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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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küsste sie. »Ich war immer dabei.« Er legte seinen Arm um mich und so blieben wir am Ufer sitzen, bis es zu kalt wurde. Dann schlüpften wir in unsere Sachen und gingen zurück zum Auto.
    Im Haus schnappten wir uns ein paar Kochbücher aus dem Regal. Nachdem wir einstimmig beschlossen hatten zu kochen, stritten wir eine gute halbe Stunde um die Auswahl der Rezepte. Mittlerweile hatte Lucian offensichtlich eine ganze Reihe von Dingen herausgefunden, die er mochte oder auch nicht, und wir stellten verblüfft fest, dass unsere Geschmäcker kaum unterschiedlicher hätten sein können.
    »Ich esse keine Tierbabys«, sagte ich, als Lucian auf ein Rezept für Lammgeschnetzeltes mit Oliven und Walnüssen tippte.
    Ich blätterte ein paar Seiten weiter. »Was hältst du von überbackenen Schweinemedaillons in Sahnesauce?«
    »Schwein?« Lucian grunzte. »Eklig. Aber die gefüllten Paprikaschoten klingen gut.«
    »Paprika ist das einzige Gemüse, gegen das ich allergisch bin. Bananenhuhn?«
    Lucian griff sich an die Kehle und streckte die Zunge raus. »Lasagne«, sagte er.
    »Hatte ich grad. Risotto?«
    »Langweilig.«
    »Oje.« Ich stöhnte auf und knuffte ihn in die Seite. »Dann mach halt einen aufregenderen Vorschlag.«
    »Gern.« Lucians Augen funkelten und er nahm mir das Rezeptbuch aus der Hand. Dann umfasste er meine Schultern, zogmich an sich und fing an mich zu küssen, erst sanft, dann immer fordernder.
    Ich spürte die Spitze seiner Zunge an meinem Hals, meine Hände vergruben sich in seinen Haaren. Blind knöpfte ich sein Hemd auf, er streifte mir den Pulli über den Kopf und dann stolperten wir eng umschlungen zum Sofa, wo Lucian mich auf sich zog.
    »Das«, flüsterte er und nahm mein Gesicht in beide Hände, während sein Brustkorb sich unter mir hob und senkte, »das kann man nicht träumen, oder?«
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf, dann schloss ich die Augen und atmete tief ein.
    Diesmal blieben wir nicht am See, sondern fuhren zum Einkaufen nach Paso Robles, der Stadt, durch die ich auch mit Tyger gekommen war. Nachdem wir uns gegenseitig gestanden hatten, dass sich unsere Kochkünste in bescheidenen Grenzen hielten, einigten wir uns auf Spaghetti Napoli mit Salat und Eis mit heißer Schokoladensauce zum Nachtisch.
    Draußen dämmerte es bereits und die Landschaft am See kam mir noch einsamer vor als heute Vormittag. Das Wasser glänzte silbrig, und als die Sonne hinter den Bergen verschwand, färbte sich der Himmel in leuchtende Töne, von Violett bis zu einem kräftigen Orange.
    Auch die Landschaft, durch die uns der Highway führte, war wunderschön. Offenbar war diese Gegend für ihre Weine bekannt. Zu unserer Rechten zogen sich die sattgrünen Weingärten bis zum Horizont, wo sie stellenweise von bewaldeten Hügeln unterbrochen wurden. Im Vordergrund hoben sich riesige Eichen wie einsame Wächter in den immer dunkler werdenden Himmel. Scharen von Vögeln zogen vorbei, während uns auf der Straße kaum ein Auto entgegenkam.
    Kurz vor Paso Robles passierten wir ein Schild mit der Aufschrift James Dean died here .
    Wir sahen es beide, Lucian beschleunigte den Wagen und schon lag es hinter uns.
    Wir parkten im Zentrum von Paso Robles. Es gab eine hübsche historische Altstadt mit einer kleinen Kirche, einem weißen Pavillon, in dem gerade eine Kapelle spielte, zahlreiche Restaurants und lauter Winzereien, die zu Weinproben einluden. Die kleinen Läden wirkten ziemlich touristisch, mit allem möglichen Nippes und Souvenirs, und die kopfsteingepflasterten Gehwege waren so sauber, als würden sie alle paar Stunden frisch geputzt.
    Lucian und ich liefen Arm in Arm durch die Straßen und es fühlte sich ganz selbstverständlich an. Leute, die an uns vorbeikamen, lächelten uns an. Manche grüßen uns mit Hi oder How are you, und eine ältere Dame, die neben uns vor dem Schaufenster einer Confiserie stand, nannte uns a beautiful couple.
    In einer kleinen Parkanlage entdeckte ich einen Spielplatz. Nur eine Rutsche, ein Klettergerüst und eine Schaukel. Wir grinsten uns an und rannten, ohne ein Wort zu sagen, darauf zu. Lucian setzte sich nach unten, ich kletterte auf seinen Schoß, sodass unsere Gesichter einander zugewandt waren, und dann nahmen wir Schwung, flogen höher und immer höher in die Luft und lachten und warfen unsere Köpfe in den Nacken, in einem Augenblick, der endlos war.
    »So, who is cooking tonight?«, fragte uns die Kassiererin im Supermarkt, wo wir schließlich unsere Einkäufe

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