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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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macht.«
    »Wenn du das glaubst, dann hast du wirklich nichts verstanden.« Sie stand auf und ging zur Tür.
    Kr drehte sich um, um ihr nachzuschauen. Er wünschte sich, sie würde gehen, als ob sie nie da gewesen wäre. Er betete darum, dass sie innehalten und zurückkommen würde. »Freya!«, rief er, als sie die Tür erreichte. Kniend richtete er sich auf, streckte die Hände aus wie ein Bettler. Sein Gesicht war heiß, sein Herz raste. »Freya!« Sie drehte sich nicht um.

19
    Das Ausmaß der Macht
     
    Ihr habt das wahre Ausmaß meiner Macht nie gekannt.
    Selbst im Himmel, vor seiner Verbannung, halte er ihnen seine Kräfte nicht gezeigt. Selbst als er ums Überleben kämpfte, hatte er sich nie völlig gehen lassen. Doch jetzt, da die Dinge sich dermaßen hektisch beschleunigten?
    Er ging direkt in das Höllentor, ohne zu zögern, und schritt, ohne nach rechts und links zu blicken, durch die sich windenden Schatten. In der Hölle angekommen, holte er ein paar Mal tief Luft, drehte sich um und ging wieder zurück, nachdem er nicht mehr als dreißig Sekunden an jenem Ort verbracht hatte. Wie damals, als er seine Waffen zu finden versuchte, gab er keine spezielle Richtung, sondern ein Ziel vor. Lichter flackerten in den Nebeln voraus, eine Vielzahl von Tore wetteiferten um eine Position nahe dem Ort, wo er hinwollte. Sam hielt das Bild fest vor Augen, bis nur noch ein Tor in den Nebeln vor ihm leuchtete.
    Er trat hindurch und schnappte keuchend nach Luft, als er in das kalte Licht hinaustrat.
    Beim ersten Umsehen konnte er keinen unmittelbaren Hinweis darauf finden, wo er war, doch er hörte ein Kichern von Stimmen nahebei. Er war hinter einem kleinen Gebäude herausgekommen, an dem eine maschinengeschriebene Notiz auf Englisch verlautete, dass dies die Hütte der Parkverwaltung sei. Als er um die Ecke bog, sah er einen Spielplatz voller lachender Kinder mit Mützen und Handschuhen. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, das Wetter war kalt, aber klar. Ein drastischer Zeitunterschied somit zwischen Russland und dem Ort, wo er jetzt war. Er schätzte, zwischen sieben und neun Stunden.
    Ohne sich durch die Ungewissheit der Situation irritieren zu lassen, suchte er mit seinen Sinnen nach seinem Ziel. Spürte es. Er setzte sich in Bewegung, zuerst langsam, und dann schneller, bis er in einen leichten Trott gefallen war. Es gab eine Menge Jogger hier, wie er bemerkte. Männer mit weißen Zähnen und Frauen in engen Lycrahosen, die man nur tragen konnte, wenn man bereits gut trainiert war, lauschten Spanischkursen für Fortgeschrittene oder Musik von tragbaren Abspielgeräten, während sie unter Bäumen, die immer noch in vollem Grün standen, ihre Runden drehten. Sam mischte sich unter sie, hielt das Tempo mit.
    Er sah das Ende des Parks, erkannte die neu-alten Steinmauern und die hohen Straßenlaternen, sah die gelben Taxis sich zwischen den riesigen Benzinfressern aus den Vorstädten drängeln. Sah die dicht aneinander gereihten, vielstöckigen Apartmenthäuser, deren Türen von behandschuhten Portiers bewacht wurden. Hörte den jungen Mann an dem alten Laternenpfahl unbefangen zu einem unhörbaren Beat rappen. Sah die Station und das Schild. Central Park West. Fünfundachtzigste Straße.
    Was, zur Hölle, machte der Erzengel Uriel in New York?
    So wie sterbliche Reisende Jetlag hatten, so litt Sam allmählich unter »Weltenjetlag«. Sein Körper sagte ihm, dass es jetzt jene späte Nachtzeit war, zu der im Fernsehen nur noch Wiederholungen der Folgen von letzter Woche und so genannte erotische Filme mit Werbespots für Telefonsex-Nummern laufen. Aber seine Augen sagten ihm, dass die New Yorker U-Bahnen sich gerade erst mit Männern in Business-Anzügen und Frauen in Kostümen füllten, die auf dem Weg nach Hause waren, aber noch immer dringende Gespräche auf dem Handy zu führen hatten. New Yorker, so hatte er vor langer Zeit gelernt, hörten nie auf zu arbeiten, selbst nach Feierabend. Das goldene Wort »Karriere« hing allzeit vor ihren Augen, und ja, sie arbeiteten so, wie Vater Zeit arbeitete - machten kleine Möglichkeiten zu Wirklichkeit, machten Geld, machten, dass ihre Luxus-Träume wahr wurden.
    Uriels Signal fühlte sich immer noch fern an - aber er war darauf eingenordet. Jahre in Jehovas Diensten hatten ihn besonders empfänglich für die unsichtbaren Auren anderer Erzengel gemacht, und er folgte seinem Spürsinn wie ein Hund seiner Nase. Es war leicht, jemanden in New York zu finden, wenn man wusste,

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