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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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hatte, erkannt hatte; denn die Tür war offen, und auf dem Boden in der Mitte der Zelle, die sonst immer bitter kalt war, brannte ein Feuer. Zwei Köpfe schoben sich durch die Tür, als Sam eintrat Jeder von beiden trug einen eng sitzenden eisernen Helm, besaß frostsilberne Augen und hatte Flecken mit blauen Schuppen auf der bleichen Haut. Weißes Haar wuchs in ihrem Nacken und fiel über ihren Rücken. Die beiden Wachen trugen leichte Kettenhemden unter weißen Pelzen und hielten Speere mit eisernen Spitzen.
    »Corenial, Setrezen«, sagte Sam höflich.
    »Der Fürst erwartet Euch, Herr«, knurrte einer der beiden. »Euer übliches Gemach ist vorbereitet.«
    »Danke.« Er hatte seine Krone abgenommen, und sie ruhte nun in der Tasche an seinem Gürtel. Die Augen der Dämonen beobachteten sie bei jedem Schritt, den er tat, als er den Gang entlangging. Sie dürsteten danach, sie zu tragen, wie er wusste, wagten es aber nicht.
    Es war nicht notwendig, die Winterkleidung abzulegen. Tibet und der Teil der Hölle, in dem Sam angekommen war, konnten sich die Hand reichen, was die Temperaturen betraf. Der einzige Unterschied war, dass in Gehenna immer Winter herrschte. Sieben Achtel der Hölle glühten sechzehn Monate im Jahr, und er hatte sich ausgerechnet das eine Achtel ausgesucht, in dem es immer fror.
    Gehenna war eine Stadt mit einer langen Geschichte. Sam wusste das, denn er war ein Teil dieser Geschichte. Er hatte schließlich den Großteil von Gehenna erbaut. Sie lag im äußersten Norden des Planeten, und elf Monate pro Jahr sah sie das Sonnenlicht für maximal fünf Stunden am Tag. Für den Rest der Welt, außer einem kleinen Eisflecken am Südpol, galt das Gegenteil. Er sah kaum je die Nacht.
    In Sams Lebzeiten war Gehenna erst ein Dorf gewesen, dann eine kleine Stadt, dann eine große Stadt mit einer Burg, dann ein Schutthaufen, dann wieder aufgebaut worden, noch einmal geschleift, dann erneut aufgebaut mit Stadtmauern und einem stehenden Heer und nie wieder eingenommen, obwohl man es versucht hatte.
    Oh, und wie man es versucht hatte!
    Aber er war vorsichtig gewesen. Inzwischen hatte er nicht nur einen amtierenden Fürsten mit einem Rat, sondern auch ein Netzwerk von Spionen und Boten. Er konnte von einem Angriff Monate im Voraus erfahren und sich auf der Erde umsehen, bis der Tag gekommen war, um dann nach Gehenna zurückzukehren und der vorrückenden Armee mit allen Tricks einer fortgeschrittenen Technik einzuheizen.
    Einst hatte er hier als König regiert. Doch in den letzten Jahrhunderten war er weniger ein Administrator als ein gelegentlicher Nothelfer geworden, da Gehenna, nach Jahren mühevoller Aufbauarbeit, außer in besonderen Krisenzeiten auch ohne ihn zurechtkam. Er traute dem Fürsten und dem Rat zu, sich um ihre Angelegenheiten selbst zu kümmern, und sagte sich, dass er sich nach Tausenden von Jahren höllischer Küche und Waschwasser mit Eisstücken drin ein Recht auf die Erde, Kaviar und Zentralheizung verdient hatte. Nicht mehr gebraucht zu werden machte ihn sehr dankbar.
    In dem kalten Gang nickten ihm weitere Dämonen zu, als er vorbeiging, ein Zeichen von Respekt und nicht viel mehr. Sie waren die perfekten Winterkrieger, dachte er bei sich, als er ihren Gruß erwiderte. Ihre Haut war dick, ihr weißes Haar und ihre blauen Schuppen waren eine gute Tarnung, und sie konnten stundenlang kämpfen, vorausgesetzt dass sie vorher anständig etwas zu essen gekriegt hatten. Sie glänzten im Schnee, ihre Sommervettern gediehen in der brennenden Wüste. Mit einer so offensichtlich durch die Evolution gezogenen Trennlinie war es Sam unverständlich, warum die Dämonen ständig im Krieg miteinander lagen. Wenn Eisdämonen es im Gebiet der Sanddämonen nicht aushalten konnten und umgekehrt, warum der ganze Streit?
    Weil sie Dämonen sind, dachte er mit Abscheu. Und trotz allem, was ich für sie getan habe, sind sie immer noch kriegslüsterne Primitive, die nichts verstehen außerhalb ihrer eigenen Waffen und Begierden. Und, bei Vater Zeit, ein Großteil der Waffen, die sie ihr Eigen nennen, stammt von mir. Ich habe sie alles über Mauern und Belagerungen, über Strategie und Taktik gelehrt, in der Hoffnung, dass sie des Krieges müde würden. Und mit welchem Ergebnis? Trotz all meiner Bemühungen, wette ich, würde die Hälfte von ihnen mir immer noch liebend gern ein Messer in den Rücken jagen.
    Er ging eine Treppenflucht hinauf, vorbei an Steinwänden, die mit Wandteppichen behangen waren, um die

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