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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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die verdächtig nach wasserfestem Edding aussahen.
    Faye kicherte.
    »Ich wollte auch mit«, kreischte Val und stürzte sich in Fayes Arme. »Du hast nicht auf mich gewartet!«
    Faye wirbelte sie durch die Luft. Im Flur war jetzt Dad erschienen. Er trug Jeans und ein offenes schwarzes Hemd. Suse hatte mich immer um meinen gut aussehenden Vater beneidet, aber jetzt war er eher ein Schatten seiner selbst. Sein Gesicht war blass und es kam mir vor, als wäre er zwischen Panik und Erleichterung hin- und hergerissen.
    Er wechselte einen Blick mit Faye. Im Auto hatte sie ihr Handy gecheckt und fünf Nachrichten von ihm vorgefunden.
    Sie hatte ihn nur kurz zurückgerufen, um ihm mitzuteilen, dass wir auf dem Heimweg waren.
    Jetzt konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, aber offensichtlich las Dad in ihrer Miene, dass alles in Ordnung war. Seine Haltung entspannte sich und seine Augen, die schon feucht geworden waren, nahmen einen Ausdruck purer Erleichterung an. Ich hoffte nur, dass er nicht gleich wieder in Tränen ausbrechen würde.
    »Wir waren am Strand«, sagte ich schnell. »Faye hat mir Venice Beach gezeigt.«
    Dad nickte Faye zu. »Tausend Dank, dass du meine Tochter abgeholt hast. Hattet ihr ein bisschen . . . Spaß?« Er lächelte mich an. »Wie hat dir unser Hippiestrand denn gefallen, little Wolf?«
    »Gut«, sagte ich. »Ziemlich viel los.«
    »Warte mal ab, bis du es an den Wochenenden siehst«, sagte Dad. »Da ist in Venice richtig die Hölle los. Was ist mit dir?« Er wandte sich an Faye. »Bleibst du zum Abendessen? Ich wollte Lasagne kochen, das ist Rebeccas Lieblingsessen. Du bist herzlich eingeladen.«
    Val setzte ihren flehenden Hundeblick auf, aber Faye schüttelte den Kopf. »Ich muss los«, sagte sie. »Hab noch was zu erledigen. Ich hole Val dann morgen von der Schule ab.« Sie winkte mir kurz zu. »Wenn was ist, ruf einfach an. Dein Dad hat meine Handynummer.«
    Als Dad die Lasagne in den Ofen schob, hörte ich den Schlüssel in der Haustür. Michelle. Sie sprach mit jemandem, und als sie in die Küche kam, hatte sie das Handy am Ohr. Offensichtlich hatte ihr Gesprächspartner am anderen Ende gerade einen Nervenzusammenbruch, während Michelles Stimme ruhig und klar war. Allerdings achtete ich weniger auf ihre Worte, sondern nutzte die Gelegenheit, meine Stiefmutter aus den Augenwinkeln zu mustern. Bis auf einen schmalen goldenen Ehering trug sie keinen Schmuck. Sie hatte weiße Hosen und ein weißes, offenes Leinenhemd an, darunter lugte ein rotes Träger-T-Shirt hervor. Ihre Fußnägel in den roten, hochhackigen Sandalen waren wie die Fingernägel rot lackiert, das hellblonde Haar war mit zwei Holzstäben hochgesteckt. Zwei perfekte Strähnen fielen ihr rechts und links in die Stirn. Ihr schmales, markantes Gesichtwirkte so, als hätte sie eine beachtliche Weile damit verbracht, es so zu schminken, dass es natürlich aussah. Die Augenbrauen waren zu einem feinen Aufwärtsbogen gezupft und die glatte, leicht getönte Haut zeigte keine Falte.
    Val hatte sich auf ihr Zimmer verzogen. Dad deckte den Abendbrottisch. Er pfiff vor sich hin, es sollte wohl fröhlich klingen, aber natürlich war seine Nervosität geradezu lächerlich offensichtlich.
    Als Michelle das Handy zuklappte, zuckte ich zusammen.
    Michelle straffte die Schultern, dann kam sie vom anderen Ende der Küche auf mich zu. Ich stand an den Kühlschrank gelehnt. Die Arme vor der Brust verschränkt, kämpfte ich dagegen an, ihrem Blick auszuweichen. Schließlich stand sie so nah vor mir, dass sie mich mit ihren Armen an den Schultern hätte berühren können. Aber das tat sie nicht. Sie sah mich nur aus ihren sehr hellgrünen, ernsten Augen an, während sich ihr Mund zu einem Lächeln verzog.
    »Rebecca«, sagte sie, als würde sie meinen Namen gerade von meiner Stirn ablesen. »Wie schön. Dann essen wir heute also das erste Mal zusammen.«
    Ich nickte. »Ja. Freut mich auch. Und . . . tut mir leid, dass ich es euch die letzten Wochen nicht gerade leicht gemacht habe.«
    Dad drehte sich zu uns um. Der Tisch war fertig gedeckt, er hatte Kerzen angezündet und es war beinahe absurd, wie sehr das Ganze einer Drehbuchszene glich, auf die sich keiner von uns vorbereitet hatte.
    Dad ging auf Michelle zu, legte in einer eckigen Bewegung seinen Arm um ihre Schultern und strahlte mich an.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, mein Schatz. Wir sind einfach nur froh, dass es dir wieder besser geht. Und jetzt lasst uns essen, sonst brennt die

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