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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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Lasagne an. Liebling, holst du Val?«
    Michelle glitt aus der Tür.
    Die Lasagne war tatsächlich oben schon ein wenig schwarz, dafür in der Mitte nicht richtig gar, aber niemand von uns kommentierte das und Val, die neben mir saß, schien es nicht wahrzunehmen. Sie gurgelte mit ihrem Orangensaft und kroch, nachdem sie drei Bissen gegessen hatte, zu Dad auf den Schoß, offensichtlich weil sie mich von dort aus besser im Blick hatte.
    Dad forderte sie auf, von der Geburtstagsparty zu berichten, bei der sie nach der Schule gewesen war. Er hatte sie auf dem Nachhauseweg von der Arbeit dort abgeholt. Aber Val benahm sich, als hätte sie Schweigepillen geschluckt. Sie steckte sich den Daumen in den Mund, saugte daran und starrte dabei unverwandt zu mir herüber.
    Also berichtete Dad von seinem Tag am Set. Sie hatten einen Werbespot für eine Gesichtspflege gedreht, das Model war vergrippt und übernächtigt gewesen, aber die Maskenbildnerin, die Michelle empfohlen hatte, schien wahre Wunder vollbracht zu haben. Während Dad redete, sah ich die kleinen Falten auf seinem Gesicht und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mein Vater alt wurde.
    »Wie steht es mit Suse?«, fragte er. »Ist sie immer noch wild entschlossen, diesen Beruf zu lernen?«
    »Glaub schon«, erwiderte ich und versuchte das Bild von dem Maskenball, das in mir aufstieg, in den Hintergrund zu drängen.
    Dad berichtete Michelle, dass Faye mich heute mit nach Venice Beach genommen hatte, und fragte mich noch einmal, wie es mir dort gefallen hatte. Ich fühlte mich vorgeführt und schwieg genervt. Dad überging es und wandte sich an Michelle. »Wie ist denn dein Tag gelaufen, Schatz?«, fragte er.
    Sie saß neben ihm, sodass ich auf meiner Seite des Tisches jetzt allein war und meine amerikanische Familie im Blickfeld hatte.
    »Shally hat das Handtuch geworfen«, seufzte Michelle. »Pamela hat sie gestern Nacht aus dem Bett geklingelt, weil sie ihr Handy verlorenhatte. Nachdem Shally die Hyde Lounge durchsucht, den Sunset Strip abgelaufen und mehrere Polizeiwachen abgeklappert hatte, fuhr sie zu Pamela nach Hause und fand das Handy in der Tasche ihres Bademantels. Als Pamela dann meinte, jetzt könne sie auch gleich dableiben, um die Verträge abzuheften, hat Shally gekündigt.«
    Dad runzelte die Stirn, dann zwinkerte er mir vergnügt zu. »Du Ärmste«, sagte er zu Michelle. »Und jetzt hast du Shallys Frust abgekriegt?«
    Michelle zog eine Augenbraue hoch. »Ihren nicht. Das eben war Pamela. Sie schrie, sie könne nicht fassen, was für eine unfähige Person ich ihr vermittelt hätte. Liebling, lass das!«
    Michelle zog an Vals Arm. Meine kleine Schwester hatte ihren Daumen aus dem Mund gezogen und versuchte gerade, Dad ihren Zeigefinger in die Nase zu stecken.
    »Lass Daddy in Ruhe essen, hörst du? Ich hab dich so vermisst heute. Zeigst du mir nachher, was ihr in der Schule gemacht habt? Komm zu mir, mein Herz.«
    Sie zog meine Schwester auf ihren Schoß und vergrub ihre Nase in Vals blonden Locken. »Dich stecken wir gleich in die Badewanne. Vielleicht schaffe ich es, dir deine Wunschpunkte vom Gesicht zu waschen. Hat Dad dir nicht gesagt, dass diese Farben giftig sind? Damit soll man sich nicht auf die Haut malen.«
    Mein Dad biss sich auf die Lippen und Val verzog das Gesicht.
    Michelles Tonlage hatte sich verändert. Es war, als ob man Honig in Eistee geschüttet hätte. Auch ihr Gesicht war ganz weich geworden.
    Ich versuchte herauszufinden, wo die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter lag. Beide hatten hellblondes Haar, aber das war es eigentlich auch schon.
    »Rebecca soll mich morgen zur Schule bringen!«, unterbrach Val die Stille.
    Ich räusperte mich und wandte mich an Dad. »Gutes Stichwort«, sagte ich. »Faye hat mich gefragt, was mit meiner Schule ist. Und ich hab mir überlegt, dass ich gerne auf die Pali High gehen würde.«
    Dad hielt im Kauen inne und Michelle starrte mich an, als ob ich gerade verkündet hätte, dass ich ab morgen auf den Strich gehen wollte.
    Dad räusperte sich. »Rebecca«, begann er unsicher. »Ich freue mich ja, dass du dieses Thema ansprichst, vor allem jetzt schon, aber in Amerika läuft das mit den Schulen etwas anders. Ich weiß nicht, ob Janne dir erzählt hat, dass die öffentlichen Schulen hier ziemlich unter deinem Niveau liegen. Die Privatschulen dagegen sind wirklich hervorragend, wir haben uns schon einige angeschaut. Michelle hat hervorragende Kontakte, und was das Geld betrifft . . .«
    Ich

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