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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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mir eine riesige Pranke entgegen. »Wie schön, dass du dich für unsere Schule entschieden hast. Wir hatten lange keine Studentin aus Deutschland mehr hier. Ich liebe Deutschland. Hab mal dort Urlaub gemacht. In Hedelbarg? Hodelberg . . .?« Sie lachte sich über ihre eigene Aussprache kaputt. »Jedenfalls war es absolut wundervoll. Ihr habt wirklich das großartigste Bier. Und der Kaffee!«
    Die Riesin schlug ihre Hände vor der Brust zusammen, um sie gleich darauf wie zum Gebet aneinanderzulegen. »Und das deutsche Brot! Ich liebe das deutsche Brot. Ich könnte sterben dafür! Wie nennt ihr es? Schwarzenbroad?« Sie sprach das Wort aus, als wollte sie mit siebzehn Kaugummis im Mund Arnold Schwarzenegger sagen, und schmetterte uns eine neue Lachsalve entgegen. Ehe ich in die Verlegenheit einer Antwort kam, öffnete sich die Tür des Hinterzimmers. Ein langer hagerer Mann mit schütterem Haar trat heraus. Er stellte sich als Mister Stromberg vor und bat uns, ihm in sein Büro zu folgen.
    Dad und ich nahmen in zwei gemütlichen Ledersesseln Platz. Während Mister Stromberg meine Zeugnisse und Impfpässe überflog (die höchstwahrscheinlich Janne geschickt oder mitgebracht hatte), ließ ich meinen Blick über die hohen Bücherregale wandern, die die Wände bedeckten. Zu meinem Erstaunen sah ich jede Menge europäischer Literatur. Die Werke von Kafka, Goethe und Thomas Mann füllten ein halbes Regal und auch Agatha Christie und Charles Dickens schienen zur Lieblingslektüre meines neuen Schulleiters zu gehören.
    Anschließend stellte mir Mister Stromberg ein paar Fragen nach meinen Hobbys und Lieblingsfächern. Nachdem Dad ihm erklärt hatte, dass ich zweisprachig aufgewachsen war, schlug er vor, auf einen Aufnahmetest zu verzichten und mich gleich in die elfte Klasse zu stecken.
    »Wenn du mit irgendetwas Schwierigkeiten haben solltest, kannst du jederzeit zu mir kommen oder zu dem Tutor, der für dich zuständig ist. Er wird dir auch helfen, deinen Stundenplan zusammenzustellen.« Der Schulleiter sah mich an. »Hast du irgendwelche Fragen?«
    Ich hatte keine Fragen, ganz im Gegenteil. Schon allein das Wort Stundenplan klang so langweilig normal, dass mir sofort klar wurde, dass Faye völlig recht gehabt hatte. Das hier war zumindest für den Moment der einzig richtige Weg.
    Wenige Minuten später saß ich im Sprechzimmer meines Tutors, eines kleinen dicken Kerls mit Schnauzbart. Der Mann hieß Mister Stone und ich wählte in Rekordgeschwindigkeit meine Fächer. Als Pflichtfächer waren Englisch, amerikanische Geschichte und Mathematik vorgeschrieben und aus den Wahlkursen wählte ich Ceramics, Spanisch und Schwimmen.
    »Möchtest du dich jetzt noch ein bisschen auf dem Gelände umsehen?«, fragte Mister Stone. »Ein paar Schüler oder Lehrer kennenlernen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann beginnt dein Schultag morgen um 7:00 Uhr mit Schwimmen.«
    Mister Stone drückte mir einen Stapel Unterlagen in die Hand. »Das hier sind die Dinge, die du für den Unterricht brauchst. Herzlich willkommen in der Pali High. Wir hoffen, dass es dir bei uns gefällt.«
    Die Einkaufsliste, die ich mit Dad zu Hause durchging, war ziemlich lang. Spezielle Ordner und Hefte, Stifte in verschiedenen Farben, Bücher und ein Badeanzug mit Reißverschluss.
    Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, kam Michelle.
    »Hey«, sagte Dad. »Schon da?«
    Michelle nickte. »Heute war nicht viel los. Faye müsste jeden Augenblick mit Val kommen. Kannst du mit ihr lesen üben?«
    »Ich wollte mit Rebecca einkaufen gehen«, sagte Dad. »Alles hat wunderbar geklappt, sie kann morgen auf der Pali High anfangen. Allerdings braucht sie jede Menge Zeug.«
    »Und Val braucht einen Dad, der manchmal für sie da ist«, sagte Michelle mit einem unterkühlten Lächeln. »Wie wäre es, wenn du hierbleibst und ich mit Rebecca einkaufen gehe?«
    Dad warf mir einen unsicheren Blick zu, dann wandte er sich an Michelle. »Natürlich, gern . . . wenn es Rebecca nichts ausmacht?«
    Michelle sah mich an. »Macht es dir etwas aus, Rebecca?«
    »Äh . . . nein.«
    »Gut.« Michelle legte mir die Hand auf die Schulter. Es war das erste Mal, dass sie mich berührte. »Dann lass uns los.«
    Michelle fuhr mich in ihrem kleinen Sportwagen nach Santa Monica. Gestern hatte ich nur den Pier gesehen, heute brachte mich Michelle in die 3rd Street, eine hippe Shoppingmeile mit schicken Cafés, teuren Markenläden und einer riesigen Shopping Mall, dem Santa Monica

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