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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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ist.«
    »Es ist schwer, jemandem durch die Anderwelt zu folgen.«
    Die Schlange bewegte sich ein wenig weiter auf den Metalldetektor und die Sicherheitsschleuse zu, und Sam legte einen Finger auf die Lippen. Ein wenig von seinem alten Humor kehrte zurück. »Jetzt pass mal auf, wie der alte Satan seinen Zauber wirkt. Du kannst vielleicht was davon lernen.«
    Wisperwind lachte. »Die Geister der Sterblichen beherrscht keiner wie du.«
    Er wusste, sobald die Worte heraus waren, wie unangemessen sie waren, in Anbetracht der Sturzflut von Stimmen, die Sam in seinem labilen Zustand noch empfing. Sam aber machte sich nichts daraus und winkte ab. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, ging er auf die Schleuse zu, wobei sein Gesicht den leeren Ausdruck eines Passagiers annahm, der einen späten Flug erwischt hatte.
    »Wenn Sie bitte Ihre Taschen auf das Band legen würden, Monsieur. Und entfernen Sie bitte alle metallenen Gegenstände.«
    Sam nahm seinen Rucksack ab und legte ihn in eine Plastikschale, ebenso das Kleingeld, das er aus der Hosentasche fischte. Dann trat er ungerührt durch den Metalldetektor. Auf den Dolch reagierte die Maschine in keiner Weise.
    Ein Mann vom Sicherheitspersonal starrte konzentriert auf den Bildschirm, als Sams Gepäck, das sowohl das Schwert als auch die Krone enthielt, durch die Maschine zu laufen begann. Ja, dachte Wisperwind, der aus einiger Entfernung zusah, er starrte so konzentriert darauf, dass es ein Wunder war, dass ihm die Augen nicht aus dem Kopf fielen.
    Plötzlich musste der Mann niesen, dann wieder, gewaltige Explosionen, die seinen ganzen Körper schüttelten. Tränen traten ihm in die Augen, und er tastete blind nach einem Päckchen mit Papiertaschentüchern. Als er sich schnäuzte, klang es wie ein Vulkanausbruch. Zwischenzeitlich waren Sams Taschen
    durch das System geschleust worden, ohne einen Piepser hervorzurufen. Er nahm sie wieder an sich, ohne einen Blick darauf zu verschwenden - der Magier, dem ein perfekter Trick gelungen ist. Der einzige Hinweis darauf, dass er sich ein ganz kleines bisschen von den anderen Mitreisenden unterschied, war ein selbstgefälliges Lächeln in den Winkeln seiner immer noch dunkler werdenden Augen.
    So ist er eben, dachte Wisperwind. Man erwartet ein riesiges Theater mit Feuerwerk, das die Geister der Sterblichen mit Feuerstößen konzentrierter Magie ausradiert, und was macht Sam? Er kitzelt die Nase eines Mannes.
    Sam Linnfer, Luc Satise, Sebastian Teufel, Lucifer, Satan, der Widersacher - ein Name so gut wie der andere, wie er selbst zu sagen pflegte - ging weiter auf internationalem Territorium auf eine ungewisse Wahrheit zu, die im Geist eines Sterblichen verschlossen war.
    Niemand störte ihn während des Fluges. Er schien zu schlafen, mit einer Sichtblende über den Augen, während der Kopfhörer die Musik spielte, die er auf dem erstbesten Kanal gefunden hatte. Abgesehen von dem gelegentlichen Quengeln eines Kindes war das ganze Flugzeug vom Schlaf zum Schweigen gebracht. Es war die Art von Stille, in der das Brummen der Triebwerke deutlicher wird, zusammen mit dem gelegentlichen Erzittern, wenn die Maschine in eine Turbulenz geriet.
    Aber Sam schlief nicht. Wie konnte er schlafen, wenn seine Augen so brannten und das Geflüster zahlloser Geister immer noch in seinem Kopf widerhallte? Das war auch der Grund, weshalb er dem Musikgedudel lauschte - endlose Lieder über. das Trauma der Trennung, vermutlich gespielt von Menschen, die alle denselben Haarschnitt trugen. Zumindest übertönte es einige der Stimmen.
    Er hätte fast die Kontrolle verloren; das war es, was ihn am meisten schockierte. Er hatte kurz davor gestanden, das bisschen Macht, das er darüber besaß, zu verlieren. Jener alte Fluch, ihm mit Buchstaben aus Feuer in Mark und Knochen geschrieben, der ihn für den Rest seiner Tage verfolgen sollte, hätte ihn fast ereilt. Und er hätte es fast auf die Menschheit losgelassen.
    Das Licht...
    »Tut es weh, wenn du es aussendest?«
    Anettes Worte. Er blickte von seinem Studium der Karte auf, überrascht von ihrer Frage. In diesem tiefen, kalten Gewölbe voll von alten Weinflaschen und Spinnweben hatten sie den Plan der örtlichen Resistance-Gruppe diskutiert, eine militärische Anlage zu sabotieren. Ihre Frage war aus dem Nichts gekommen. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren war Annette eine Frau, die der Krieg weise gemacht hatte. Seit einem Frühlingsabend im Vorkriegs-Paris hatte diese gut situierte Frau, die geglaubt hatte, die

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