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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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noch dort.«
    Sam brannte vor Fragen, doch der Hauptmann war schneller. »Darf ich fragen - woher können Sie Tibetisch?«.
    »Ich bin viel herumgekommen.«
    »Verzeihen Sie«, sagte der Hauptmann wieder - anscheinend fühlte er sich verpflichtet, sich für alles zu entschuldigen -, »aber wie viele Sprachen sprechen Sie?«
    »Eine paar lebende und viele tote.« Es war die einzige Antwort, die Sam darauf zu geben pflegte.
    Das Kloster tauchte aus dem Schnee auf. Am Tor stand eine Gruppe von Mönchen in orangefarbenen Gewändern bereit, ihn einzulassen. Während er durch kalte, von Kerzen erhellte Gänge hastete, erblickte er Wandbehänge und goldene Buddhastatuen und hörte den fernen, leisen Gesang und die dröhnenden Hörner von anderen Mönchen beim Gebet. Ohne ein Wort von seinen Begleitern wurde er in eine kleine Kammer geführt, in der ein Feuer glomm. Ein Mann in einer Robe mit einem roten Streifen, die ihn als Abt kennzeichnete, drehte sich um, verneigte sich leicht und sagte: »Sie sind gekommen.«
    »Haben Sie mich erwartet?«, fragte Sam und nahm auf dem Stuhl Platz, der ihm angeboten wurde. Es war der einzige im Raum, und es war ihm nicht recht, dass der Abt stehen musste. Aber der Abt bestand darauf, und der Stuhl stand nahe am wärmenden Feuer.
    »Bevor ich Ihnen mehr sage, brauche ich einen Beweis, dass Sie Sebastian Teufel sind.«
    »Ah.« Sam stand auf, zog seine Jacke aus, nahm das längliche Bündel auf seinem Rücken ab und zog das lange silberne Schwert heraus.
    Mit einem zufriedenen Seufzer und einem leichten Senken des Kopfes wie in der Gegenwart eines heiligen Objekts streckte der Abt die Hand über die Klinge aus und schloss die Augen. »Ja«, flüsterte er. »Ich höre es. Sie sagte, ich würde es hören. Ich weiß nicht viel von Ihrer Welt und glaube noch weniger von dem, was ich höre, doch mit ihr war es genauso. Ich konnte es bei ihren Dingen auch hören; alles, was sie berührte, schien zu summen.« Er blickte scharf auf. »Sie haben noch mehr?«
    Sam zog auch den Dolch und den Stirnreif hervor. Diesen hielt er mit den Fingerspitzen vor sich, als ob seine Berührung ihn entweihen könnte, selbst wenn es sein eigener war.
    Der Abt wandte seine ganze Aufmerksamkeit darauf. »So. Auch Sie wurden gekrönt. Ebenso wie Ihre Brüder. Sagen Sie mir, ist es wahr, dass jeder außer dem rechtmäßigen Besitzer dem Wahnsinn verfallt, wenn er dies trägt?«
    »Ich glaube, dem ist so. Was glauben Sie?«
    Der Abt lächelte dünn. »Ich glaube, dass Aberglauben eine Menge Macht hat, ob er nun auf Wahrheit beruht oder nicht. Und ich glaube auch, dass jeder Mythos irgendwo in der Wirklichkeit verankert ist. Wenn die Herrin sich scheute, einen Kronreif zu tragen, dann erscheint es glaubhaft, dass ihr Bruder auch Angst davor haben würde. Entweder haben Sie keine Angst, oder es ist eine Lüge, dass die Krone Ihnen gehört. Ich glaube nicht, dass es eine Lüge ist, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich glaube, dass es gänzlich wahr ist. Also werden Sie sich nicht daran stoßen, wenn ich Sie bitte, mir zu beweisen, dass dieses ... dieses Ding wirklich Ihr Eigen ist.«
    Sam zögerte, woraufhin der Abt die Stirn runzelte. »Warum so zögerlich? Es ist eine Prüfung, die sie selbst mir angeraten hat. Lassen Sie ihn seine Krone tragen, sagte sie. Kein anderer würde das wagen.«
    »Ich kann's ihr nicht verdenken«, murmelte Sam, fast unhörbar. Vorsichtig setzte er sich die Krone auf das Haupt und sah den Abt an. »Ich bin nicht wahnsinnig«, sagte er. »Ich bin der, der ich zu sein behaupte.«
    Immer noch war der Abt nicht zufrieden gestellt. Er beugte sich vor und sah Sam unmittelbar in die Augen.
    Schließlich sagte er: »Ja, es ist nicht nur ein Trick des Lichts. Sie sind gekommen, Sie sind es wirklich.«
    Sam steckte den Dolch weg und schob das Schwert in die Hülle. Er nahm keine Notiz von dem immer noch nachklingenden Unglauben in der Stimme des anderen. »Sie sagten, Sie hätten mich erwartet.«
    »Ja. Es gab Sicherheitsvorkehrungen.«
    »Erzählen Sie. Ich meine, alles.«
    »Da gibt es viel zu erzählen. Und ich furchte, ich kenne nur Teile davon.«
    Sam setzte sich wieder. »Dann erzählen Sie mir, was Sie wissen. Das wird, zumindest für Sie, alles sein.«
    »Ah.« Der Abt lächelte. »Sie sprechen sogar, wie Sie es mir schilderte. Ich habe mir Ihre Stimme vorgestellt - es kommt dem sehr nahe.« Er zog seine Kutte zurecht, und mit ernstem Gesicht nahm er Haltung an, die Positur des

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