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Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Titel: Lucky - Nur eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Sprungk Suzanne Brockmann
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versucht, sie dazu zu überreden, dass sie auf dem Revier bleibt, aber sie vertraute voll und ganz auf ihr verdammtes Sicherheitssystem.”
    Syd betrachtete ihn mit unendlichem Mitgefühl. Er wusste: Wenn sie ihn jetzt berührte, war er verloren. Wenn sie ihn jetzt berührte, würde in seinem Innern alles, wogegen er sich mit aller Kraft wehrte, mit Macht losbrechen: seine Schuldgefühle, sein Zorn, seine Angst. Herr im Himmel, er hatte entsetzliche Angst. Seine Schutzdämme würden brechen, und er würde in der Flut ertrinken.
    Er trat einen Schritt zurück. “Ich will nicht, dass du weitermachst! Du darfst nicht weiter den Lockvogel spielen, nicht nach dieser Geschichte! Auf keinen Fall! Schluss damit! Du wirst dich künftig von mir fernhalten müssen. Ich sorge dafür, dass Bobby an deiner Seite bleibt, und zwar rund um die Uhr, bis wir den Kerl haben.”
    Sie kam näher. “Luke, das macht doch keinen Sinn! Wir haben möglicherweise nur auf diese Weise eine Chance, den Kerl zu schnappen. Ich weiß, dass du ihn schnappen willst.”
    Er lachte. Es klang scharf und brüchig. “Die Untertreibung des Jahres.”
    “Vielleicht sollten wir beide versuchen, ein wenig zu schlafen. Wir können später darüber reden. Nachdem wir in Ruhe darüber nachgedacht haben.”
    “Es gibt nichts darüber nachzudenken”, widersprach er. “Es kann einfach zu viel schiefgehen. Er könnte dich selbst auf dem kurzen Weg ins Haus umbringen. Du bist kleiner als Lucy, Syd. Wenn er dich so zusammenschlagen würde wie Lucy …” Seine Stimme brach, und er musste tief durchatmen, um sich wieder zu fangen. “Ich lasse nicht zu, dass du dein Leben so aufs Spiel setzt! Der Gedanke daran, dich mit diesem Kerl auch nur eine Sekunde lang allein zu lassen …”
    Zu Luckys blankem Entsetzen schoss ihm das Wasser in die Augen. Bis eben hatte er sich noch verzweifelt gegen seine Tränen gewehrt. Jetzt konnte er sie nicht länger zurückhalten. Sie liefen ihm über die Wangen, und so heftig er sie auch fortwischte, sie ließen sich einfach nicht stoppen.
    Oh Gott, er weinte! Er stand vor Syd und weinte wie ein zweijähriges Kind.
    Das war’s dann wohl. Jetzt war er endgültig kein Mann mehr in ihren Augen.
    Aber sie lachte nicht. Sie warf ihm keinen der Blicke zu, die sie so gut beherrschte. Jene Blicke, die nur zu deutlich sagten: Gott, was bist du doch dämlich!
    Stattdessen schlang sie ihre Arme um ihn und drückte ihn. “Du darfst ruhig weinen”, sagte sie leise. “Ich erzähle es niemandem.”
    Darüber musste er lachen. “Fein. Aber du weißt es.”
    Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, und strich ihm sanft die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen blickten unglaublich weich. “Ich wusste es auch vorher schon.”
    Seine Brust schnürte sich noch enger zusammen. Es tat richtig weh. “Ich würde sterben, wenn dir irgendetwas zustoßen würde.”
    Seine Stimme brach, als er an Blue dachte, der irgendwo im Dschungel erfahren würde, dass die Frau, die er mehr liebte als sein Leben, im Krankenhaus lag, vielleicht im Sterben, vielleicht schon tot.
    Und dann weinte Lucky nicht mehr, sondern brach völlig zusammen. Er schluchzte so heftig, wie er es seit Isidros Tod nicht mehr getan hatte, und klammerte sich dabei an Syd, als könnte sie ihn retten.
    Seine Knie wurden weich, gaben nach, und er sank auf dem Küchenboden zusammen. Immer noch hielt Syd ihn fest. Sie sagte kein Wort, versuchte nicht, ihn zu beruhigen. Sie saß einfach nur neben ihm und wiegte ihn sanft in ihren Armen.
    Selbst wenn Lucy aus dem Koma erwachte, wenn sie morgen ihre Augen öffnete, würde sie nur überlebt haben. Blue konnte die Zeit nicht zurückdrehen und das Trauma auslöschen. Er konnte die Angst, die sie durchlebt haben musste, nicht vergessen machen. Diese schrecklichen Minuten, in denen sie an einem scheinbar so sicheren Ort wie ihrem Schlafzimmer ganz allein um ihr Leben kämpfte, ganz allein mit einem Mann, der sie vergewaltigen und töten wollte. Immer, bis ans Ende ihres Lebens, würde ein Echo dieser Angst in ihren Augen stehen.
    Wenn sie überlebte.
    Und wenn sie starb …
    Wie sollte Blue dann weiterleben? Wie sollte er weiteratmen, nachdem ihm das Herz aus der Brust gerissen wurde?
    Würden ihre Augen ihn sein Leben lang verfolgen? Würde er immer und überall nach ihrem Lächeln Ausschau halten? Würde er sich jedes Mal, wenn ihm der Duft ihres leichten Parfums in die Nase stieg, umdrehen und nach ihr suchen, obwohl er wusste, dass sie fort war?
    Lucky

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