mich nur auf, wenn Leute lächerliche Vermutungen über Dinge anstellen, von denen sie keine Ahnung haben. Was hast du über Luc–« Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bremsen. »Was hast du über den Jungen gehört? Was erzählen die Leute über ihn?«
    Er zögerte. Ich glaube, mein Ausbruch hatte ihn ein bisschen verschreckt. »Kommt drauf an, mit wem du redest«, antwortete er vorsichtig. »Einige sagen, Kylie hatte Probleme. Die See war ein bisschen rau und sie trieb direkt auf die Felsen zu, als der Junge ins Wasser sprang und sie rauszog.«
    »Und die andern?«
    Er senkte die Stimme. »Ellen sagt, er hätte . . . du weißt schon . . . er hätte mit ihr rumgemacht. Sie behauptet, sie hat Zeugen, die das bestätigen können.«
    »Wen?«
    »Das weiß ich nicht – ich erzähl dir nur, was ich gehört habe.«
    Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. »Hör zu, Simon«, sagte ich dann. »Du sagst deinem Vater und jedem, der es sonst noch hören will, dass Ellen Coombe lügt. Ich war da, ich hab alles gesehen. Kylie war kurz davor zu ertrinken. Während alle anderen nur rumstanden und nichts unternommen haben, ist Lucas ins Wasser gesprungen und hat sie gerettet. Er hat sie nicht angefasst, er hat ihr nicht wehgetan, er hat nichts getan, was unrecht wäre. Verstanden? Absolut
nichts

    »Schon gut«, sagte er abwehrend.
    »Schau mal, das geht nicht gegen dich oder deinen Vater. Ich weiß, ihr könnt nichts dazu. Ich sage dir nur, wie es war.«
    Es blieb einen Moment still. Dann sagte Simon: »Woher kennst du seinen Namen?«
    »Was?«
    »Du hast ihn Lucas genannt.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    Ohne lange zu überlegen sagte ich: »Joe Rampton hat ihn mir genannt. Lucas hat für ihn gearbeitet. Old Joe meinte . . . Lucas . . . so würde er heißen.«
    »Verstehe.«
    Er klang nicht sehr überzeugt – aber ehrlich gesagt machte ich mir deswegen keine großen Gedanken. Warum sollte ich? Ich musste mein eigenes Leben leben. Warum sollte ich Simon alles erzählen? Ich meine, schließlich
ging
ich ja nicht mit ihm. Und selbst wenn . . . Ach was, es war ja nicht so. Wenn ich nicht wollte, dass er über Lucas Bescheid wusste . . . na und?
    Je mehr du lügst, desto leichter wird es.
    Das Problem ist nur, nach einer Weile endet es damit, dass du dich selbst belügst.
    Wie auch immer, ich verabredete mich mit Simon für Mittwoch, um die letzten Vorbereitungen für das Sommerfest zu treffen. Nicht dass ich allzu begeistert war, ich glaube – wenn ich ehrlich bin   –, ich versuchte nur wieder gutzumachen, dass ich ihn am Freitag versetzt hatte. Erst war es ein bisschen unangenehm. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn ich ihm vorschlug zu mir zu kommen, aber ich wollteihn eigentlich auch nicht bei sich zu Hause treffen. Es war schwer, die richtigen Worte zu finden. Und Simon war nicht gerade eine große Hilfe dabei, er stotterte bloß unentschlossen rum, während ich wie ein Idiot brabbelte. Schließlich sagte ich einfach: »Also gut, wir treffen uns dann um sechs hier. Einverstanden?«
    »Bei dir zu Hause?«
    »Ja, am Mittwoch. Um sechs.«
    »Äh . . . ja, in Ordnung.«
    »Und mach dir keine Sorgen«, sagte ich, bemüht, es witzig klingen zu lassen. »Ich werde da sein. Versprochen. Ich warte an der Tür . . . wenn nicht, dann . . .« Ich wollte etwas Lustiges anbringen, irgendeine alberne Strafe, die ich auf mich nehmen müsste, wenn ich nicht Wort hielt. Aber mir fiel verdammt nichts ein. Deshalb wiederholte ich einfach: »Ich werde da sein. Vertrau mir.«
    »Okay«, murmelte er.
    Danach ging ich nach oben und schrieb
SIMON-MI@6
auf ein Dutzend Post-it-Zettel und klebte sie überall im Zimmer hin. An die Wände, auf die Uhr, an die Decke über meinem Bett, auf den Spiegel, einen sogar in die Schublade mit meinen Unterhosen.
    Es war ja schön und

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