Luciano
außerordentlich schonend behandelten, Herr
Oberst. Wissen Sie, wer er war? Sergeant der amerikanischen Ranger
Division.«
Koenig schaute fragend Guzzoni an,
und der General nickte. »Laut Protokoll sprangen er und noch ein
paar Leute vorge stern nacht mit dem Fallschirm ab. Er wurde von den
anderen getrennt und landete im falschen Tal.«
»Lesen Sie doch selbst«,
sagte Meyer. »Ihr alter Freund Carter, jetzt offenbar Colonel
Carter, den Sie sich letztesmal durch die Finger schlüpfen
ließen, war unter ihnen und ein paar interessante
Begleiter.«
Guzzoni reichte Koenig die Akte, und der Oberst ging zum Fenster und las. Nach einer Weile drehte er sich um.
»Wie sind Sie zu diesen Informationen gekommen?«
Meyer zuckte die Achseln. »Spielt das eine Rolle?«
»Für mich schon. Ich möchte mir die Leiche ansehen.«
Guzzoni sagte:
»Oberst Koenig, die moralische
Seite dessen, was hier ge schah, ist eine Sache, aber die Fakten sind
eine andere. Offen gesagt, dieser Plan der Amerikaner, sich bei der
bevorstehen den Invasion der Hilfe der Mafia zu versichern, hat eine
Menge für sich. Nach dem, was Detweiler im Verhör aussagte,
ist die ser Luciano tot, aber Colonel Carter hat noch immer Antonio
Lucas Enkelin bei sich. Luca besitzt auf Sizilien immensen
Einfluß, glauben Sie mir. Wenn er den Wünschen der Ameri
kaner nachkommt, dann ist alles möglich.«
»Vielleicht ist er ihnen bereits nachgekommen«, sagte Koe nig.
Guzzoni spreizte die
Hände. »Andererseits hatten sie für ihr Vorhaben nicht
viel Zeit zur Verfügung. Gehen wir einmal von dieser Annahme aus.
Dieses Kloster, das sie als Operationsba sis benutzten, das Kloster der
Dornenkrone Christi in der Nähe von Bellona. Kennen Sie es?«
»Ja«, erwiderte Koenig.
»Die Franziskaner vom Kloster der
Dornenkrone Christi«, sagte Guzzoni. »Ja, jetzt erinnere
ich mich. Vor ein paar Jahren gab es einen großen Skandal. Eine
Gerichtsverhandlung in Pa lermo. Die Presse nannte sie die
Mafia-Mönche. Von dort könnte Gefahr drohen.«
»Wenn Sie gestatten, Herr
General, das glaube ich nicht«, sagte Meyer. »Ich kann in
vier Stunden droben sein. Ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, sind wir
schon durchs Tor. Wenn Carter und seine Leute noch dort sind, machen
wir kurzen Pro zeß, das garantiere ich Ihnen.«
Koenig lachte bitter. »Im
Kloster wüßte man bereits, daß Sie anrücken, noch
ehe Sie auf fünfzehn Kilometer herangekom men sind. Jeder
Schafhirte in den Bergen, jeder Ziegenhüter ist auf irgendeine Art
mit der Widerstandsbewegung verbunden. Sie senden ihre Signale von
Gipfel zu Gipfel. Eine offene An näherung wäre völlig
unmöglich.«
Meyer wollte etwas einwenden, doch
Guzzoni schnitt ihm ungeduldig das Wort ab. »Oberst Koenig, was
Kriegführen in diesem Land bedeutet, wissen Sie besser als irgend
jemand sonst, das ist allgemein bekannt. Gibt es Ihrer Meinung nach
überhaupt eine Möglichkeit, Colonel Carter und seine
Begleiter dingfest zu machen, vor allem diese junge Frau, Lucas
Enkelin, Schwester Maria Vaughan. Ihre Ergreifung ist von höchster
Wichtigkeit.« Er lächelte verbindlich. »Ich muß
wohl auch nicht eigens betonen, daß in diesem Fall mit
Samthandschuhen vorgegangen werden muß. Wir wollen den Vatikan
nicht ver ärgern, wenn es sich irgend vermeiden
läßt.«
»Aber, Herr General«,
protestierte Meyer, »die Frau ist eine Spionin und als solche zu
erschießen, das sieht sogar die Gen
fer Konvention vor.«
»Eine Frage der Einstellung, nehme ich
an«, sagte Guzzoni. »Wir Italiener sehen diese Dinge
anders, und wir sind schließ lich eine sehr alte Rasse.« Er
entnahm dem Elfenbeinetui eine Zigarette.
»Nun, Oberst Koenig?«
Brandt, der die ganze Zeit schweigend
dabeigestanden war, trat flugs näher und gab dem General Feuer.
Koenig sagte: »Es gibt eine Möglichkeit, Herr General. Einen
Fallschirmab sprung.«
»Wäre das durchführbar?«
»Das kann ich nicht mit
Sicherheit sagen. Ich müßte erst Rat einholen. Gestatten
Sie?« Guzzoni nickte, und Koenig sagte zu Brandt: »Meldung
an Oberst Kubel, Luftwaffenbasis Otranto. General Guzzoni
läßt grüßen und bittet Oberst Kubel, so rasch wie
möglich hierherzukommen.«
Brandt machte schneidig auf dem Absatz kehrt und ver schwand im Laufschritt.
»Ausgezeichnet«, sagte
Guzzoni. »Und jetzt, da wir unsere letzte Mahlzeit in Palermo
einnahmen, schlage ich ein spätes Mittagessen vor.« Er
wandte
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