Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
zeigen sollte, dass man es gut meinte. Ein Lächeln, das nicht die Augen erreichte. »Diese Aktion ist von entscheidender Wichtigkeit. Sie kann über den Fortbestand des größeren Teils aller Spezies in dieser Galaxie entscheiden, vielleicht sogar über das Überleben aller Spezies.«
»Shyringa keine Angst, das ist mir bewusst.« Lucy grinste ihre kühle Freundin an.
»Die Logik deiner Freundin Kim war verwirrt, als sie von der Station ging. Du weißt nicht, ob sie wieder rationalen Gedanken zugänglich ist. Die anderen schicken mich, weil ich am ehesten eure Gefühle nachvollziehen kann. Lucy, ich weiß, dass dein Gefühl deiner Freundin gegenüber groß ist, aber diese Mission ist nicht nur für einen Menschen wichtig, sondern entscheidend für alle in der Galaxie. Du darfst in diesem Fall deine Logik nicht von deinen Gefühlen verwirren lassen. Auch für deine Freundin Kim und deine ganze Spezies ist die Entschlüsselung des Codes von extremer Wichtigkeit.«
»Aber Shyringa, das weiß ich doch alles. Ich werde alles geg eben, um Kim zu überreden mitzukommen.«
Shyringa schüttelte den Kopf. Ihre stechenden Augen bohrten sich in Lucys.
»Vielleicht reicht reden nicht aus, um Kim zu überzeugen«, sagte sie langsam. Sie öffnete ihre Hand und ließ ein kleines rundes, graues Gerät in Lucys Hand fallen.
»Was ist das?«, fragte Lucy überrascht.
»Du musst Kim auf jeden Fall hierher bringen, auch wenn sie es nicht will. Das ist ein kleines Gerät, mit dem du sie betäuben kannst. Es schaltet ihr Bewusstsein für ein paar Stunden aus. Sonst passiert ihr nichts.«
»Aber ich kann doch eine meiner besten Freundinnen nicht gegen ihren Willen entführen!«, rief Lucy entsetzt.
»Wir alle vertrauen dir Lucy. Ich bin deine beste aranaische Freundin. Ich setze mein ganzes Vertrauen in dich. Du wirst die Logik, die ganze Galaxie zu retten, nicht über ein Gefühl einem einzelnen Menschen gegenüber opfern.«
Shyringa drückte Lucy freundschaftlich die Schulter und ging.
Lucy schluckte. Natürlich hatte ihre aranaische Freundin recht. Sie musste Kim hierher bringen, auch wenn sie sich mit Händen und Füßen wehren würde. Es gab keinen anderen Weg.
Lucy schloss kurz die Augen. Sie fühlte sich schon schuldig, b evor die Aktion begonnen hatte. Hoffentlich würde Kim sich mit Worten überzeugen lassen. Sie wollte ihr nichts antun.
***
Es war der Abend vor ihrem Abflug nach Terra. Lucy saß mit Riah und Borek auf dem Aussichtsdeck. Lucy hatte ihren Kopf auf Riahs Schulter gelegt und starrte in die so weit entfernten Sterne. Borek saß neben ihnen und hielt so viel Abstand, dass er keine der beiden berührte. Neidisch sah er zu den beiden Mädchen hinüber.
»Wir sollten uns einen Planeten suchen, um den wir unsere St ation kreisen lassen. Das wäre viel hübscher«, bemerkte Lucy träumerisch.
»Morgen siehst du deinen Planeten wieder, freust du dich schon?«, fragte Borek.
»Ich mag gar nicht daran denken. Ich bin so aufgeregt. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert und alles ist noch so, wie ich es in Erinnerung habe«, antwortete Lucy.
»Ich bin jetzt auch seit unserer Flucht von Imperia nicht mehr dort gewesen«, sagte Borek traurig. »Ein großer Teil meiner Freunde ist zwar mittlerweile zu uns gekommen, trotzdem würde ich gern wi ssen, wie es dort aussieht. Ich würde gern einmal wieder die Atmosphäre dort atmen oder nachts die Monde sehen. Lucy erinnerst du dich, wie wir damals in dem Park gesessen haben und in den Nachthimmel mit den beiden Monden gesehen haben?«
»Ja«, hauchte Lucy. Sie kuschelte sich enger an Riah. Sie spürte die Schmetterlinge in ihrem Bauch wie damals. Grausam purze lten die Gefühle durcheinander. Sie hatte die gleiche Sehnsucht nach Borek wie damals. Gut, dass Riah neben ihr saß. An diesem Abend hätte sie Unsinn gemacht, allein mit Borek.
Lucy lenkte ihre Gedanken zurück zu Terra, zur Erde, zu ihrem Heimatplaneten. Es gab Dinge, über die konnte sie mit ihren Freu nden nicht sprechen. Dabei handelte es sich ausgerechnet um die Dinge, die sie in diesem Moment am stärksten beschäftigten. Sie dachte an ihre Eltern. Imperianer besaßen keine Eltern und konnten daher Lucys Gefühle nicht nachvollziehen. Außerdem berührte es sie peinlich, über die biologische Herkunft zu sprechen. Sie waren schließlich Menschen und keine Tiere.
Die meiste Zeit hatte Lucy die Gedanken an ihre Eltern ve rdrängt, seitdem sie auf der Rebellenstation lebte, auch wenn sie
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