Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
sie stirbt!« Kim rannen Tränen übers Gesicht. Vorsichtig streichelte sie den Kopf ihrer Tochter.
»Kim, deine Kleine ist zäher, als du glaubst. Sie schafft das. Es ist nur noch eine Stunde. Das hält sie durch!« Lucy legte so viel Übe rzeugung in ihre Stimme, wie sie konnte. Schließlich musste auch sie daran glauben. Kim nickte, aber die Tränen rannen ihr weiter lautlos die Wangen hinunter.
Sie konnten absolut nichts tun. Kim schloss die Augen. Eine Hand lag an der Wange des kleinen Mädchens. Lucy sah die Kleine an. Ihre Atmung wurde von Minute zu Minute flacher. War da schon ein Aussetzer gewesen? Lucy wurde angst und bange. Das Kind durfte jetzt einfach nicht sterben. Sie zerma rterte sich das Hirn. Was konnte sie nur tun. Plötzlich sah sie die Situation bei ihren Eltern vor sich. Dem Kind ging es besser, nachdem sie es auf den Arm genommen hatte, auch wenn es ihr selbst nicht besonders gut bekommen war.
Vorsichtig streckte Lucy den Arm aus. Sie nahm die kleine, kalte, schlaffe Hand in ihre. Im nächsten Moment hatte Lucy wieder das Gefühl, in einen Strudel gezogen zu werden. Sie drehte sich immer schneller um sich selbst. Sie bekam Angst, ihr wurde schlecht. Der Strudel saugte alle Kraft, alle Energie aus ihr heraus. Unaufhaltsam wurde sie in das schwarze Nichts dieses Strudels gezogen. Sie wol lte sich wehren, aber der Sog war zu stark und sie war so müde. Plötzlich wurde alles ganz einfach, alles wurde ganz leicht. Die Dunkelheit hüllte sie ein. Die Müdigkeit nahm zu, übermannte sie fast. Sie brauchte sich nur fallen lassen. Alles war egal. Sie wollte nur noch schlafen, tief und fest, für immer.
»Lucy, Lucy was machst du denn!«, kreischte eine aufgeregte Stimme. An ihr wurde gezerrt und gezogen. Der Strudel löste sich auf.
»Lucy nicht einschlafen«, schrie diese schrecklich nervige Stimme. Irgendetwas fühlte sich furchtbar unangenehm an. Es tat weh. Ihre Wange brannte.
»Lucy, verdammt mach die Augen auf!« Die schreckliche Stimme gehörte Kim. Ein klatschendes Geräusch erreichte ihr Ohr. Ihre Wange schmerzte. Lucy wollte nur noch schlafen. Sie wollte jetzt nicht zurückkehren. Es klatschte wieder, es tat so weh. Lucy öffnete die Augen einen kleinen Spalt. Sie sah Kim neben sich auf dem Sitz sitzen. Sie musste über die Lehne auf den Sitz neben ihr geklettert sein. Kim holte aus. Ihre flache Hand traf wieder ihre Wange.
»Du tust mir weh«, nuschelte Lucy. Sprechen war so anstrengend.
»Lucy, was hast du nur getan. Lucy bleib wach, Lucy!!«, kreisc hte Kim. Wieder traf Lucy eine Ohrfeige.
»Lina?«, nuschelte Lucy. Mühsam sah sie auf den Rücksitz. Die Kleine hatte die Augen auf und sah Lucy stumm an.
»Lina geht es gut. Lucy, du stirbst! Du hast eben schon aufgehört zu atmen«, schrie Kim. »Bleib wach, verdammt!«
Wieder wurde Lucy durchgeschüttelt.
»Ich bin so müde. Nur einen kleinen Moment schlafen«, flüsterte Lucy.
»Nein bitte, bitte, bleib bei mir«, schluchzte Kim. Sie nahm Lucys Kopf in die Arme und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Bitte mach jetzt nicht schlapp.«
Es war so schön, so warm, so geborgen, nur ein klein wenig ausruhen. Die Dunkelheit schloss Lucy ein. Wieder ein stechender Schmerz. Diesmal am Ohr.
»Du hast mich gebissen!«, flüsterte Lucy entsetzt.
»Lucy, nicht einschlafen. Ich weiß doch nicht, was ich machen soll. Du musst mir sagen, was ich tun muss«, wimmerte Kim.
»Orbit um Jupiter«, stammelte Lucy. »Auf Rückseite funken. Nur kleinen Moment ausruhen.«
»Nein Lucy!«, kreischte Kim. »Bleib wach, pass auf, ob ich es richtig mache!«
»Du kannst das allein. Ich muss schlafen«, murmelte Lucy.
»Nein, bleib wach!« Kim schüttelte Lucy, dass ihr Kopf an die Sitzlehne knallte. Er traf auf etwas Hartes, es tat weh.
»Sieh her! Muss ich jetzt abbremsen«, rief Kim. Es klang wie ein fernes Echo in Lucys Kopf.
»Abbremsen erst auf abgewandter Seite von Erde«, murmelte Lucy. Was war nur mit Kim los? Die wusste ja gar nichts mehr. Sie musste wach bleiben, wenigstens einen kurzen Moment. Aber sie war so müde. Sie fühlte sich so kraftlos.
»Jetzt funken«, brachte Lucy mühsam zustande.
»Ist das so richtig?«, fragte Kim. Lucy nickte mit dem Kopf. Warum fragte ihre Freundin? Sie wusste das doch selbst.
Zehn Minuten verbrachte Kim damit, immer verzweifelter, Lucy wach zu halten. Lucy verstand langsam, dass es um ihr Leben ging. Wenn sie aufgab und einschlief, würde sie nie mehr aufwachen. Aber es war zu verlockend. Sie wollte
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