Lucky - Nur eine Frage der Zeit
allergrößte Mühe gegeben, aber sie hatte schon immer eine lebhafte Fantasie.
Es war dumm von ihr. Wieder und wieder sagte sie sich, dass es egal sei, dass er ihr egal sei. Sie mochte ihn doch nicht einmal. Aber jetzt stand er hier vor ihr, mit seinen goldblonden Locken, die sich in der feuchten Meeresbrise um sein Gesicht ringelten, und sah sie mit diesen unglaublich blauen Augen an.
“Sie haben mir Angst gemacht”, wiederholte sie.
“Ihnen?” Er lachte. “Irgendwas sagt mir, dass Sie durch nichts zu erschrecken sind.” Er schaute sich um, musterte die drei Polizeiautos, deren Blaulicht immer noch zuckte, die Polizisten, die in ihre Funkgeräte sprachen. Er schüttelte den Kopf in fassungsloser Bewunderung. “Sie waren tatsächlich so geistesgegenwärtig, über Ihr Handy die Polizei zu rufen, hmm? Das war gut, Jameson. Ich bin tief beeindruckt.”
Syd zuckte die Achseln. “Was soll daran Besonderes sein? Aber ich schätze, Sie verbringen nicht allzu viel Zeit in Gegenwart kluger Frauen.”
Lucky lachte. “Autsch! Arme Heather. Und sie ist nicht mal hier, um sich zu wehren. So übel ist sie gar nicht, wissen Sie. Ein bisschen herzlos und karrieregeil, aber das unterscheidet sie kaum von den meisten anderen.”
“Und wieso geben sie sich mit ‘nicht so übel’ zufrieden?”, fragte Syd. “Sie könnten doch jede haben, die Sie wollen. Warum suchen Sie sich nicht eine, die Herz hat?”
“Dazu müsste ich erst einmal eine wollen, die mir ihr Herz schenkt.”
“Ah, verstehe”, erwiderte sie und wandte sich wieder ihrem Auto zu. “Mein Fehler.”
“Syd.”
Sie drehte sich zu ihm um.
“Es tut mir leid, dass ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe.”
“Tun Sie’s nicht wieder”, gab sie zurück. “Beim nächsten Mal warnen Sie mich vor, ja?” Sie wandte sich erneut ab.
“Syd.”
Seufzend drehte sie sich ein letztes Mal zu ihm um. “Bitte, Ken, machen Sie’s kurz! Ich bin müde. Um sieben Uhr ist eine Besprechung angesetzt, und ich bin kein Morgenmensch. Erst recht nicht, wenn ich weniger als sechs Stunden Schlaf bekomme.”
“Ich folge Ihnen nach Hause”, informierte er sie. “Wenn Sie in Ihrer Wohnung sind, schalten Sie das Licht ein paarmal an und aus, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist. Einverstanden?”
Syd begriff es nicht. “Sie mögen mich nicht einmal. Warum kümmert Sie das dann?”
Lucky lächelte. “Ich habe nie behauptet, dass ich Sie nicht mag. Ich will Sie nur nicht in meinem Team haben. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.”
5. KAPITEL
S etzen Sie sich auf die Couch – oder auf den Stuhl”, wies Dr. Lana Quinn Sydney an. “Dorthin, wo Sie sich am wohlsten fühlen.”
“Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie diese Sitzung so kurzfristig anberaumen konnten”, sagte Luke O’Donlon.
“Sie hatten Glück”, lächelte Lana ihn an. “Als Wes mich anrief, hatte gerade ein Patient den Termin für ein Uhr abgesagt. Ich war ein wenig überrascht. Schließlich hatte ich schon sehr lange nichts mehr von ihm gehört.”
Lucky kannte die hübsche junge Psychologin nicht besonders gut. Sie war mit einem SEAL namens Wizard verheiratet, mit dem er noch nie zusammengearbeitet hatte. Aber Wizard hatte die Höllenwoche zusammen mit Wes und Bobby durchgestanden, und die drei Männer hielten bis heute Kontakt miteinander. Als Lucky Wes halb im Scherz fragte, ob er einen Hypnotiseur kenne, war die überraschende Antwort: Ja, tatsächlich, er kenne da jemanden.
“Wie geht es Wes?”, fragte Lana.
Lucky war zwar kein Psychologe, aber die Frage klang ein wenig zu beiläufig.
Offenbar war ihr das selbst aufgefallen, und sie erklärte hastig: “Er war so in Eile, als er anrief, dass ich ihn nicht fragen konnte. Als mein Mann noch im SEAL-Team Six war und mehr außer Landes als zu Hause, haben wir oft miteinander telefoniert. Ich schätze, wir haben Quinn beide sehr vermisst. Seit er wieder in Kalifornien ist und zum SEAL-Team Ten gehört, macht Wes sich ein bisschen rar.”
“Wes geht es gut. Er wurde gerade zum Chief befördert”, erzählte Lucky ihr.
“Oh, wie schön”, freute sich Lana – wieder fiel ihre Reaktion ein bisschen zu enthusiastisch aus. “Richten Sie ihm meine Glückwünsche aus, ja?”
Lucky war alles andere als ein Experte, aber das musste er auch nicht, um zu erkennen, dass Lana nicht alles sagte, was ihr durch den Kopf ging. Allerdings glaubte er keine Minute, dass Wes eine Affäre mit der Frau eines guten Freundes hatte.
Weitere Kostenlose Bücher