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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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ihn nicht umbringt, wird er wahrscheinlich den Verstand verlieren. Ich würde den Verstand verlieren, wenn ich dies anders als in einem kleinen, begrenzten Umfang versuchte. Tausend Geister, die in meinem Kopf um Raum kämpften, wären genug, mich zu vernichten. Ich weiß es. Tu nicht so, als wüsstest du es nicht, Bruder.«
    Seth sagte nichts, doch Mitgefühl lag in seinem Gesicht Ob echt oder nicht, konnte Sam nicht erkennen.
    Es dauerte lange, bis er wieder mit seinem Bruder sprach.

9
    Licht und Feuer
     
    »Kommt er?«
    Wisperwind hatte in einem zerbeulten alten Toyota auf ihn gewartet, das Kinn in die Hände gestützt, mit einem bekümmerten Blick. Sam riss die Beifahrertür auf, warf seinen Rucksack auf die Rückbank und ließ sich in den Sitz fallen. Er war außer Atem, nachdem er das Stück von der letzten Bushaltestelle aus bergauf gerannt war. Die Fahrt aus Paris aufs offene Land hatte vierzig Minuten gedauert, vorbei an schier endlosen Reihen neuer Apartmenthochhäuser und riesigen Baustellen. Wisperwind parkte auf einem bewaldeten Hügel, von wo aus man in der Ferne einen Fluss erspähen konnte.
    »Er kam eben an einem Tor hier in der Nähe an.«
    Der Zeitpunkt für das Treffen, zu dem Sam, unter dem Deckmantel eines Mondgespinst-Verräters, Thor gebeten hatte, war erst in einer halben Stunde. Doch Sam war bereits nervös. »Sind alle auf ihrem Posten?«
    »Ja.« Wisperwind wand sich. »Dir ist klar, dass wir dir nicht helfen können, wenn er dich angreift?« Als Fürst des Himmels hatte Thor, wie Sam selbst, absolute Macht über die Unirdischen.
    »Gib nur Acht, dass du selbst nicht in Schwierigkeiten gerätst. Du weißt, wo wir uns treffen, wenn etwas schief geht?«
    Wisperwind nickte.
    »Gut.« Sam schüttelte Wisperwinds eiskalte, substanzlose Hand, wohl darauf bedacht, nicht zu fest zuzudrücken, und stieg aus dem Wagen. Er ging los, einen schlammigen Weg hinauf, der halb von Farnkraut überwuchert war.
    In dem kalten Dämmerschein, der einem winterlichen Sonnenuntergang folgt, war die große, gemauerte Scheune zwischen den länger werdenden Schatten kaum zu erkennen. Sie war seit Jahren von allen verlassen außer dem wuchernden Efeu - und Ratten. Sam hatte sie ausgewählt wegen der Wälder in der Umgebung, die Sterbliche davon abhielten, in die Nähe zu kommen. Er konnte die Augen des Mondgespinst-Netzwerks in der Umgebung als ein Prickeln in seinem Nacken und ein sanftes Summen spüren, das seine Sinne erfüllte.
    Er stieß die alte, verwitterte Scheunentür auf und trat in das muffige Düster. Die Dielenbretter unter seinen Füßen knarrten, als wollten sie durchbrechen. Die meisten Fensterscheiben waren zerbrochen, und Dorngestrüpp und Holunder waren hindurch gewachsen. Ja. Es würde gehen.
    Als er das Schwert zog, hörte er aus der Ferne einen Automotor. Mit erhobener Klinge drehte er sich um. Von irgendwo draußen war das Schlagen einer schweren Tür zu vernehmen, und bald darauf wurden Schritte hörbar. Sam zog sich tiefer in den Schatten der Scheune zurück. Sie kamen zu früh - aber das war zu erwarten gewesen. Sie wollten prüfen, ob die Luft rein war.
    Eine Walküre trat als Erste ein, mit einem langen Schwert in der Rechten. Mit Erstaunen erkannte Sam dieselbe Frauengestalt, der er auf der Fähre begegnet war. Ihr folgte, die mit Runen beschriftete Axt bereits gezückt, ein größerer, dunklerer Mann. Der tief herabgezogene Helm verbarg seine Gesichtszüge. Ein langer grüner Mantel, weiche Rentierstiefel. Kopfbewegungen wie eine Taube, die auf eine Katze wartet.
    Und zu allem Überfluss war es der Falsche.
    Odin sah Sam und lächelte. »Hallo, Kleiner. Dann waren's doch keine Elfen?«
    »Wo ist Thor?«
    »Unwichtig, kleiner Lucifer. Kleines Licht und kleines Feuer.«
    Mehr Gestalten betraten die Scheune. Walküren mit gezückten Schwertern. Tod glitzerte in ihren Augen. Sam begann zurückzuweichen. »Was habt ihr vor?«, fragte er ruhig. »Warum seid ihr hinter mir her?«
    Odin lächelte weiter. »Du hast einen strategischen Fehler gemacht, Lucifer. Du hättest es dir gründlicher überlegen sollen.«
    »Du würdest lieber mich töten, als den Mann zu finden, der deine Schwester umgebracht hat?«
    »Du bist nach Tibet gegangen, kleiner Lucifer. Du hast mit dem Abt gesprochen. Du hast Fragen gestellt.«
    Sam trat noch einen weiteren Schritt zurück. Es waren jetzt mindestens ein Dutzend Walküren in der Scheune. Und Odin war ein Sohn von Krieg. Das ist so unfair.
    »Woher weißt du,

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