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Lucian

Lucian

Titel: Lucian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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bezahlten.
    Wir kochten zusammen.
    Als wir zurück ins Haus kamen, war es bereits kurz nach zehn. Ich hatte Kerzen in einer Schublade gefunden, die ich in Kerzenhaltern und auf kleinen Untertellern verteilte, und Lucian hatte eine Beethoven-CD aufgespürt.
    Er drehte die Musik voll auf und bereitete dann den Salat vor, während ich Tomaten für die Nudelsauce kleinschnitt. Als ich die Zwiebeln häutete und überlegte, ob ich sie in Streifen oder Stücke schneiden sollte, ertönten die Klaviertöne der Mondscheinsonate.
    »Dieses Lied habe ich an dem Abend gehört, als es passierte«, sagte ich.
    Lucian runzelte die Stirn.
    »An dem Mittwoch, an dem du nachts vor meinem Fenster gestanden hast, da hatte ich zum ersten Mal dieses Gefühl in meiner Brust. Ich war mit Janne und Spatz auf dem Dachboden. Wir haben alten Kram für den Flohmarkt aussortiert. An diesem Abend habe ich auch den kleinen Bären wiedergefunden.«
    Und zum ersten Mal den Albtraum gehabt, fügte ich in Gedanken hinzu. Meine Augen tränten von den Zwiebeln. Lucian nahm mir das Messer aus der Hand und zog mich in seinen Arm.
    »Ich habe es auch gefühlt«, sagte er und legte meine Hand auf seine Brust. »Ein feiner Riss, ganz tief hier drin. Ich wusste, dass ich von irgendetwas getrennt worden war, aber ich wusste nicht, wovon.«
    Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Als ich in dieser Nacht vor deinem Fenster stand, war alles dunkel. Außen und innen. Dann ging plötzlich das Licht an und du hast von oben zu mir heruntergeschaut in deinem weißen Trägerhemd. Komisch, oder? In diesem Augenblick warst du mein Engel.«
    Er grinste schief. »Aber als Köchin bist du wirklich ziemlich lausig.«
    »Wieso?«
    Er hielt mir ein Tomatenstück unter die Nase. »Hat dir niemand beigebracht, dass man die Tomaten häuten muss, wenn man eine echte Tomatensauce macht? Das weiß ja sogar ich.«
    »Du kannst gern zurück nach Hamburg fliegen und dich von der Chefköchin verwöhnen lassen«, drohte ich.
    »Nein danke, ich glaube, ich liebe Haut in der Sauce«, entgegnete Lucian und lachte sein leises, raues Lachen.
    Wir aßen auf der Veranda. Lucian hatte eine Decke und ein paar Kissen auf dem Holzboden ausgebreitet und ein paar Windlichter angezündet, die er im Haus gefunden hatte. Auch die Katze kam von ihrer Streiftour zurück und strich uns schnurrend um die Beine. Ich hatte im Supermarkt ein paar Brekkies gekauft, die ich ihr jetzt in eine Schale schüttete. Gierig fiel sie darüber her, danach sprang sie mit einem Satz auf den Schaukelstuhl, gähnte herzhaft, leckte sich das Mäulchen und rollte sich zu einer schwarzen Kugel zusammen.
    Wir stellten den Topf mit den Nudeln und die Salatschüssel auf ein Tablett vor uns und fütterten uns gegenseitig, wobei wir die meiste Zeit kicherten, weil wir so damit beschäftigt waren, uns mit den Augen zu verschlingen, dass wir ständig kleckerten. Wie in der Nacht auf dem Dach von Tygers Haus tranken wir Champagner, den wir im Keller entdeckt hatten, und waren ziemlich schnell ziemlich beschwipst.
    Das Vanilleeis aßen wir aus der Packung. Wir kippten die warme Schokoladensauce hinein und irgendwann befahl mir Lucian die Augen zu schließen.
    »Mund auf«, sagte er. »Hier kommt ein Löffelchen für dich.«
    Ich streckte die Zunge raus und zuckte zurück, als ich statt der Eiscreme kalte Tomatensauce schmeckte.
    »Hey, du Ekel!«, rief ich und versuchte Lucian den Löffel aus der Hand zu reißen, aber er streckte ihn hoch in die Luft und ich kitzelte ihn, bis er wie ein Käfer auf den Rücken fiel und lachend um Gnade bettelte.
    Ich streckte mich neben ihm aus. Der Mond war noch nicht zu sehen, aber der Himmel war jetzt voller Sterne. Unzählige pulsierende Lichtpunkte sprenkelten das tiefe Schwarz. Eine Weile lagen wir einfachnur schweigend beieinander, die Füße in Richtung Haus, die Köpfe in Richtung Himmel. Auf dem Schaukelstuhl maunzte die Katze leise im Schlaf und durch die Blätter der Bäume rauschte der Wind.
    »Darf ich dich was fragen, Rebecca?«, sagte Lucian in die Stille hinein. Er klang so ernst, dass ich zusammenzuckte.
    »Ja«, erwiderte ich und stützte mich auf meinen Ellenbogen. »Was willst du denn wissen?«
    »Wie geht Spitz pass auf?«
    »Was?« Ich musste husten. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Wie immer.« Lucian tippte mir auf die Nase. Er lächelte, nur mit dem einen Mundwinkel, und genau wie damals auf dem Flohmarkt erschien auf seiner Wange ein Grübchen. »Ich hab davon geträumt. Du

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