Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
habe. Ich stand einfach neben mir. Warum glaubst du mir denn nicht, dass ich es nicht so gemeint habe. Ich hasse weder Aranaer noch Harischaner.«
»Komm geschenkt, das ist längst vorbei! Aber du musst doch den Leuten hier klarmachen, dass die Imperianer nur eine and ere Art von Menschen sind. Du kannst doch keinen Hass schüren.«
»Das mache ich doch gar nicht. Natürlich sind die Imperianer für mich Menschen. Sind sie immer für mich gewesen. Ich hatte sogar mal tiefe Gefühle für einen. Es ist nur so, dass du dich an die Me nschen hier anpassen musst, wenn du hier leben willst. Die reden so, und wenn du andere Begriffe verwendest, hören sie dir nicht mehr zu.«
»Und was willst du mit deinem politischen Engagement erre ichen, dass alle Außerirdischen die Erde verlassen und alles wieder so schön wird wie vorher?«, fragte Lucy sarkastisch.
»Nein, das sind die anderen«, sagte Kim ernst. Entweder sie nahm Lucys Sarkasmus nicht wahr oder sie überhörte ihn ei nfach. »Die nennen sich ›Globale Freiheitspartei - GFP‹. Wobei mit ›global‹ natürlich nur dieser Planet, die Erde, gemeint ist. Und Freiheit fordern sie natürlich nur für die irdischen Menschen. Die wollen die Imperianer von der Erde vertreiben und alles zurückdrehen. In Wirklichkeit sammelt sich dort alles, was früher die Macht hatte. Korrupte Politiker, Diktatoren, skrupellose Wirtschaftsbosse und was du dir sonst noch so vorstellen kannst. Natürlich gehöre ich nicht zu denen.«
»Natürlich«, echote Lucy verwundert. »Und wozu gehörst dann du.«
»Ich bin in der ›Globalen Gleichstellungspartei - GGP‹«, antwortete Kim stolz.
»Und was ist da der Unterschied?«
»Na hör mal!« Kim klang leicht beleidigt. »Das ist etwas ganz anderes. Wir wollen ja nicht alles zurückdrehen. Es gibt schon jede Menge Dinge, die jetzt besser sind. Das Problem ist nur, dass alles über die Köpfe der Menschen – entschuldige, ich meine natürlich Terraner – hinweg entschieden wird. Da werden neue Technologien eingeführt, die die Menschen hier gar nicht nutzen können. Da werden Dinge abgeschafft, die den Imperianern nicht in den Kram passen, die aber zu unserer Kultur gehören. Es gibt Fälle, in denen Menschen ausgenutzt werden, weil die Imperianer arrogant über ihre Bedürfnisse hinweggehen und es keine Möglichkeit gibt, sich zu beschweren. Wir wollen, dass die irdischen Menschen ein Mitspracherecht bekommen, bei den Dingen, die auf diesem Planeten passieren.«
»Das hört sich ja ganz gut an. Aber würde das denn nicht die Vo rteile der ganzen Invasion infrage stellen? Du hörst das sicher nicht gern, aber ich finde, es gibt sehr wohl ein paar Vorteile, vor allem in den Teilen Terras, in denen die Menschen gehungert haben, es keine ärztliche Versorgung gab oder die Leute durch Kriege umgekommen sind.«
»Du schätzt mich völlig falsch ein, Lucy. Natürlich sehe auch ich die Vorteile. Wir wollen ja gar nicht, dass sich die irdischen Me nschen wieder bewaffnen können oder dass die Verteilung von Waren wieder so ungerecht organisiert wird, wie vor der Invasion. Wir wollen nur, dass bei den Entscheidungen auch irdische Menschen beteiligt werden. Weißt du, die Leute auf Imperia, die die Entscheidungen treffen, können sich doch gar nicht in die Situation vor Ort hinein versetzen. Und hier gibt es genügend Imperianer, die es genießen, sich den Menschen hier überlegen zu fühlen. Die bauen neue Häuser, in die irdische Menschen nicht hineingehen können, weil die Türen mit virtuellen Konsolen ausgestattet sind, die keiner hier bedienen kann. Die protzen mit Transportrobotern, die die Leute hier nicht steuern können und wenn sie mitfahren dürfen, sind sie darauf angewiesen, dass ein Imperianer ihnen die Tür auf und zu macht. Das ist für die Menschen hier völlig erniedrigend.«
»Aber das ist doch die Technik, das weißt du doch. Auch die Te rraner werden lernen müssen, damit umzugehen. So ist das nun mal.«
»Mensch Lucy, das dauert doch mindestens noch eine Gen eration, bis es überhaupt irdische Menschen gibt, die mit diesen virtuellen Konsolen umgehen können. Bis alle das können, werden zwei, drei vielleicht sogar vier Generationen vergehen. Selbst dein Bruder ist schon zu alt, den Umgang mit den Dingern zu lernen. Das weißt du genau. Technik kann man verändern. Zumindest bei den einfachen Dingen wie Türen, aber selbst bei der Bedienung von diesen Transportrobotern, kann man Steuerungen einbauen, die auch irdische
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