Lucifer - Traeger des Lichts
Arm, schwang ihn herum. Er sah in Odins Auge. Im Feuerschein sah es irrer und erschreckender aus denn je. Fast hätte
Sam laut aufgeschrien, als das stumpfe Ende von Odins Axt sein Handgelenk traf und erst Schmerz, dann Taubheit durch seinen Arm schoss. Er hörte das Klirren seines Schwertes, als es zu Boden fiel, sah Odins Axt auf sein Gesicht zukommen, wich zurück und stürzte. Das Feuer war überall um ihm. Die Hitze war unglaublich. Der Schmerz in seinem Arm war auch unglaublich: ein dumpfes Pochen, das irgendwie in seiner Schulter am schlimmsten war, während es dort, wo die Axt ihn getroffen hatte, fast nicht zu fühlen war.
Odin ragte über ihm auf. Wenn Sam je einen Preis für das tückischste Blinken im Auge eines Gegners verleihen müsste, stünde Odin ganz oben auf der Liste der Anwärter. Er fragte sich, welchen Zauber er besaß, den Odin nicht abschütteln konnte. Er spürte, wie Feuer in seinem Innern aufstieg. Kaltes, weißes, blendendes Feuer. Er sah die große Axt aufblitzen. Der Gedanke kam ... Ach, zur Hölle damit! Es gibt Schlimmeres.
Er ließ das Feuer wachsen und brennen und sich aufbauen. Schloss die Augen. Öffnete die Hände.
Er hatte die Natur des Lichts nie wirklich verstanden. Niemand hatte sich bemüßigt gefühlt, ihn darüber aufzuklären; es war, als ob er, indem er es besaß, von selbst verstehen würde, was es war und wie man es benutzte. Doch er wusste, dass es sich nach seinen Gedanken richtete, solange sie verständlich und zusammenhängend blieben, und dass es, wenn es nach mehr Menschen suchte, um sich an ihrer Kraft zu nähren, nicht deren Herzen ergriff, sondern deren Geist.
So, auf dem Boden einer brennenden Scheune liegend, öffnete eine einsame Gestalt mit schwarzem Haar ihre Hände und ließ das Licht heraus. Es weitete sich um ihn aus in einem blendenden Kreis von Energie, sodass die Umstehenden vor Schmerz ihre Augen bedeckten. Es brach durch Wände, schoss durch den Geist Wisperwinds und strömte in einem sich rasch ausweitenden Kreis hinaus ins Land.
Und wo das Licht die Gedanken anderer berührte, da antworteten sie auf Sams eigene Angst. So flüsterte es ihnen von dunklen Ecken zu und von ungesehenen Schlangen und von der leeren Straße spät in der Nacht und der halb wahrgenommenen Gestalt im Laternenschein, die fort war, wenn man wieder hinsah. Es nahm die Furcht auf, nährte sich daran, wurde mächtig und stark.
Sam spürte seine Kontrolle entgleiten, als das Licht immer mehr Geister umfasste. Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln, doch es war schwer, sich daran zu erinnern, dass er Sam war, nicht Jean-Paul oder Jeannette oder Julien; schwer, sich zu erinnern, dass er Angst hatte, von dem Licht verzehrt zu werden, und nicht vor den Spinnen im Garten und den Ratten in den Abwasserkanälen und der Gestalt, die verschwunden war, wenn man wieder hinsah, und vor den Ecken und der Dunkelheit und den Gedanken und dem Feuer...
Aber da war etwas in seinem eigenen Geist, etwas, was sich heiß anfühlte, als er den Griff darum schloss, heiß wie glühendes Eisen. Der Schmerz in seiner Schulter. Seiner Schulter, etwas, auf was er sich konzentrieren konnte: seinen Körper, seinen Geist, sein Ich.
Irgendwo in der Ferne verlangsamte die weiße Front des Lichts ihren Lauf, hielt inne und begann sich dann wieder zurückzuziehen, auf das Zentrum zurückzufallen, wobei das Licht immer heller wurde. Es traf Sam, der schwankte, wie unter einem physischen Schlag. Eine Sekunde lang war alles dunkel. Odin wankte, blinzelte Tränen weg. Die Walküren wagten wieder in Sams Richtung zu sehen ... Was jetzt?
Sams Augen öffneten sich. Die schwarzen Iriden waren rein weiß, und die Gedanken, die seinem Gesicht zuvor solches Leben gegeben hatten, waren verloren. Es gab einfach zu viele andere Geister in seinem Kopf, die um Platz kämpften.
Ein kurzes Schweigen trat ein. Dann, mit dem entrückten
Lächeln eines Wahnsinnigen, hob Sam seine Hände und öffnete sie. Ein Strahl von weißem Licht schoss auf Odin zu, traf, wirbelte ihn herum wie eine Puppe. Die volle Kraft der Furcht von tausend Menschen fuhr durch Sam hindurch und wieder hinaus, füllte die Scheune mit dem Schrillen von Insekten, die kamen, um zu töten; dem Heulen von Wölfen im Wald; dem Summen der zerbrochenen Lampe auf der dunklen Straße, die eine Sekunde lang die halb wahrgenommene Gestalt aus der Düsternis riss ...
Selten hatte man Odin je schreien hören. Es war kein besonders eindrucksvoller Laut, etwas
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