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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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über
die Ziegeldächer. Luciano sagte: »Ein langer Weg von Ihrem
Kloster in Liverpool bis hierher.«
      »O ja«, sagte sie.
»Zu lang, um ihn wieder zurückzugehen.« Als sie zu ihm
aufblickte, lag ein unendlich trauriger Ausdruck auf ihren Zügen.
»Das weiß ich jetzt.«
      Luciano fiel nichts ein, was er sagen
könnte. Er blieb einfach stehen und sah ihr nach, als sie wieder
hinunter in den Hof ging und durch die Tür verschwand.

      Um vier Uhr morgens, noch im Schutz
der Dunkelheit, hat ten Meyer und seine Leute in einem gepanzerten
Lastwagen und drei Kubelwagen im Pinienwald am Südende des Tales,
ungefähr acht Kilometer vom Kloster entfernt, Posten bezogen.
      Suslow trat zu Meyer, der neben dem
vordersten Gelände wagen stand und auf die Uhr sah. »In
einer Stunde müßten sie starten, genau um fünf
Uhr.«
      Der Himmel über den Bergen war bleich, und Meyer blickte durch ein Zeiss-Nachtglas zum Kloster hinauf.
    »Ob das klappen wird, Herr Major?« fragte Suslow.
    »Natürlich klappt es«, sagte
Meyer. »Ich mag Koenig nicht, daraus mache ich kein Hehl. Ich
halte ihn nicht für einen guten Deutschen, und ich habe von ihm
Bemerkungen gehört, die auf eine gewisse Mißachtung des
Führers schließen lassen. Aber als Soldat ist er einmalig.
Wenn überhaupt jemand diese Sache durchziehen kann, dann
er.«
      »Und danach?«
      Meyers Lächeln war eisig. »Ach, das ist natürlich wieder et was völlig anderes.«

      Auf der Luftwaffenbasis von Otranto
fegte der Regen in hef tigen Güssen über das Flugfeld, aber
die Motoren der Ju 52 liefen bereits auf Touren. Kubel beugte sich aus
dem Fenster des Cockpits und hob den Daumen.
      Die Männer, angeführt von
Brandt, waren bereits an Bord, und Koenig stand mit Guzzoni neben dem
geöffneten Einstieg. Er trug die Tarnkombination der
SS-Fallschirmspringer, und quer über seiner Brust hing eine
Maschinenpistole.
      Guzzoni sagte:
      »Glauben Sie wirklich, daß Sie unter derartigen Bedingun gen abspringen können?«
      »Meine Männer sprangen bei
Maleme ab, sie sprangen über Stalingrad ab, und sie würden in
die Hölle springen, wenn ich den Befehl dazu gäbe.«
Koenig salutierte. »Aber jetzt, glaube ich, wird Kubel
allmählich ungeduldig.«
      Guzzoni drückte ihm herzlich die Hand. »Was kann ich Ih nen sagen?«
      »Ich glaube, gar nichts ist
unter den gegebenen Umständen das Beste.« Koenig klemmte
sich das Ende seiner Halteleine zwischen die Zähne und kletterte
in die Junkers. Der Einstieg
    wurde geschlossen, und Guzzoni trat zurück.
    Kubel gab Gas, und die Junkers rollte hinaus in
Regen und Dunkelheit. Die Pistenbeleuchtung war wegen eines jederzeit
möglichen Luftangriffs der Alliierten nicht angeschaltet. Nur
jetzt, für die letzte Strecke vor dem Abheben, strahlte sie kurz
auf. Das Donnern der Motoren erfüllte die Morgenluft, als Ku bel
beschleunigte und die Junkers die Piste entlangraste, daß zu
beiden Seiten der Regen aufspritzte.
      Guzzoni sah zu, wie sie sich
über die Bäume erhob und in den grauen Morgen verschwand. Er
fröstelte, zog die Pelerine enger um sich und wandte sich zum
Gehen.

      Im Kloster lag Carter in einem
unruhigen Schlaf, seine Hän de ballten sich um Laken, die von
seinem Schweiß getränkt waren. Auf einem Stuhl neben dem
Bett schlief Maria den Schlaf völliger Erschöpfung. Die
Decke, in die sie sich einge hüllt hatte, war zu Boden geglitten.
Luciano, der in der Fen sternische saß, ging zu ihr hin, hob die
Decke auf und legte sie über Maria. Der Wind heulte gespenstisch
um die Mauern. Lu ciano zündete sich eine Zigarette an, stellte
sich ans Fenster und spähte hinaus. Plötzlich schauderte er.

      Savage war so müde, daß
er, ohne sich erst auszuziehen, auf das schmale Lager in einer der
Mönchszellen fiel und augen blicklich einschlief.
      Er konnte sich nicht erinnern, wann
Rosa zu ihm gekommen war, aber als er kurz vor Tagesanbruch erwachte,
lag sie in seiner Armbeuge.
      Sie regte sich schlaftrunken. »Savage, bist du das?«
      »Wer denn sonst?«
      Sie lächelte, immer noch halb im Schlaf, dann hob sie den
    Kopf. »Was ist das? Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
    »Der Wind«, sagte er. »Nur der Wind. Schlaf weiter.«
    Sie schloß die Augen wieder und vergrub das Gesicht an sei ner Schulter.

    17

    In tausend Fuß Höhe war die Aussicht in der Morgendäm
    merung trotz des heftigen Regens hinreißend
schön. Gebirgs ketten, Gipfel und Grate, wohin man blickte,

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