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Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Titel: Lucky - Nur eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Sprungk Suzanne Brockmann
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Zwischendrin, in einer sogenannten Pause, ließen Wes und die anderen Ausbilder sie ein paar Streuselkuchen-Übungen machen: Die Männer rannten hinaus in die Brandung, und sie wälzten sich dann – nass bis auf die Haut – im feinen weißen Sand. Das taten sie so lange, bis sie vollständig mit Sand paniert waren; kein Quadratzentimeter Haut war mehr zu sehen. Auch im Gesicht. Insbesondere im Gesicht. Und dann durften sie sich wieder mit ihren Telefonmasten abmühen.
    Syd wies mit ihrer Limodose zu den hart arbeitenden, sandpanierten Männern hinüber, und Lucky wusste, dass sie Gina von der Ausbildung zum Navy-SEAL erzählte. Von der Höllenwoche – den Hell Week genannten Ausdauertest in der Grundausbildung. Von der enormen Willenskraft, die diese Männer aufbringen mussten, um den permanenten Druck und die körperlichen Schmerzen zu ertragen. Tag für Tag für Tag für Tag bei nur vier Stunden Schlaf, und das eine ganze Woche lang.
    Durchhaltevermögen. Nur wer genug dieser mysteriösen Kraft aufbrachte, die einen durchhalten ließ, überlebte. Überstand die Höllenwoche.
    Nass, frierend, zitternd vor Erschöpfung, mit schmerzenden, sich verkrampfenden Muskeln, Blasen nicht nur an den Füßen, sondern überall, sogar an Stellen, an denen man sich nicht vorstellen konnte, Blasen zu bekommen, kämpfte er sich durch. In winzigen Zeitschritten. Das Leben spielte sich nicht mehr in Tagen oder Stunden oder auch nur Minuten ab.
    Es reduzierte sich auf einen Schritt. Rechter Fuß. Linker Fuß. Dann wieder rechter Fuß.
    Es wurde reduziert auf einen Herzschlag, einen Atemzug, eine Nanosekunde bloßer Existenz, die ausgehalten und überwunden wurde.
    Lucky wusste, was Syd Gina erzählte, denn sie hatte ihn ausgefragt; ihn und Bobby und Rio und Thomas und Michael. Sie hatte unzählige Fragen über SEAL-Ausbildung im Allgemeinen und die Höllenwoche im Besonderen gestellt.
    Während er die beiden beobachtete, weckte irgendetwas, was Syd sagte, Ginas Aufmerksamkeit. Während er zusah, hob die jüngere Frau den Kopf und schien sich auf die Männer am Strand zu konzentrieren. Während er zusah, half Syd mit ihrer sanften Magie Gina, die ersten schwankenden Schritte zurück ins Leben zu tun.
    Gina musste durchhalten, genau wie die SEAL-Anwärter beim BUD/S-Training. Oh ja, so überfallen zu werden war ein entsetzlicher Schlag. Das Leben hatte ihr grausam unfaire Karten zugeteilt. Schlimmer hätte es kaum kommen können. Aber sie durfte nicht aufgeben. Musste weitermachen, sich vorankämpfen, einen qualvollen Schritt nach dem anderen tun, durfte nicht einfach ihr Blatt hinschmeißen und das Leben hinter sich lassen.
    Und Syd, die süße nette Syd, versuchte, ihr dabei zu helfen.
    Lucky lehnte sich an Syds lächerliche Karikatur eines Autos. Er wusste, dass er eigentlich arbeiten sollte, wünschte sich aber nichts sehnlicher, als noch ein paar Minuten hier draußen in der warmen Sonne zu bleiben. Wünschte, er säße dort auf der Decke, zusammen mit Syd. Wünschte, sie hätte ihm eine Limo mitgebracht und er könnte sich im tiefen Dunkel ihrer Augen verlieren. Wünschte, sie würde sich zu ihm beugen, ihre Lippen den seinen nähern und …
    Ooookay.
    Es wurde jetzt wirklich Zeit zu gehen. Wirklich allerhöchste Zeit.
    Drüben auf der Decke sprang Syd plötzlich auf. Verblüfft beobachtete Lucky, wie sie im Kreis um Gina herumtanzte, sich drehte und hüpfte. Und – oh Wunder – Gina lachte darüber.
    Aber dann drehte Syd sich um und entdeckte ihn.
    Mist! Sie hatte ihn dabei erwischt, wie er sie beobachtete.
    Aber sie schien froh zu sein, ihn zu sehen. Sie rannte ein paar Schritte auf ihn zu, drehte sich wieder um, lief zurück zu Gina, beugte sich zu der jungen Frau hinab und sagte etwas zu ihr.
    Und dann flog sie regelrecht zu ihm. Mit einer Hand hielt sie den lächerlichen breitkrempigen Hut auf dem Kopf fest, ihre Sonnenbrille rutschte ihr von der Nase und landete im Sand. Sie lief barfuß und hüpfte unbeholfen und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht über den scharfkantigen Kies am Rande des Parkplatzes, um zu ihm zu gelangen.
    “Luke, ich glaube, ich habe es gefunden!”
    Er wusste sofort, was sie mit “es” meinte: die so schwer fassbare Gemeinsamkeit zwischen den Vergewaltigungsopfern.
    “Ich muss Gina wieder nach Hause bringen”, stieß sie hervor. Ihre Worte überschlugen sich fast. “Sie müssen mir ein paar Informationen besorgen. Die anderen beiden Frauen, die keine offensichtliche Verbindung zum

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