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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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Wind, wie dünn die Luft.
    Nun, sich selbst tadelnd wegen seines Mangels an Voraussicht, konnte er sich kaum an das Wenige erinnern, das er zum Überleben brauchte. Sein Ziel war nahe. Alles, was er tun musste, war, es zu finden. Das Wichtigste ist, in Bewegung zu bleiben. Wer sich hinlegt, erfriert. Steh auf und beweg dich, oder du wirst bald merken, was für eine dumme Idee das hier war.
    Wie wünschte er sich, er hätte das alles im Voraus planen und das Flugzeug nehmen können!
    Die Tibeter wissen, was Mühsal ist; sie ist Teil ihrer Geschichte und war es immer gewesen. In seinen jüngeren Tagen hatte Sam, begierig darauf, die Erde zu erforschen, Tibetisch gelernt Er hatte sich hundert Jahre Zeit gegeben, um alle möglichen Sprachen der Erde zu lernen, aber jedes Mal, wenn er nach Tibet gekommen war, hatte er einen Blick auf das Wetter, die Berge und das Essen - oder dessen Nichtvorhandensein -geworfen und beschlossen, so schnell wie möglich wieder abzureisen. Das Land selbst schien auf Selbstvernichtung aus zu sein, im Norden wüstentrocken und im Süden Teil des riesigen Himalaja. Erst kamen die Mongolen, dann die Chinesen, dann noch einmal die Chinesen, dann wieder die Chinesen, während die Inder an der südlichen Grenze hockten, um zu sehen, was passierte, und dabei die eine oder andere Atombombe testeten, wie um sicher zu gehen, dass sie richtig geölt war. Nach einer gewissen Zeit unter chinesischer Herrschaft war ein Sechstel der tibetischen Bevölkerung gestorben; das kommunistische Regime war gnadenlos in seiner Unterdrückung jeder Unterstützung für den Dalai Lama und all seine antichinesischen Bemühungen. Das hatte einen Teil von Sams Familie wirklich sauer gemacht, aber selbst dieser scheute sich, es mit einem Sechstel der Weltbevölkerung aufzunehmen. Die Mehrzahl der Tibeter waren Nomaden, und die wenigen Klöster, die die Angriffe der Roten Armee überlebt hatten, lagen tief in den Bergen, wo der Widerstand noch seine Botschaft des Antikommunismus flüsterte. Wenn auch ohne große Wirkung.
    Doch das Kloster, das Sams Ziel darstellte, war nicht nur entlegen, sondern wurde seit langem als Teil des Weltkulturerbes betrachtet, zugänglich zumindest für seinen Taschenreiseführer und die Macher von Postkarten. Selbst die berüchtigten Roten Garden hatten es nicht angerührt. Auch wenn es keinen Beweis dafür gab, hatte Sam den Verdacht, dass hier jemand von seiner Familie interveniert hatte.
    Aber dort oben im Winter aufzutauchen, aus dem Nichts ...
    Was werden sie denken ?, fragte sich Sam, als er, den Weg vor ihm mehr erfühlend als sehend, durch den Schnee pflügte. Ein Europäer, der fließend Tibetisch, Kantonesisch und Mandarin spricht und aus einem Schneesturm kommt ... Er hatte seine Entschuldigungen schon bereit. Verzeihen Sie, ich bin Bergsteiger, der Sturm hat mich überrascht...
    Etwas Dunkles ragte im Schnee vor ihm auf, abgesetzt in Schwarz und Weiß. Sam sah eine riesige Wand, ein Relikt aus alten Zeiten, als Raketen und Schießpulver nur für Feuerwerke dienten. Das Tor war geschlossen, was verständlich war. Die ganze Stadt, ohne Elektrizität oder ausreichende Wasserversorgung, maß wenig mehr als eine halbe Meile im Durchmesser, und in ihrem Herzen erhob sich das Kloster von der Postkarte, die jemand an Freya geschickt hatte. Von hier musste die Karte in einer Eselslast den Berg herabgeschafft, im Tiefland auf einen rappelnden alten Lieferwagen verladen und zweifellos von mindestens fünf Zollbeamten am Flughafen gelesen worden sein, bevor sie auf das Flugzeug verladen worden war, um Freya kurz vor ihrem Tod zu erreichen.
    Da Sam keine andere Möglichkeit sah, sich Zutritt zu verschaffen, hämmerte er gegen das Tor. Ein Riegel wurde zurückgeschoben, und ein Paar misstrauischer Augen richtete sich auf den Fremden, der eine nicht allzu dicke Schutzkleidung trug, welche in Devon gekauft worden war. Sam wusste nicht, ob dem Torwächter seine blasse Haut unter dem Schal auffiel, doch er hörte den Fetzen einer Frage auf Tibetisch, die gegen den Sturm geschrien wurde. Er schrie zurück: »Bitte! Lasst mich ein!«
    Der Riegel schnappte ein. Sie werden es nicht tun. Fremde sind hier nicht -willkommen. Im nächsten Augenblick schämte er sich für den Gedanken. Es sind gute Menschen. Sie werden mich nicht erfrieren lassen.
    Ein kleines Tor öffnete sich, und dankbar taumelte er in die relativ geschützte Vorhalle. Zwei Männer in dicker Leder- und Fellkleidung begannen ihn zu befragen,

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