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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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- eine kleine Ansammlung von Häusern im ländlichen New Jersey, mit sauberen Autos, die in makellosen Einfahrten parkten. Die drängenden Stimmen der Stadt waren weit weg; die meisten Gedanken hier waren zum Schweigen gekommen, ersetzt durch geistloses Abendfernsehen und hier und da dem kurzen Aufblitzen von Träumen schlafender Kinder.
    »He!« Der Busfahrer rief hinter ihm her. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Danke, alles klar«, rief Sam zurück, sich halb umwendend. Seine Stimme klang sehr laut in der Stille, und als er über den menschenleeren Gehweg davonstapfte, begann er wieder vor sich hin zu singen, ganz auf die Worte konzentriert, um die wenigen Gedanken, die in seinen Kopf krochen, zu vertreiben. »Are you going to Scarborough fair?« Eine Katze, auf einsamer nächtlicher Streife wie er, miaute herzerweichend und strich ihm um die Beine. Er streichelte sie geistesabwesend und ging weiter. »Remember me to one who lives there.«
    Eine Mädchenclique kam lauthals kichernd mit Flaschen in
    den Händen die Straße hinab. Sam blickte zur Seite, als sie vorübergingen, und weigerte sich, in ihre Seelen zu blicken, aus Furcht, dass selbst in so jungen Menschen etwas Schwarzes lauern könnte.
    »She once was a true love of mine«, sang er.
    Er konnte ein Tor in der Nähe spüren. Aber seine grauen Augen schweiften von der Seitenstraße, wo das Tor lag, weiter zu einer kleinen Kirche, wenig mehr als eine Hütte mit einem kleinen Holzturm, und seine Füße bewegten sich wie aus eigenem Antrieb darauf zu. Vor dem Portal zögerte er, blickte auf das Bild von Jesus am Kreuz und die Inschrift darüber - »Er starb für unsere Sünden« -, bevor er an die Tür klopfte. Sie öffnete sich unter seiner Hand, und als niemand antwortete, stieß er sie auf und schlüpfte in die kalte, leere Kirche.
    Das einzige Licht kam von einem Ständer mit nahezu heruntergebrannten Kerzen. Der Altar war schlicht, und die buntverglasten Fenster wirkten primitiv und kitschig, verglichen mit den alten Kathedralen Europas. Aber sie war still; selbst die Gedanken aus den umliegenden Häusern waren hier gedämpft. Und es gab keine Seelen hier, die das Licht prüfen könnte.
    Er trat an eine Kirchenbank und presste seine Hand gegen die Armlehne. Ein leichter silbriger Schimmer blieb zurück, der ihn warnen würde, wenn jemand sich näherte. Den Kopf auf ein Kniekissen gebettet, streckte er sich auf der Bank aus und schloss die Augen. Stille umfing ihn. Kein brennendes Feuer vor ihm, keine tosenden Stimmen in ihm. Er würde ein paar Minuten hier liegen bleiben, und dann würde er durch das Portal gehen. Zwischen den Welten zu wandeln war zu allen Zeiten eine gefährliche Sache, und er würde es mit allen Sicherheitsvorkehrungen tun, die er finden konnte.
    Und in der heiligen Kirche Jesu Christi schlief der Teufel den Schlaf des Gerechten.
    Als Sam erwachte, konnte er die Stimmen nicht mehr hören. Müde, mit schmerzenden Knochen, zog er sich hoch und öffnete die Augen. Die Welt brannte nicht mehr - nach Stunden des Feuers war das Schlimmste vorbei.
    Er konnte nun den Schritt durch das Tor riskieren. Gabriel finden. Diese Schlacht ein für alle Mal beenden.

20
    Verräter und Erzengel
     
    Er benutzte die Bilder, die er in Uriels Gedanken gelesen hatte, um sein Ziel zu bestimmen. Als er durch das Höllentor ging, glaubte er das Gesicht des Dunkelelfen zu sehen, den er sich dienstbar gemacht hatte, um Seth zu finden. Nach Gabriel zu sichten würde zwecklos sein - Uriel hatte klargemacht, dass die Abschirmung des Erzengels außergewöhnlich war. Es kümmerte ihn auch nicht, wer ihn aus dem Tor hervortreten sah. Er war jetzt auf dem Kriegspfad, bereit zu kämpfen, wie er es nie zuvor gewesen war.
    Trotz seiner Müdigkeit, auch wenn Körper und Geist unter der Anstrengung schmerzten, hörte er Uriels Stimme wieder in seinem Geist. Jeder, der durch ein Tor kommt, wird gesehen und damit z ur Zielscheibe.
    Das sollte ihm recht sein. Er wollte, dass Gabriel wusste, wo er war. Er wollte zur Zielscheibe werden.
    Er trat durch das Erdentor und sah sich um, ob es irgendwo einen Hinweis darauf gab, wo er sich befand. Es war dunkel. Er war in einem Hinterhof voller Kisten ausgekommen. Es roch nach Bier. Er hörte Geräusche von Bewegung aus dem Inneren des großen gekalkten Hauses vor ihm und kletterte schnell über die Hofmauer, um nicht entdeckt zu werden.
    Es gab andere Häuser mit Fensterläden. Geruch von niedergegangenem Regen lag in der Luft. Die Dächer

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