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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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schüttelte den Kopf, um ihn zu klären, und merkte, dass sein vorgetäuschter Bart sich gelichtet hatte, ohne dass es ihm bewusst geworden war. Mit schierer Willenskraft brachte er ihn erneut zum Vorschein, und das selbst geschaffene Trugbild legte sich wieder über seine wahre Gestalt.
    Nebel kam auf. Ein seltsamer Nebel, denn für Kaluga war so etwas nicht typisch, nicht um diese Jahreszeit und nicht bei diesem Wetter. Innerhalb von wenigen Sekunden stieg er von überallher auf, wurde dicht und erstickte sogar den Schnee. Er verdrängte den Gestank der Autoabgase und ließ einen leichten Hauch von toten Blättern zurück. Bald war er dicht genug, dass die Lichter der Straßenlaternen nur noch als leuchtende orangefarbene Flecke im trüben Dunst schwammen. Sam ließ seine Illusion sinken, verließ sich auf den Nebel als Deckung. Wo bist du, Wisperwind? Warum hast du deine Macht aufgeboten?
    Ein Betrunkener beschwerte sich lautstark über den Nebel, als er mit einer Flasche in der Hand auf der Suche nach ein wenig Wärme und Schutz die Stufen zum Bahnhof hochtorkelte. Ein vorbeigehendes Paar wunderte sich darüber, wie plötzlich das Wetter umgeschlagen war. Eine hinkende alte Frau versicherte ihrem bejahrten Begleiter, dass dies »nicht normal« sei.
    Ein Auto stoppte abrupt - doch nicht Peter stürzte heraus, mit Sams Namen auf den Lippen, sondern ein junges Paar, das in Panik war, den Zug zu verpassen. Hinter ihm hupte ein Lastwagenfahrer; verärgert setzte der Fahrer des PKWs sein Gefährt wieder in Bewegung.
    Das Quietschen von Bremsen gehörte zu einem kleinen weißen Ford, der aussah, als würde er jeden Moment auseinander fallen, als er schlingernd und mit überhöhter Geschwindigkeit auf den Parkplatz einbog. Kaum die ängstliche Fahrweise von Wisperwind. Der Wagen hielt dennoch vor Sam an, und ein Fenster wurde heruntergekurbelt. Ein bleiches Gesicht, das Sam nie zuvor gesehen hatte, rief ihm zu: »Hierher!«
    »Wer bist du?«
    »Peter schickt mich. Er ist in Schwierigkeiten!«
    Überrascht mich nicht. Sam hielt die Hände bereit für einen Kampf oder einen Trick, als er auf den Wagen zuging. Keine von seinen Warnzaubern ging los, so nahm er auf dem Beifahrersitz Platz und sank in das Polster zurück, als der Wagen losfuhr. »Wer bist du?«, fragte er.
    »Man nennt mich Mascha.«
    Er erkannt sie als Nixe, roch das Meer und bemerkte ihr gefärbtes blondes Haar. Unter der Tönung war die Farbe vermutlich blau. Sie hatte ein kleines, sorgenvolles Gesicht und konzentrierte sich ganz aufs Fahren.
    »Wo sind Peter und Wisperwind?«
    »Sie sind in Sicherheit. Im Augenblick.«
    »Und der Mensch, Andrew?«
    »Auf dem Weg zur Hölle.«
    Sams müdes Gesicht verzog sich, bevor sein Gehirn die Worte übersetzte. »Er stirbt?«
    »Das Gift des Feuertänzers zehrt ihn aus. Er liegt im Koma, wacht vielleicht nicht mehr auf. Er und die anderen sind zusammen.«
    »Aber wo?«
    »Es ist nicht weit«, versprach sie. »Aber der Feind ist auch nahe.«
    Sie waren von der Hauptstraße abgebogen und fuhren jetzt durch leere Seitenstraßen. Ein Plattenbau ragte im Nebel auf, grauer, hässlicher Beton. Zerbrochenes Glas war zu sehen und Autos, die seit Jahren nicht mehr bewegt worden waren. Aber in ein, zwei Fenstern sah Sam, dass wenigstens irgendjemand stolz genug auf die eigene Wohnung gewesen war, um eine hässliche Plastikvase mit Blumen zu füllen. Wenn man nichts anderes kannte, mochte jedes Zuhause als wunderbarer Ort erscheinen.
    Mascha hielt vor einem der höchsten Wohnblocks an. »Sie sind da drin. Dritter Stock. Der Aufzug ist kaputt.«
    »Kommst du nicht mit?«
    »Ich habe damit nichts zu tun. Ich bin nicht verrückt.«
    Irgendein sechster Sinn Sams schlug bei diesen Worten an. Oh, aber du hast was damit zu tun. Jetzt schon.
    Auch sie war voller Misstrauen, als Sam sich anschickte auszusteigen. Ihre Augen folgten jeder seiner Bewegungen oder versuchten es zumindest. »Ist noch was?«
    »Nichts. Ich will nur nichts hier lassen.«
    Spürte sie die Lüge hinter seinen Worten? Wenn ja, dann sollte sie wissen, dass sie nichts gegen ihn ausrichten konnte...
    Die Tür des Hauseingangs stand unerklärlicherweise offen. Irgendjemand hatte ein altes Telefonbuch zwischen Tür und Rahmen geklemmt. Hinter ihm quietschten die Reifen, als der Wagen davonschoss.
    Sam trat in die Eingangshalle. Das Tropfen von undichten Rohren war zu hören und das Mahlen eines Lifts, der zwischen den Stockwerken fest hing. Es stank nach Urin, und an

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