Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
funktioniert hatte. Sie glaubte, sich zu erinnern, dass die Kleine die Augen geöffnet und sie angesehen hatte. Aber sie selbst, sie war dabei gestorben.
Wenn sie gewusst hätte, wie schwere Kopfschmerzen sie im Himmel – oder wo immer sie jetzt war – haben würde, hätte sie sich das mit dem Sterben doch noch mal überlegt.
Lucy blinzelte noch einmal. Langsam bekamen die Schatten Konturen. Der Ort um sie herum sah wie ein imperianisches Krankenzimmer aus. Langsam begann Lucy trotz dieser furchtbaren Kopfschmerzen zu begreifen, dass sie nicht tot war. Sie lag auf einer Krankenstation.
Eine Tür ging auf. Herein kam eine weiß gekleidete, junge Frau, die etwa in ihrem Alter war. Das Gesicht hatte sie schon gesehen. Warum ging alles bloß so langsam in ihrem Hirn? Natürlich, es ha ndelte sich um diese junge Ärztin, die vor etwa einem Jahr, auf die Rebellenstation gekommen war. Sie hatte Lucy schon mehrfach untersucht. Lucy musste mehrmals blinzeln, um sie genau erkennen zu können. Sie besaß sehr blonde Haare und eine extrem helle Haut. Die Haare trug sie in einem auf Imperia gerade modernen Kurzhaarschnitt. Er reichte gerade über die Ohren, war leicht asymmetrisch und hinten etwas kürzer als an den Seiten. Über der Stirn verlief ein ebenso asymmetrischer Pony. Sie war eine Imperianerin. Das Gesicht hätte man also als wunderschön bezeichnen können, wenn da nicht die Augen gewesen wären. Sie hatten zwar eine wunderschöne, extrem hellblaue Farbe, aber sie wirkten so kalt, dass sie Lucy an gefrorenes Eis erinnerten. Diese eiskalten Augen blickten auf Lucy herunter, fixierten sie.
»Hallo Lucy, kannst du mich erkennen«, fragte sie mit kühler Stimme. Lucy nickte automatisch.
»Ja«, krächzte sie. Ihre Stimme klang fremd in ihren eigenen Ohren.
»Weißt du, wer ich bin?«, fragte die Ärztin ernst.
Lucy nickte erneut. Ihr wollte partout der Name nicht einfallen. Vielleicht kannte sie ihn aber auch nicht. Es waren in diesem einen Jahr so viele Jugendliche auf die Station und die anderen Schiffe gekommen, dass Lucy unmöglich alle Namen kennen konnte und diese Frau hatte sie bisher noch nie interessiert. Lucy riss sich zusammen.
»Hat es funktioniert? Ist der Schlüssel vollständig?«, fragte sie mit leiser, kratzender Stimme.
»Der Kleinen geht es gut.« Die Temperatur der Stimme der Ärztin sank mindestens um zehn Grad und diese jetzt noch kälteren blauen Augen schienen alle Wärme aus Lucys Körper zu saugen. Lucy fror. Sie fühlte sich schrecklich hilflos. Sie kämpfte mit den Tränen. Auch früher meinte sie gespürt zu haben, dass diese Frau sie nicht besonders mochte. Jedes Mal, wenn sie sich untersuchen lassen musste, hoffte sie, dass Tareno da war und sie sich nicht von ihr untersuchen lassen musste. Jetzt hatte sie wahrscheinlich endgültig die letzten Sympathien verspielt. Natürlich sorgte sie sich auch um Lina, aber auch diese Eisprinzessin von Ärztin musste doch verstehen, dass das Wohl der ganzen Galaxie wichtiger war, als das Leben eines einzelnen Menschen. Sie spürte, wie ihre Hand genommen wurde. Mühsam drehte sie den Kopf zur anderen Seite. Sie sah Tareno ins Gesicht. Sie bekam gerade noch mit, wie er der jungen Ärztin einen warnenden Blick zuwarf. Er sah sie liebevoll an und strich ihr zärtlich über die Wange. Erst da merkte Lucy, dass ihre Wange nass war. Sie hatte nicht gemerkt, dass sie weinte.
»Du hast die Kleine gerettet«, sagte er sanft. »Allerdings hast du dich damit fast selbst umgebracht. Wenn man mal von denen a bsieht, bei denen alles zu spät war, habe ich hier noch niemanden auf der Station gehabt, der so nah am Rande des Todes stand wie du.«
Lucy wollte ihm die Hand drücken, aber mehr als einen kle inen Impuls konnte er nicht gespürt haben. Sie fühlte sich so kraftlos.
»Den Schlüssel haben wir auch«, redete er leise weiter. »Profe ssor Gurtzi, Christoph und die anderen meinen, er ist jetzt vollständig. Sie können ihr Werk zu Ende bringen. Und was Dabiella gesagt hat, stimmt. Der kleinen Lina geht es gut. Du hast ihr das Leben gerettet.«
Tareno streichelte ihr zärtlich übers Haar.
»Wir mussten euch beiden den Schlüssel entfernen. Das war eine neue und nicht gerade einfache Aufgabe. Bei dir haben wir damals gedacht, wir lassen alles, wie es ist. An euch vier Terranern ist schon genug herummanipuliert worden. Aber dadurch, dass du Lina berührt hast, ist etwas ausgelöst worden. Der Schlüssel hat begonnen, dich zu verändern. Er hat dir
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