Luciano
nicht sehen, machte kein Hehl aus meinen Gefühlen. Und
jetzt tauche ich unter solchen Umständen plötzlich auf, und
er sollte beflissen antanzen, wie wenn man einem Hund pfeift.«
Mit gesenktem Kopf ging sie weiter auf das Haus zu, und Lu ciano schlug
den Weg hinunter ins Tal ein.
Kurz nach Mitternacht schleppten sie
Detweiler hinaus in den Hof hinter der Polizeikaserne. In der Mitte
standen zwei Pfosten. An den einen war ein magerer, hohlwangiger Mann
in zerlumpten Kleidern gebunden. Man hatte ihn offenbar brutal
geprügelt, wie Detweiler sehen konnte, als er an den zweiten
Pfosten geschnallt wurde.
Suslow sagte: »Also, jetzt ist es soweit. Keine letzte Zigaret te. Die sind Mangelware.«
Detweiler sah noch das
Erschießungskommando auf der an deren Seite des Hofes, dann
stülpte ihm der Ukrainer einen schwarzen Sack über den Kopf.
Sein Gehirn versagte den Dienst, und sein Mund war so trocken,
daß er nicht schreien konnte. Eine Pause trat ein, die ewig zu
dauern schien, dann ein gebellter Befehl, eine jähe Gewehrsalve.
Detweiler hatte sich nicht einmal an
seinem Todespfahl auf gebäumt, er hing nur apathisch in den Riemen
und hörte, daß Schritte auf ihn zukamen.
Der Sack wurde ihm vom Kopf gerissen, und Suslow sagte: »Immer noch in unserer Mitte, wie ich sehe.«
Detweiler drehte den Kopf und sah,
daß der Mann neben ihm blutüberströmt am Pfahl hing,
der Kopf war kraftlos zur Seite gesunken.
»Immer auf Nummer Sicher
gehen«, sagte Suslow. Er zog die Walther und gab aus
nächster Nähe einen Schuß auf den Mann ab.
Knochensplitter und Blut spritzten umher, der Körper sackte
zusammen, und Detweiler stieß einen lauten Schrei aus.
Suslow machte den Wachen ein Zeichen. »Bringt ihn rauf.«
Detweiler war nur halb bei
Bewußtsein, als sie ihn in die Mitte nahmen und treppauf
führten. Sie ließen ihn in einen Sessel fallen, und als er
die Augen öffnete, sah er, daß er in Meyers Büro war.
Der Major trat hinter dem
Schreibtisch hervor. »Noch immer nichts zu sagen? Nun, das wird
bald anders werden.« Er hielt eine Injektionsspritze hoch.
»Scopolamin, auch bekannt als Wahrheitsserum. «
Detweiler versuchte, sich zu wehren,
aber Suslow und die Wachposten hielten ihn eisern fest, während
Meyer zu ihm trat und seinen Ärmel hochrollte.
Es war sehr heiß, sehr still auf dem
Olivenhang, in der Ferne grollte Donner, als Luciano ein Päckchen
Spielkarten aus der Tasche zog, das er im Haus gefunden hatte. Er nahm
sechs Karten heraus und legte sie in einer großen Felsspalte aus.
Dann ging er weg.
Früher einmal konnte er die Waffe ziehen, sich
umdrehen und die sechs Spielkarten auf diese Entfernung treffen, alles
in einer einzigen Sekunde, aber das war lange her. Seine Hand griff
unter das Jackett, fand den Kolben der Smith and Wesson. Er zog, drehte
sich um, kauerte nieder und feuerte mit ausge strecktem Arm sehr
schnell hintereinander.
Dann ging er zur Felsspalte, um sich
die Karten anzusehen, und lud ihm Gehen seine Waffe nach. Drei von
sechs. Nicht übel, nach allem.
Luca sagte: »Die sichere Hand hat also ihre Sicherheit verlo ren.«
Luciano drehte sich um und sah Luca ein paar Meter entfernt auf einen Stock gestützt dastehen.
»Wollen Sie's probieren?«
Luciano reichte ihm die Waffe. Luca
wog sie auf der Hand fläche, dann schoß er sie sehr
bedächtig leer. Er traf vier der sechs Karten.
»Nicht schlecht«, sagte
er. »Hat einen leichten Rechtsdrall. Vielleicht könnten Sie
den Abzug lockern.«
Luciano nahm die Waffe wieder an sich und lud sie neu. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen.«
»Ganz meinerseits, Don
Salvatore, auch wenn Ihre Reise vergeblich ist. Wie sind Sie auf diesen
Unfug verfallen? Hat man Ihnen Strafaussetzung versprochen?«
»Nur als Möglichkeit«, sagte Luciano. »Ich habe nichts Schriftliches.«
Luca war überrascht. »Warum sind Sie dann gekommen?«
»Don Antonio, Sie waren selber im Gefängnis. Sie wissen,
wie es ist. Können Sie sich vorstellen, was
eine Verurteilung zu dreißig bis fünfzig Jahren bedeutet,
für etwas, das man gar nicht getan hat?«
Luca nickte. »Ich verstehe, daß alles andere besser scheint.«
Luciano sagte: »Und wie steht's mit Maria?«
»Maria und ich haben einander nichts zu sagen.«
»Also wollen Sie Carters Bitte nicht erfüllen?«
Luca sagte:
»Salvatore, was hat dieser
Unsinn mit uns zu tun? Was im mer
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