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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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hatte vor dem Fernseher gesessen und zugesehen, wie der Mensch seine ersten Schritte auf dem Mond tat, und sich gefragt, was die Menschheit sich als Nächstes würde einfallen lassen. Sam hatte mehrere Stunden auf sie gewartet, und als sie zaghaft an seine Tür geklopft hatte, war ihm alles klar gewesen. Normalerweise klopfte sie nie an. Dafür verstanden sie sich viel zu gut.
    »Du weißt, dass ich fort muss«, sagte sie plötzlich, als wollte sie verzweifelt, dass er ihr glaubte. »Ich kann nicht mehr bei dir bleiben.«
    »Warum?«, fragte er einfach.
    »Mein Haus stirbt.« Sie schrie ihm die Worte fast ins Gesicht, denn sie wusste, dass ihm Thor und Odin und der ganze Rest ihrer alten, einstmals mächtigen Familie völlig egal waren. »Walhalla liegt im Sterben.«
    Ab mit Schaden. »Und darum musst du losziehen und an Thors Seite die Prinzessin markieren. Ja, ich glaube, ich kenne die Story. Es ist das Märchen von der Prinzessin und dem Bettelknaben, in dem die schöne Prinzessin gezwungen wird, für Volk und Vaterland den Prinzen zu heiraten. Und der arme
    Bettelknabe darf weiter Mist schaufeln wie alle anderen vertriebenen Bauern.«
    »Lucifer...«, begann sie, mit einem flehenden Unterton in der Stimme.
    »Dann geh doch!«, schnappte er, plötzlich entschlossen. »Tu, was du glaubst tun zu müssen. Tu es jetzt und schau nicht zurück. Ich werde mich an unsere Abmachung halten; ich schwöre es. Du wirst nichts mehr von mir hören. Erst wenn du es selbst willst«
    Wenn überhaupt, so machte dies alles noch schlimmer. Aber das hatte er ja vorher schon gewusst.
    »Sebastian! Lucifer! Schau mich an.« Freya konnte alle Gefühle auf einmal zeigen, und sie waren alle echt. Auch das war eine Gabe der Tochter der Liebe. »Nein.«
    »Warum nicht?« Er zuckte die Schultern.
    Als sie näher trat, starrte er gebannt auf den schwarzweiß flackernden Bildschirm, wo ein Mann in einem weißen Raumanzug eine viertel Million Meilen entfernt auf einem Stück toten Gesteins auf und nieder hüpfte. Er fragte sich, ob die Weltenpfade auch zum Mond oder zu anderen Planeten führten oder ob Chronos andere Kinder für jenen Zweck gezeugt hatte.
    Er spürte Freyas Wärme, als sie neben ihm niederkniete. Er spürte ihren Atem seinen Nacken kitzeln und schloss die Augen.
    »Du kannst die Augen nicht auf ewig davor verschließen«, sagte sie leise. »Ich muss so handeln. Das weißt du. Wir haben alle Dinge tun müssen, die zu dem Zeitpunkt übereilt oder schmerzlich oder hart erschienen, doch auf lange Sicht zahlt es sich aus! Wir haben so ein langes Leben. Man kann nicht immer für die Gegenwart leben - früher oder später muss man an die Zukunft denken, einfach weil es so viel davon gibt. Und wenn die Zukunft auf ihrem gewundenen Weg wieder die Gegenwart erreicht hat - ja, dann ist es Zeit, zu lachen und zu lieben und ein Geschöpf des Jetzt anstelle des Morgen zu sein, frei von allen Kümmernissen. Doch um jene Zukunft zur Gegenwart zu machen, musst du denken und handeln wie unser Vater. Sei ein Kind der Notwendigkeit, tu das, was getan werden muss. Ich möchte, dass du das verstehst.«
    »Verstehen?«, antwortete er mit einem Auflachen. »Du willst den notwendigen, illegitimen Sohn der Zeit Verständnis lehren?« Er drehte sich um und sah ihr direkt ins Gesicht. Sie wich seinem Blick nicht aus, so schwer es ihr fiel.
    »Ich liebe dich. Und auch wenn ich verstehen kann, warum du gehst und wohin, verstehe ich nicht, warum ich, der ich ein ganzes Leben damit verbrachte habe, allzu gut zu verstehen, dich nicht gehen lassen kann. Ich habe mein ganzes Leben nach Vernunft und Logik gelebt, aber jetzt..,« Er zuckte wieder die Schultern und wandte den Blick ab. »Deine Logik scheint die meine untergraben zu haben. Ich glaube, es gibt eine Grenze für das Ausmaß an Vernunft im Universum. Je mehr der eine davon hat, umso weniger hat der andere. Es ist eine Frage des Gleichgewichts; man muss versuchen, den Punkt zu finden, an dem Vernunft und Logik bei allen Beteiligten ausgewogen ist, sodass sie einander schließlich auf gleicher Höhe in die Augen sehen können.«
    Sie lächelte leicht, doch es lag kein Humor darin. Ganz behutsam gab sie ihm einen langen, zärtlichen Kuss. Als sie sich von ihm löste, lächelte sie immer noch, doch alles, was er tun konnte, war, sie in stummem Verlangen anzuschauen.
    »Ich liebe dich, Lucifer. Ich möchte, dass du das weißt.«
    »Ich liebe dich auch. Ich weiß aber, dass es keinen Unterschied

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