Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
Vom Netzwerk:
Geschichtenerzählers. Der Abt, erkannte Sam, war einer jener seltenen Menschen, die alles so berichten, wie ihre Augen und Ohren es wahrgenommen haben, nicht wie ihr Geist es deutet.
    »Vor sechs Monaten«, begann er, »kamen Ihre Freundin und ihr Begleiter in meinem Kloster an. Er war jünger, und wo sie still war, war er laut, und wo sie heiter und gelassen war, war er immer auf dem Sprung, etwas anderes zu tun. Somit war ich unschlüssig, als sie mich bat, ihn eine Zeit lang in meinen Orden aufzunehmen. Doch mein Bibliothekar, den sie kannte, sprach gut von ihnen. Am Ende bereute ich meine Entscheidung nicht, ihren Gefährten ... Andrew« - er hatte Schwierigkeiten mit der Aussprache des Wortes - »in meinen Orden aufzunehmen. Er war ein gewissenhafter Arbeiter, und wenn er nicht bei meinem Bibliothekar war, half er meinen Mönchen bei ihrer Arbeit. Er besuchte oft die Kranken und ging mit den Mönchen ins Tiefland, um Vorräte zu besorgen. Im Kloster verbrachte er vielleicht zwei von vier Wochen, wenn das Wetter ihn nicht vom Reisen abhielt. Wir nannten ihn einfach Andrew. Einen anderen Namen hat er uns nie genannt.«
    Ein wichtiger Anhaltspunkt, dachte Sam. Einen von uns hätte das Wetter nicht aufgehalten. Wir hätten das Tor benutzt.
    »Er verschickte die ganze Zeit Postkarten - auf Kantonesisch - nach England, nach Frankreich, aber meist nach Amerika. Er schien nach etwas zu suchen. Jedes Mal, wenn er aus dem Tiefland wiederkam, brachte er mehr Bücher mit Unsere Bibliothek hat sich in der Zeit fast verdoppelt. Eines Tages fragte ich ihn: >Da du den Berg hinunter musst, um all diese Bücher zu kaufen, warum machst du dir die Mühe, ihn wieder hinaufzusteigen?« Er lachte nur. >Weil ich hier oben sicher bin. Dort unten halten andere Augen Ausschau.« Und er nahm es genau mit der Sicherheit. Niemand außerhalb des Klosters durfte sein Gesicht sehen. In der Stadt erwarb er Bücher immer über eine Kette von mindestens drei Zwischenhändlern, auch wenn er sie direkt für den halben Preis hätte kaufen können. Er machte den Eindruck eines Mannes, der auf der Flucht ist. Außer wenn er hier war und die ganze Zeit mit meinem Bibliothekar zusammenhockte.«
    »Was ist geschehen?«
    Der Abt mahnte ihn zur Geduld. »Zuerst lassen Sie mich von seinem Plan für den Notfall berichten. Er hat ihn mir genau erklärt, wissen Sie. >Wenn ich je bei meinem eigenen Spiel ertappt werde, gibt es da jemand anderen. Ich bin schließlich nur sterblich. Unfälle passieren. Aber er - er wird dafür sorgen, dass diese Sache zu Ende geführt wird.« Er müsse nichts dafür tun, sagte er, weil Sie Ihren Weg hierher von selbst finden würden. Wenn ihm etwas zustieße, würde Freya sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Wenn etwas mit Freya passiere, dann würden Sie, da war er sicher, herauszufinden versuchen, was geschehen sei. Und sobald Sie einmal die Witterung aufgenommen hätten, würden Sie die Jagd für nichts und niemanden mehr aufgeben. Er schien sich sehr sicher zu sein, dass Sie kommen würden. Ich sollte Ihnen in jeder Beziehung behilflich sein, aber ich müsse absolut sichergehen, dass Sie es sind. Er hat Sie beschrieben, Ihre Augen, Ihre Krone, Ihre Waffen.«
    »Er scheint mir sehr vertrauensselig gewesen zu sein«, murmelte Sam.
    »Er spielte ein gefährliches Spiel. So viel war mir klar.«
    »Was ist passiert? Wo hat das Sicherheitssystem versagt?«
    »Er machte eine Entdeckung. Ich weiß nicht, was es war, aber er schien überglücklich zu sein. >Ich habe es gefunden<, sagte er. »Ich habe herausgefunden, um was es geht.« Ein paar Wochen später teilte er mir mit, dass er uns verlassen müsse. Er wirkte sehr beunruhigt. Mein Bibliothekar im Übrigen auch. Beide waren geradezu verängstigt. >Sag ihm, wenn er kommt, es wäre schlimmer, als wir gedacht haben. Sag ihm, mindestens einer der Schlüssel sei bereits gefunden, und sie seien töricht genug, nach dem vierten zu suchen.<«
    Sam sagte nichts. Sein Gesicht war ausdruckslos wie Stein geworden, und er saß mit dem Kinn in den Händen. Seine Augen waren auf die Flammen gerichtet, als hörte er gar nicht zu. In Wirklichkeit war Sam ein guter Zuhörer, ein sehr guter sogar.
    »Sie wollten noch am selben Tag fort. Andrew wollte direkt ins Tiefland hinunter, und mein Bibliothekar sollte ihm ein paar Stunden später auf einem anderem Weg folgen. Ich konnte sie nicht überzeugen zu bleiben. Bevor mein Bibliothekar das Kloster verlassen konnte, begann der Schneesturm. Er kam so

Weitere Kostenlose Bücher