Lucifers Lady
sie, und sie fuhr herum. Er hatte die Hand nach ihr ausgestreckt. Er sagte kein Wort, doch sein Blick genügte.
Ohne Zögern ging sie zu ihm. Warum auch nicht, dachte sie und ergriff seine ausgestreckte Hand. Wenn sie es nicht tat, würde er kommen, sie über seine Schulter werfen und forttragen.
„Denken Sie an meine Warnung, Madam“, sagte er kurz und hielt ihre Hand fest.
Sie nickte und lächelte.
Er ging zur Reling. „Sie werden mir folgen. Ich werde auf jeden Ihrer Schritte achten. Die Strickleiter kann gefährlich sein, also Vorsicht.“
„Ich werde es schaffen“, beruhigte sie ihn.
Er ließ sie los und begann mit dem Abstieg. Ein paar Stufen weiter unten wartete er, hielt sich mit der einen Hand an der Leiter fest, während er die andere zu ihr ausstreckte.
„Ich schaffe es“, wiederholte sie und warf einen Blick an Lucian vorbei auf das wartende Ruderboot. Santos stand in der Mitte und sah lächelnd zu ihr hoch, während Bones und Jolly versuchten, das schlanke Boot im Gleichgewicht zu halten.
Es gelang ihr, ohne größere Schwierigkeiten und ohne Lucians Hilfe auf die Strickleiter zu steigen.
„Langsam“, warnte er sie und stieg weiter hinab, um ihr Platz zu machen.
Ein Gefühl der Erregung erfasste Catherine, und bei jeder
Stufe wuchs ihr Selbstvertrauen. Sie hatte in den vergangenen Wochen viel gelernt und mancherlei Ängste besiegt. Sie hatte überlebt, und sie würde es schaffen, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen.
Mit einem Lächeln setzte sie den Fuß auf die nächste Sprosse, als das Seil, mit dem die Leiter gehalten wurde, Bones' Händen entglitt. Die Leiter schlug gegen die Schiffswand, und Catherine verlor das Gleichgewicht.
Lucian hatte gerade einen Fuß auf das Boot gesetzt, als er die Bewegung spürte. Die Jahre, die er auf temperamentvollen Schiffen mit unerwarteten Stürmen gekämpft hatte, ermöglichten es ihm, das Gleichgewicht zu wahren. Er sah zu Catherine hoch, und sein Magen verkrampfte sich, als er bemerkte, wie sie sich mit ihren schmalen Händen an der Leiter festklammerte, während sie mit den Füßen nach einer Sprosse tastete. Wenn ihre Hände abrutschten, würde sie hinunterstürzen.
„Halt das verdammte Seil fest, Bones, oder ich werde dir das Fell über die Ohren ziehen“, rief er und griff nach der hin und her pendelnden Leiter.
Santos half ihm und hielt die Stricke fest, während Lucian mühelos zu Catherine hinaufkletterte.
Sein Körper stützte sie von hinten. Er legte einen Arm um ihre Taille und umfasste mit dem anderen ihre Hand. „Ruhig, Engel, alles ist in Ordnung.“
Sie ließ sich gegen ihn sinken, obwohl sie sich weiterhin festhielt. Sein Körper bot ihr Sicherheit, seine Stärke beschützte sie. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah, das wusste sie plötzlich so sicher, wie sie wusste, dass sie den nächsten Atemzug tun würde.
„Lucian“, flüsterte sie erleichtert.
Er umfasste ihre Taille fester und fühlte, wie sie ein letztes Zittern durchlief, ehe sie entspannt gegen ihn sank. „Haben Sie Schmerzen?“ fragte er und dachte daran, wie die Leiter gegen die Schiffswand geschlagen war.
Zu ihrer Überraschung spürte sie, dass ihr Knie wehtat, aber es war zu ertragen. „Mein Knie schmerzt ein wenig.“
„Sonst nichts?“
Sie lachte, eine überraschende Entgegnung für Lucian. „Und mein Stolz.“
Er lächelte über ihre Fähigkeit, Humor bei einem Zwischenfall zu zeigen, der leicht hätte tödlich enden können. „Keine
Angst, Madam. Ihr Stolz ist unversehrt. Sie haben sich gut gerettet bei einem Unfall, der nicht Ihre Schuld war.“
„Großartig", sagte sie. „Mein Selbstvertrauen ist wieder hergestellt.“
„Genug, um die Leiter weiter hinabzusteigen?“
Ein nervöses Gefühl beschlich Catherines Magen. „Mit Ihrer Hilfe?“
„Aber gewiss“, versicherte er ihr.
„Dann bin ich bereit“, sagte sie, und ihre bebende Stimme verriet ihre Furcht.
„Vertrauen Sie mir. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas geschieht, Engel“, flüsterte er in ihr Ohr.
Wieder erschauerte sie, diesmal nicht vor Angst. Er sprach mit echter Fürsorge. Er hatte sie sogar Engel genannt. War es möglich, dass Captain Lucifer eine Seele besaß? Und hatte sie sie angerührt?
Behutsam löste sie ihren Griff von der Leiter und hielt sich an Lucians fest. Sie barg den Kopf an seiner Brust und schloss die Augen, zwang sich, nicht in den Irrglauben zu verfallen, dass dem Captain wirklich etwas an ihr lag. Sie
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