Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
dunklen Wimpern unterstrichen waren. Seine Haut war etwas dunkler als die des typischen Nordeuropäers, was ihm, verbunden mir den schwarzen Haaren, eine leicht exotische Note gab. Natürlich waren die Proportionen des Gesichts perfekt – wie bei allen Imperianern – und die dunklen Augenbrauen ließen das Gesicht besonders ausdrucksstark erscheinen.
Plötzlich wurde Lucy bewusst, dass sie an Händen gefesselt und in Sack und Leinen gekleidet war. Dieser hübsche Junge, vor dem sie stand, sollte sie in ihre Zelle bringen. Sie war seine Gefangene. Lucy räusperte sich und wandte ihren Blick ab.
»Du wolltest mich in meine Zelle bringen«, sagte sie zu seinen Fußspitzen.
»Äh ja, natürlich.« Er fasste sie wieder am Arm und dirigierte sie sanft den Gang entlang.
»Da sind wir. Deine Freunde sind auch da. Ihr habt noch ein paar Minuten Zeit, bis die Verhandlung beginnt.«
Er nahm ihr die Handschellen ab und öffnete die Tür. An der gegenüberliegenden Wand saßen Kim, Christian und Lars mit trübsinnigen Gesichtern auf dem Boden. Lucys Gesicht hellte sich auf. Sie wollte zu ihnen stürmen. Da hielt Borek sie noch kurz am Arm fest. Als sie sich zu ihm umdrehte, trafen sie seine wunderschönen Augen noch einmal mit aller Kraft.
»Viel Glück, Lucy«, sagte er. Dann durchtrennte die schließende Tür ihre Blicke.
Lucy brauchte eine Sekunde, um in die Realität zurückzufinden. Als sie sich umdrehte, waren ihre Freunde schon aufgesprungen. Die Augen aller drei leuchteten auf. Kim nahm sie in die Arme und drückte sie so fest, dass sie fast keine Luft mehr bekam.
»Oh Lucy, wir hatten schon Angst, dass du tot wärst. Warum hat das denn so lange gedauert?«
»Wieso, seid ihr schon länger hier?«
»Ein paar Stunden warten wir hier schon.«
»Keine Ahnung, die Ärztin sagte irgendwas davon, dass es mich besonders schlimm erwischt hat, aber erinnern kann ich mich an gar nichts, außer, dass ich dachte, ihr seid tot.« Lucy versagte die Stimme, sie schluckte schwer.
»Was wollte eigentlich dieser Kerl von dir?«, fragte Lars misstrauisch.
»Das war kein Kerl«, empörte sich Lucy. »Das war der Einzige, der nett zu mir war. Na ja, er und diese Ärztin, wenn ich ehrlich bin.«
»Komm, erzähl mir bloß nichts von nett!«, rief Kim dazwischen. So wütend hatte Lucy sie noch nie gesehen. »Ich war ja so naiv da unten in der Station. Das sind hier doch die letzten Schweine. Du hattest da unten wirklich recht. Lucy sag jetzt bitte nicht, dass du auf so ein hübsches Gesicht von einem dieser Kerle reinfällst.«
Kim sah ihr entsetzt in die Augen.
»Sie haben dir doch nichts getan, oder?«, wechselte Lucy das Thema. Sie ließ ihren Blick von oben bis unten über Kims Körper gleiten.
»Ach, haben die Schweine dir etwa auch erzählt, dass ich gefoltert werde. Mich scheinen sie ja besonders gern benutzt zu haben. Die meinten wohl, mir traut ihr am Wenigsten zu.« Kim klang beleidigt.
»Keine Angst, das war nur Schmierentheater. Das haben sie mit uns allen gemacht, um uns zum Sprechen zu bringen. Hat ja auch prima geklappt«, sagte Christoph enttäuscht.
»Haben sie dich immer benutzt«, fragte Lucy Kim.
»Nein, das nun auch wieder nicht, nur bei Christoph und dir. Bei mir haben sie Christoph genommen.« Die letzten Worte klangen fast zärtlich.
»Lars und wen haben sie bei dir benutzt?«, fragte Lucy. Lars starrte auf seine Füße. Lucy hatte ihn noch nie so schüchtern gesehen.
»Wen wohl?«, platzte Kim heraus. »Dich natürlich!«
»Oh je, dann hast du mich sicher schön lange foltern lassen«, grinste Lucy. Lars sah noch immer seine Schuhe an.
»Von wegen, unser großer Held hat genauso schnell geplaudert wie Christoph und ich auch«, erwiderte Kim. Es schien ihr eine große Genugtuung zu sein, dass auch Lars schwach geworden war.
»Das hätte ich bei jedem von euch gemacht«, sagte Lars zu seinen Fußspitzen.
»Ja, ich auch«, sagte Lucy und drückte ihm kurz die Schulter.
»Was ganz anderes: Habt ihr kapiert, was auf diesem Schiff los ist?«
»Wieso, was meinst du?« fragte Christoph.
»Die Befragungen waren so komisch. Irgendwie hat der mir kein Wort geglaubt und zwischen den Luzanern und Imperianern scheint es ziemlich zu kriseln.«
»Ich glaub, das ist immer so. Die mögen sich einfach nicht«, warf Kim ein. »Die Imperianer sind den Luzanern zu arrogant und die Luzaner sind den Imperianer zu ungehobelt. Das hast du doch schon auf der Station mitbekommen.«
»Die Luzaner sind aber auch
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