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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gelandet.«
      Carter explodierte. »Das fehlt
uns gerade noch. Detweiler latscht kreuz und quer durch die Gegend! Der
Mann muß ver rückt geworden sein. Ich meine, was passiert,
wenn er ge schnappt wird?«
      »Das kommt alles wieder ins
Lot, Harry, Sie werden sehen«, beruhigte Barbera ihn. »Ich
verständige meine Leute. Den ha ben wir bald aufgefischt.«
Er grinste und legte Carter die Hand auf die Schulter. »Wie ich
Ihnen schon früher sagte, es kommt nur darauf an, daß man
richtig lebt.«

    Im vergangenen Jahr war Jack Savage, damals Kurier
der OSS im besetzten Frankreich, in einem Café in Tours einge
kehrt, einer Relaisstation auf dem Weg nach Spanien. Er war prompt
festgenommen und ins Hauptquartier des deutschen Sicherheitsdienstes
gebracht worden, wo man ihn drei Tage lang brutal verhörte, ehe er
unter Bewachung in einen Zug nach Paris gesetzt wurde. Die Endstation
hieß GestapoHauptquartier in der Rue des Saussaies. Er
tötete einen Wach posten, der dumm genug gewesen war, ihm den
Rücken zu kehren, und sprang kurz vor Orleans aus dem Zug.
  Danach folgte ein fünftägiger abenteuerlicher
Fußmarsch, der ihn schließlich über die Pyrenäen
und nach Spanien brach te.
      Es war ein seltsames Gefühl,
wieder das gejagte Wild zu sein, ein Gefühl, dem kein anderes
gleichkam, und er empfand die wohlvertraute nervöse Erregung, die
alle Sinne schärfte, als er am Rand eines kleinen Plateaus
stehenblieb und zurück blickte.
       Es war nichts zu sehen, aber er konnte, nur noch schwach und weit entfernt, die Rufe der Soldaten hören.
      Rosa sagte: »Sie können uns nicht fangen, nicht in diesen Hügeln.«
      »Aber Maria?« fragte er. »Und Luciano?«
      »Wir können nichts
für sie tun«, erwiderte sie bedrückt. »Die beiden
müssen sich selber helfen. Jetzt müssen wir weiter.«
      Der Regen hatte wieder nachgelassen,
dafür begann ein hef tiger Wind durch die Bäume zu fegen, und
die Wolken rasten sturmgepeitscht über den Himmel, so daß
der Mond nur dann und wann zwischen ihnen aufschien.
      Rosa wählte nicht den Weg quer
zum Hang, sondern strebte direkt bergan. Der Aufstieg wurde immer
steiler und schließ lich fast lotrecht; aus dem nackten Fels
wuchsen grobe Grasbü schel. Dann gelangten sie an den Fuß
einer Halde aus losem Geröll und Tonschiefer. Rosa kletterte
hinauf, und Savage
    folgte ihr.
    Einmal versuchte er, sich an einem Felsbrocken
hochzuzie hen, doch der Stein löste sich und polterte in
großen Sprüngen die Bergflanke hinab. Das Echo verhallte in
der Nacht.
      Rosa wandte sich zu Savage um. »Alles in Ordnung?«
      »Klar. Gehen Sie nur weiter.«
      Bald darauf flachte das Gelände
ab, und Savage stand am Rand eines breiten Plateaus. Er drehte sich um
und spähte hin unter in das dunkle Tal, konnte jedoch nichts
sehen. Nur Leere war da, und der immer stärker auffrischende Wind
blies ihm eisig ins Gesicht.
      Rosa trat zu ihm. Er sagte: »Was jetzt?«
      Sie wies über das Plateau, und
im spärlichen Mondlicht sah er, daß drüben eine hohe
Felswand aufragte. Er sagte leise: »Ist das denn wirklich zu
schaffen?«
      »Aber ja. Sie werden sehen.«
      Zwischen verstreuten Felsbrocken
hindurch ging sie ihm quer über das Plateau voran. Als sie am
Fuß der Felswand an langten, sah Savage, daß die
Fläche nicht senkrecht, sondern in terrassenförmig
geschichtete, gigantische Blöcke gegliedert war, die meisten
rissig und zerklüftet.
      Rosa sagte: »Kleine Jungen weiden hier oben Ziegen.«
      Savage fuhr sich mit der Hand
über den Mund, seine Kehle war ausgetrocknet, Furcht wühlte
in seinen Eingeweiden. Nie mand wußte, daß er an
Höhenangst litt. Er war ein tapferer Mann und hatte sich mehrmals
in höchste Lebensgefahr bege ben, hatte Gegner im Nahkampf
getötet und war dennoch nie mit offenen Augen aus einem Flugzeug
gesprungen und hatte Höllenqualen durchgemacht, als er sich beim
Einsatztraining in Achnacarry in Schottland von Felswänden hatte
abseilen müs sen.
    Rosa begann mit dem Aufstieg. Er schluckte tapfer
und zwang sich, ihr zu folgen. Der Wind fuhr durch seine alte
Tweedjacke. Wetterleuchten zuckte über die Berggipfel, und es fing
wieder an zu regnen.
      Wenigstens konnte er nichts sehen,
wenn er hinunterblickte. Er machte halt, holte mit geschlossenen Augen
tief Atem, um sich zu beruhigen. Als er die Augen wieder öffnete,
kauerte Rosa neben ihm.
      »Alles in Ordnung?«
      Er nickte. »Prima.«
      Aber sie wußte, was los

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