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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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erkennen.
    Aus dem Funkgerät kam Harvey Grants
völlig erschöpfte Stimme. »Keine Zeit für
Formalitäten. Ich bringe einen sehr müden Vogel stracks heim
ins Nestchen.«
      Sloane ließ das Glas sinken.
»Klingt nicht gut. Volle Alarm bereitschaft. Alles für
Notlandung vorbereiten.«
      Die Junkers kam in fünfhundert
Fuß Höhe auf die Küste zu. Der Wind pfiff durch die
zersplitterte Frontscheibe. Collinsons Gesicht war blau vor Kälte.
Er kauerte hinter Grant und hatte dem Piloten beide Hände auf die
Schultern gelegt, wie um ihn zu stützen.
      Grant hielt krampfhaft die
Steuersäule fest, ein leichtes Lä cheln schien auf seinem
Gesicht eingefroren zu sein. Nach dem Treibstoffmesser war der Sprit
schon vor einer Viertelstunde ausgegangen.
      Als der Flugplatz in Sicht kam, die
von zwei parallelen Rei hen funkelnder Pistenfeuer deutlich markierte
Landebahn, be gann der Backbordmotor zu spucken.
      »Jetzt ist's soweit«,
sagte Grant. »Festhalten und beten, Joe.« Er fegte
über die Palmwipfel am Nordende der Piste und sah den
Fahrzeug-Konvoi, der sich von rechts, vom Kontrollge bäude her,
zur Landebahn bewegte. Die Junkers sackte fast durch. Er gab noch ein
letztes Mal heftig Gas, um sie abzufan gen, und wie durch ein Wunder
erwachte die Maschine für kurze Zeit aufbrüllend zum Leben.
      Er machte die miserabelste Landung
seines Pilotendaseins. Zwei heftige Landestöße, ehe sie
kreiselnd zum Stehen kamen, Sand sprühte in einer gewaltigen Wolke
hoch, als das Heck herumschwang, einen vollen Kreis beschrieb.
      Dieser Vogel hatte jetzt ganz entschieden den Geist aufgege ben.
      Grant hörte das Kreischen der
Bremsen, als die Rettungs fahrzeuge hielten, er fühlte, daß
Collinson ihn entsetzt an bei den Schultern rüttelte. Stimmen
waren ringsum, viele Stimmen, ein wirres Geschrei, und dann schlug er
die Augen wieder auf und sah, daß Sloane sich über ihn
beugte.
      Grant lächelte. »Nicht wettern, Sir, diesmal nicht. Ich bin ausnahmsweise richtig stolz auf mich.«

      Luciano und Barbera gingen hinaus auf
die Terrasse. Lucia no hörte Wasser in den Abflüssen gurgeln,
aus zahlreichen Springbrunnen plätschern. Früher hatte es
geheißen, wer das knappe Wasser auf Sizilien in Besitz hat, der
hat die ganze In sel, und die Mafia hatte das beherzigt.
      Im Licht, das aus den
rückwärtigen Fenstern fiel, sah er die üppige,
subtropische Vegetation sich um das Haus drängen. Den Orangenhain
und die Mandelbäume konnte er zwar nicht sehen, aber er roch ihren
Duft. Palmen wiegten sich in einer leichten Brise, und von den
Dachrinnen der Veranda tröpfelte der Regen.
      Er holte tief Atem. »Ich hatte vergessen, wie es sein könnte.«
      »Das wirkliche Sizilien?« fragte Barbera.
      »Das kommt ganz darauf an.«
      Unterhalb der Veranda und fünf
Meter jenseits des Garten pfads zitterten ein paar Blätter, und
ein Gewehrlauf kam zum Vorschein. Luciano schickte mit dem
ausgestreckten linken Arm Barbera zu Boden und faßte unter dem
Jackett nach dem Revolver, den er im rückwärtigen Hosenbund
stecken hatte. Er zog die Waffe und feuerte, beides in einem Zug. Eine
Maschi nenpistole wirbelte durch die Luft, man hörte einen
erstickten Laut, und ein Mann fiel aus dem Gebüsch und rollte auf
den Rücken.
      Luciano kauerte sich nieder. »Er war bestimmt nicht allein«, flüsterte Barbera.
    Savage kam mit einem M I in der Hand durch die
offene Tür herausgerannt. Ein Schuß ertönte aus dem
Gebüsch zur Rech ten, zu weit entfernt, um Schaden anzurichten.
      Luciano setzte mit einem gewaltigen
Sprung über die Brü stung, stürzte auf den Rasen,
überschlug sich und kam unge fähr zwei Meter von dem zweiten
Schützen zum Stehen. Der Mann umklammerte mit beiden Händen
eine Flinte mit abge sägtem Lauf.
      Luciano feuerte und traf ihn in den rechten Arm. Der Mann ließ mit einem Aufschrei die lupara fallen, und Savage leerte das ganze Magazin seines M I in den Mann und
schleuderte ihn rücklings ins Gebüsch. Luciano sagte:
      »Er hätte am Leben bleiben
sollen, damit er uns hätte sagen können, was das alles zu
bedeuten hat.«
      Savage starrte ihn benommen an,
während Barbera und Carter zu Luciano liefen, der auf die Leiche
eines etwa sieb zehnjährigen Jungen blickte.
      Barbera hob die Flinte auf. Die lupara ,
die klassische Waffe für einen Ritualmord der Mafia. Er wandte
sich an Luciano: »Die beiden waren hinter Ihnen her.«
      »Hinter mir?« Luciano war verblüfft.

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