Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
geschickt. Als ich sie angebettelt habe, mich hereinzulassen und dummerweise auch noch erzählt habe, dass ich ein Kind erwarte, haben sie mich rausgeschmissen. Das ganze Unheil komme nur von dem sündigen Leben der Menschen auf der Erde, deshalb hätte Gott die Teufel von Außerirdischen geschickt. Und ich hätte durch meinen sündigen Lebenswandel die Katastrophe erst ausgelöst. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie haben mir einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.«
Lucy nahm Kims Hand in ihre.
»Ich habe ja noch nie ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern gehabt, aber dass sie völlig durchdrehen, hätte ich nicht gedacht. Was soll's!«
Kim lächelte Lucy tapfer an.
»Ja, und dann stand ich da, früh morgens. Es dämmerte gerade. Ich war mehr als drei Stunden lang durch Wald und Wiesen getrabt. Langsam wurde mir kalt. Ich hatte Durst und Hunger. Und ich fühlte mich zum Heulen. Was sollte ich machen? Freunde hatte ich hier nicht mehr. Zu Christophs Eltern wollte ich nicht gehen, weil ja Schluss zwischen uns war. Lars‘ Eltern kannte ich nicht. Als einzige Möglichkeit blieb, deinen Eltern den Gruß auszurichten, den du mir mitgegeben hattest und sie zu bitten, bei ihnen übernachten zu dürfen.«
Kim hob entschuldigend die Schultern und grinste leicht.
»Deine Mama war echt süß. Ich musste sofort hereinkommen. Dann hat sie mir zu trinken und essen gegeben und mich solange mit Fragen ausgequetscht, bis ich mehr preisgegeben hatte, als ich eigentlich wollte. Weil ich nichts mehr über dich erzählen wollte – das durfte ich ja nicht –, habe ich ihr schließlich das mit der Schwangerschaft und dem Rauswurf bei meinen Eltern gebeichtet. Daraufhin hat deine Mutter mich ins Bett gesteckt – in deins übrigens – und mich nicht mehr gehen lassen. Erst haben deine Eltern versucht, mit meinen zu reden. Sie sind natürlich auch rausgeflogen. Dann haben sie beschlossen, dass ich bei ihnen bleiben kann. Mir war das natürlich peinlich am Anfang, aber sie waren so nett und mir ging es zwischendurch auch mal nicht so gut. Jedenfalls habe ich mich dann darauf eingelassen. Sie haben mich sogar formal als Pflegekind angenommen, weil ich doch noch minderjährig war und meine Eltern nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Es musste doch so viel geregelt werden, wegen der Schwangerschaft. Sie haben sich so richtig um mich gekümmert, wie um die eigene Tochter. Ich hab die beiden richtig lieb.«
In Kims Augen schimmerte Feuchtigkeit.
»Irgendwie sind sie viel mehr meine Eltern als meine eigenen«, flüsterte sie. Lucy wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Du bist doch jetzt nicht sauer oder? Ich meine, es sind doch trotzdem noch deine Eltern.« Kim sah Lucy flehend an.
»Nein, das ist schon in Ordnung«, sagte Lucy leichthin. »Für sie ist es ja auch gut, dass sie sich über meinen Weggang hinwegtrösten konnten.«
»Bist du mir wirklich nicht böse?«, fragte Kim und nahm schüc htern Lucys Hand. Lucy schüttelte den Kopf.
»Dann sind wir so etwas Ähnliches wie Schwestern«, sagte Kim schüchtern und gab Lucy einen Kuss auf die Wange.
»Äh ja.« Lucy wusste noch immer nicht, was sie zu dieser Sache sagen sollte. Irgendwie war ihr das Ganze unheimlich. Sie wechselte schnell das Thema: »Und dann? Was hast du sonst noch so gemacht?«
»Also zu einem großen Teil war ich natürlich mit Schwange rschaft, Geburt und nachher mit Lina beschäftigt. Aber ich habe mich auch politisch engagiert. Ich habe ja einen entscheidenden, großen Vorteil allen Menschen hier auf der Erde gegenüber. Ich kenne wirklich die außerirdische Kultur, ihre Technik und ich bin der einzige Mensch, der mit dieser Technik umgehen kann«, sagte Kim stolz. Das konnte Lucy so nicht stehen lassen.
»Die Imperianer sind auch Menschen«, sagte sie empört.
»Lucy, du bist nicht auf deinem Rebellenschiff. Du bist auf der Erde. Die Leute hier unterscheiden nach Menschen, das sind die, die du Terraner nennst, und nach Außerirdischen, also den Imperianern. Andere Außerirdische kennen sie nicht.«
»Aber Kim, du musst ihnen doch klar machen, dass das auch Menschen sind. Ich weiß ja, dass du Aranaer für intelligente Spi nnen und Harischaner für ekelige Echsen hältst, aber bei Imperianern musst doch selbst du einsehen, dass es Menschen sind.«
Kims Augen wurden wieder feucht. Sie sah traurig aus.
»Als ich mich damals bei dir entschuldigt habe, meinte ich das ernst. Es tut mir noch heute leid, dass ich das zu dir gesagt
Weitere Kostenlose Bücher