Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Kuss auf die Stirn. »Du hast Linchen gerettet. Sie hätte das nicht überlebt, wenn du das nicht gemacht hättest, hat Tareno gesagt. Jetzt ist sie wieder voll fit. Sie sieht jetzt so aus, wie damals, als sie erst sieben oder acht Monate alt war. Aber ab jetzt wird sie wieder wie ein ganz normales Kind wachsen, hat Tareno versprochen. Sie hat sich durch diesen Schlüssel, der sich in ihrer DNA eingenistet hatte einfach zurück entwickelt. Dadurch fehlen ihr jetzt so ungefähr acht oder neun Monate, die wird sie auch nicht mehr aufholen, vermutet Tareno. Vielleicht sollte ich sie einfach ein Jahr jünger machen.«
Kim kuschelte sich an Lucy.
»Wo ist denn die Kleine?«, fragte Lucy mit ihrer leisen, schwachen Stimme.
»Ich wollte sie ja mitbringen, aber Tareno hat verboten, sie aus ihrem Zimmer in andere Teile des Schiffs mitzunehmen. Unser Zimmer liegt direkt in der Mitte des Schiffs, musst du wissen. Tar eno sagt, er kann es nicht verantworten, dass sie in irgendeinen anderen Raum gebracht wird. Außer natürlich bei Notfällen oder zu kurzen Untersuchungen oder so.«
»In der Mitte des Schiffs? Aber da leben doch die Kinder.«
»Die sind jetzt einen Raum weiter gezogen. Tareno meint, die beiden sind schon so groß, da macht das fast nichts mehr aus. Dario hat zwar zuerst ein ziemliches Theater gemacht. Er wollte aus seinem Zimmer nicht ausziehen. Da hat ihm dann aber seine kleine Freundin Nuri ganz schön die Hölle heißgemacht. Jetzt traut er sich nicht mehr zu meckern.« Kim grinste spitzbübisch.
Kim erzählt ihr noch eine ganze Zeit lang begeistert von den For tschritten, die Lina machte. Nach einer Weile sagte sie:
»Du, ich muss jetzt wirklich gehen. Ich bin schon länger gebli eben, als ich Dabiella versprochen habe. Hoffentlich bist du schnell wieder so fit, dass du mehr Besuch haben darfst. Dann komme ich jeden Tag.«
Kim drückte Lucy noch einen dicken Kuss ins Gesicht. Diesmal d irekt auf die Lippen. Sie drückte ihre Freundin noch einmal ganz fest an sich, bevor sie ging. Lucy hatte das Gefühl, dass es ihr schon viel besser ging, nachdem all ihre Freunde sie besucht und ihr so liebevoll gezeigt hatten, wie wichtig sie ihnen war. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, schlief sie schon ein.
Sie wachte davon auf, dass Gurian ins Zimmer kam. Schüc htern und mit besorgtem Gesicht schlurfte er zu ihr ans Bett.
»Hallo Lucy«, brummte er, unsicher an ihrem Bett stehend. Lucy nahm seine Hand.
»Hast ganz schön was abbekommen«, knurrte er.
»Ach, das ist schon fast wieder überstanden«, antwortete Lucy mit leiser, brüchiger Stimme. Gurian nickte nur mit besorgtem G esicht.
»Ja, bist ganz schön hart im Nehmen«, brummte er.
Lucy drückte seine Hand. Er streichelte ihr schüchtern mit dem Daumen über den Handrücken. Lucy sah ihm in die Augen. Sie hatte an Bord noch niemanden gesehen, der so traurige Augen hatte. Meistens versteckte er sie hinter einem besonders kühlen, ja manchmal sogar brutal wirkenden Blick. Aber in den wenigen Momenten, in denen Lucy ihm ganz ruhig in die Augen gesehen hatte, war sein Blick so traurig geworden, wie in diesem Moment. Lucy hatte das Gefühl, ihm seit dieser langen, schrecklich kalten und dunklen Nacht auf Gorgoz nicht mehr so nahe gewesen zu sein. Sie hätte ihn so gern in den Arm genommen, aber sie hatte nicht die Kraft, sich aufzusetzen. Gurian brauchte viel mehr Trost als sie. Lucys Verletzung war nur körperlich. Sie würde in ein paar Wochen wieder geheilt sein. Gurians Verletzung dagegen saß mitten in seiner Seele. Vielleicht würde diese Wunde nie heilen.
»Ich muss dann auch wieder los«, brummte Gurian, nachdem sie sich eine Weile an der Hand haltend, angeschwiegen hatten. Lucy nickte stumm.
»Ach, bevor ich’s vergesse. Ich soll dir von Borek schöne Grüße ausrichten. Der ist gerade auf einer Mission. Dieser imperianische Weichling hat fast geheult, weil er dich nicht auf der Krankenstation besuchen kann.«
»Ich finde es schön, dass jemand sich meinetwegen Sorgen macht und das es den anderen Freunden nicht egal ist, was mit mir pa ssiert.« Lucy klang noch leiser und kraftloser als vorher. Gurian sah ihr traurig in die Augen.
»Mir ist nicht egal, was mit dir passiert«, sagte er leise und schüchtern. »Du bist hier der einzige Lichtblick auf dieser ga nzen miefigen Raumstation.«
Er winkte ihr noch mal zu und knurrte zum Abschied: »Sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst. Ohne dich, ist es unter diesen ganzen
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