Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
sich in unregelmäßigen Abständen fragte, wie es ihnen ergangen war. Jetzt ließen sich die Fragen und Befürchtungen nicht mehr verdrängen. Am nächsten Tag sah sie ihre Familie wieder.
»Lucy, es wird schon niemandem, der dir wichtig ist, etwas pa ssiert sein«, sagte Riah tröstend. »Es war doch keiner deiner Freunde und … äh … Verwandten bei der Armee oder so?«
»Nein«, flüsterte Lucy. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern gegen die Imperianer gekämpft hatten.
»Normalerweise geht es den Einwohnern nach einer Invasion nicht schlechter. Vielleicht leben alle noch genauso wie vor zwei Jahren«, sagte Riah. Sie streichelte ihr liebevoll durchs Haar.
»Soll ich euch beide allein lassen«, fragte sie nach einem M oment des Schweigens.
»Nein, nein, bitte bleibe hier«, erwiderte Lucy schnell. Jetzt bloß nicht mit Borek allein sein, dachte sie.
Lucy spürte, wie Riah Borek kurz zunickte. Im nächsten Moment fühlte sie auch seine Hände auf ihrem Rücken. Es war wunderschön, viel zu verführerisch schön.
»Ich muss jetzt los. Morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten befreite sich Lucy aus der Situation.
»Du kannst mit zu uns kommen«, sagte Riah und ergänzte, als Lucy den Kopf schüttelte: »Du weißt, wir machen nichts, was du nicht möchtest.«
Riah musste doch langsam verstanden haben, dass Lucy das wus ste und ihnen auch nichts anderes unterstellte. Riah musste doch mittlerweile erkannt haben, dass Lucy sich davor fürchtete, dass sie selbst etwas tun würde, was sie nicht wollte.
Schell verabschiedete sie sich. In ihrem Zimmer musste sie Nuri vorsichtig zur Seite schieben, die sich wieder ungefragt in ihrem Bett breitgemacht hatte. Das Kind kuschelte sich im Schlaf sofort an sie, als sie sich vorsichtig neben Nuri geschoben hatte. Erstaunl icherweise fiel Lucy schon nach wenigen Momenten in einen tiefen Schlaf.
***
Lucy wurde an Bord von Gerizan begrüßt. Der Junge aus Miranda, den Lucy vor zwei Jahren als ersten Rebellen kennengelernt hatte, als ihr Schiff von ihnen gekapert wurde, übte mittlerweile den Posten des Kommandanten des ›Engel‹ aus. Ansonsten bestand die Mannschaft nicht aus den üblichen Mitgliedern des Schiffes, sondern aus denen der ›Taube‹. Trixi besetzte den Platz der Maschinistin und Lars den des Piloten. Gurian saß an den Waffensystemen. Varenia betreute die Navigation und Luwa saß an der Kommunikation. Der Platz für den Wissenschaftler blieb frei. Dort saß in der ›Taube‹ normalerweise Shyringa, als Aranaerin konnte sie aber auf der ›Engel‹ nicht mitfliegen. Auf ihrem Platz saß jetzt Lucy. Sie nahm auf diesem Flug nur die Rolle des Gasts ein, der transportiert wurde. Mit der kleinen, an Bord befindlichen Fähre sollte sie auf Terra landen.
»Das ist fast wie Urlaub«, strahlte Lars. »Endlich legte Trixi eine kleine Pause ein.«
»Es gibt noch so viele Schiffe, die nicht gesund – entschuldigt, nicht voll funktionsfähig, meinte ich natürlich – sind. Ich weiß nicht, weshalb ich auf diesem Flug überhaupt mit musste«, maulte Trixi.
»Siehst du«, ereiferte sich Lars. »Wenn wir auf der Station sind, bekomme ich Trixi kaum noch zu Gesicht. Und wenn ich sie sehe, ist sie entweder nicht ansprechbar oder so müde, dass sie sofort ei nschläft.«
»Außerdem ist das hier kein gutes Schiff«, murrte Trixi.
»Wieso ist etwas mit dem Schiff nicht in Ordnung?«, fragte Lucy erschrocken. Die Aktion konnte extrem gefährlich werden und ihr Überleben hing unter anderem von der vollen Funktionsfähigkeit ihres Schiffes ab.
»Ganz im Gegenteil, das Schiff wartet nur darauf zu töten!« Trixi sah böse zur Waffenkonsole.
»Trixi nun übertreibe doch nicht«, versuchte Lars sie zu beruhigen. »Wir alle wissen, dass der ›Engel‹ eine besonders wirkungsvolle Strahlenkanone hat.«
»Mit der Kanone kann man sogar ein Mutterschiff angreifen. So etwas brauchen wir nicht! Wir wollen niemanden angreifen! So ein Schiff gehört nicht in unsere Flotte!«, ereiferte sich Trixi. »Ich mag das Schiff nicht!«
Lars verdrehte die Augen. Lucy konnte ihn verstehen. Dennoch sagte sie zu ihrer Maschinistin: »Trixi, das nächste Mal fliegen wir wieder mit unserer ›Taube‹. Diesmal müssen wir dieses Schiff nehmen, auch wenn du es nicht magst. Geht das einmal?«
»Natürlich werde ich alles machen, damit das Schiff voll fun ktionsfähig ist, keine Angst«, antwortete Trixi resigniert. »Ich mag es trotzdem nicht!«
Trixi
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