Lucifer - Traeger des Lichts
Effiziente mit allen Antworten.
»Ich würde dir gern eine Theorie vortragen, Lucifer.«
»Schieß los.« Er verzog das Gesicht bei seinen eigenen Worten, als er an die Pistole dachte. »Vielleicht nicht gerade die beste Wortwahl. Aber bitte, lass hören!«
»Du hast dich da in eine Sache reingeritten, die dich nichts angeht.«
»Ah. Da es nichts gibt, was mich angehen sollte, außer der Tatsache meiner Verbannung, finde ich es schwer, näher zu bestimmen, was diese »Sache« sein könnte.«
»Lucifer, ich habe einen Auftrag erhalten.«
»Wirklich? Wie schön für dich.«
»Ich bin dir noch etwas schuldig. Jehova versteht, dass ich so handeln muss. Du hast mir einmal das Leben geschenkt. Nun tue ich dasselbe für dich.«
»Warum nimmst du dann nicht das lebensbedrohliche Ding da weg? Dann könnte ich dir leichter glauben.«
Michael überhörte die Worte und hielt die Pistole weiterhin auf ihn gerichtet.
»Und warum erzählst du mir das alles?«
»Um dich zu warnen. Mit diesem Sterblichen als Komplizen hat Freya versucht, die Schlüssel zu finden, um die Pandora-Geister freizulassen. Sie wusste, wenn man sie entdeckte, konnte sie sich darauf verlassen, dass du ihr Werk vollenden würdest. Die Schlüssel zu finden und sie ihrem Komplizen zu geben, der ihren Plan zu Ende führen würde. Du warst nur eine Figur in ihrem Spiel, Lucifer. Ein notwendiges Teilchen im Puzzle, nichts weiter.«
Sam blieb stumm. Glaubte Michael, der getreue Idiot, wirklich seine eigene Geschichte? Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein. Nein I Ich weiß nicht, wer dir das alles in den Kopf gesetzt hat.« Er sah Michael in die Augen, doch sah darin nur den unbeirrbaren Glauben an die gerechte Sache. »Freya war die Tochter der Liebe. Sie hätte nie die Geister befreit.«
»Wie du willst, Lucifer. Meine Schuld ist nun beglichen. Es wird keine weiteren Warnungen mehr geben.«
Sam, auf dem Teppich, schnaubte verächtlich. Michael erhob sich wieder und gab jemandem einen Wink. Ein paar seiner menschlichen Helfer traten auf Andrew zu, packten ihn an Armen und Beinen und zerrten ihn hoch. Peter und Wisperwind wurden auch gezwungen aufzustehen.
»Was willst du jetzt tun?«, rief Sam. »Mich hier liegen lassen?«
»Nein.«
Er hob die Augen und versuchte den Kopf zu drehen, um sehen zu können, was Michael tat. Während einer der Menschen die Pistole mit den Silberkugeln hielt, zielte Michael, dessen Waffe mit einer gewöhnlichen Bleikugel geladen war, mit ruhiger Hand auf Sams Rücken. »Tut mir leid. Aber wir können es uns nicht leisten, dass du uns folgst«
Zu seiner Ehre musste man sagen, dass Sam mehr an Peter und Wisperwind dachte als an die Pistole. Mit Pistolen kam er klar. Pistolen waren physische Waffen, und was sie seinem Körper an Verletzungen zufügen konnten, nachdem er Tausende von Jahren auf der Flucht gewesen und so oft erschlagen, erstochen und erschossen worden war, dass er inzwischen langst
den Überblick verloren hatte, war unerheblich. »Was ist mit Peter und Wisperwind? Was wirst du mit ihnen machen?«
»Wenn du uns folgst, werden sie sterben.«
Sam kniff die Augen zusammen, den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Knall des Schusses ihn erreichte und sein Kopf nach vorn auf den Teppich fiel.
14
Eine alte Schuld
Er erinnerte sich an Michael als eine rechtschaffene Seele. Sie waren gute Freunde gewesen, doch Michael hatte immer die Pflicht über alles gestellt. Wenn Jehova ihm den Auftrag erteilt hätte, seine eigene Mutter zu töten, er hätte es getan.
Aber es war auch wahr, dass er in einem gewissen Sinne Sam sein Leben verdankte, eine Schuld, die nun in Kaluga beglichen worden war, nachdem sie ungefähr fünfhundert Jahre lang in seinem Herzen geschwelt hatte.
Im Jahre Unseres Herrn 1582 hatte Sam Linnfer sich müde seinen Weg durch einen endlosen, dichten Wald voller Wölfe und Raubgesindel gebahnt. Dann blieb er wie festgewurzelt stehen, als er sich dem Racheengel gegenübersah.
Sam trug einen schwarzen wollenen Mantel und alte Stiefel, die in ständigem Kampf mit seinen Füßen standen, wie schnell sie Blasen hervorrufen konnten. Er führte ein Pferd am Zügel, das eher noch schlimmer aussah als er selbst. Er war verdreckt und schlammbespritzt, und sein Gesicht und seine ungeschützten Hände waren stark gerötet. Und wie gut seine regenerativen Fähigkeiten auch sein mochten, sie hatten noch nicht Zeit genug gehabt, um die purpurnen Blutergüsse zu beheben, die eine Seite seines
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