Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
den Rechner noch im G eschäft aus dem großen Karton befreit und ihn zusammen mit den zugehörigen Zusatzgeräten und der Bedienungsanleitung in ihren Rucksack gestopft. Sie schnallte den Rucksack auf ihren Rücken. Als Nächstes suchte sie ein Bekleidungsgeschäft. Kim und sie mussten sich verkleiden. Wahrscheinlich besaß nicht nur jeder irdische Polizist mittlerweile ein Foto von den beiden, sondern auch jeder imperianische Geheimagent auf der Erde. Gerade das Letzte war viel schlimmer. Sie durften keine Gnade zu erwarten.
Lucy ließ im Vorübergehen ihre Augen über die großen Scha ufenster der Bekleidungsgeschäfte wandern. Sie suchte etwas Bestimmtes. Sie schmunzelte, als sie daran dachte, was Kim sagen würde, wenn sie mit ihrer Idee in dem Hotelzimmer ankommen würde. In der Scheibe spiegelten sich die Gesichter einer Frau und eines Mannes. Diese Gesichter hatte Lucy schon einmal gesehen, als sie das Elektrogeschäft verlassen hatte. Bei den beiden handelte es sich um Imperianer, das erkannte Lucy mittlerweile mit hundertprozentiger Sicherheit. Sie sah möglichst unbeteiligt in die Richtung der beiden. Als Lucy sich in ihre Richtung drehte, nahmen sie sich in den Arm und knutschten. Jetzt war sich Lucy sicher, dass es sich bei den beiden um imperianische Agenten handelte. Imperianer tauschten in der Öffentlichkeit nie Zärtlichkeiten aus. Für sie galt so etwas als unanständig. Die beiden wollten offensichtlich Terraner imitieren.
In Windeseile entwickelte Lucy einen Plan. Sie ging Richtung Bahnhof. Sie achtete darauf, sich nicht nach ihren beiden Ve rfolgern umzusehen. Aber Lucy sah das Spiegelbild der beiden immer wieder in den Schaufenstern der Läden, in die sie blickte. Sie ging in das Bahnhofsgebäude und steuerte direkt einen Schalter an. Dort löste sie zwei Fahrkarten nach Rom in Italien.
Anschließend ging Lucy weiter durch die Stadt. Sie entfernte sich immer weiter von ihrem Hotel. Die Gegend wurde immer ungemü tlicher. Heruntergekommene Menschen standen in den Straßen herum. Lucy wurde angepöbelt. Sie ließ sich aber nicht provozieren, sondern ging zielstrebig weiter. Entschlossen bog sie in eine dunkle Straße ein. Sie hörte Schuhe auf dem Pflaster klappern. Ohne sich umzusehen, wusste sie, dass die Schuhe der imperianischen Frau diese Geräusche verursachten. Die Agentin schien zur Tarnung irdische Damenschuhe zu tragen. In der Straße befand sich außer den dreien kein anderer Mensch. Lucy begann leicht zu schwitzen. Sie war nicht in Form.
An der nächsten Ecke bog sie in eine besonders enge und dunkle Gasse ein. Sie stellte sich in einen Hauseingang und zog ihre Waffe. Als die beiden um die Ecke kamen, schoss Lucy sofort ohne Vo rwarnung. Wie beabsichtigt traf sie den Mann, der bewusstlos zu Boden fiel. Die Frau schoss sofort zurück. Lucy konnte sich gerade noch ducken. Sie war wirklich nicht in Form. Ein heißer Schmerz zog sich über ihre Schulter. Die imperianische Agentin hatte im Zerstörungsmodus geschossen. Der Schuss hatte Lucys linke Schulter gestreift. Es brannte, als hätte sie ein glühendes Eisen an der Schulter berührt. Lucy schoss dennoch reflexartig zurück. Die imperianische Agentin fiel bewusstlos zu Boden.
Lucy zog die beiden in den Hauseingang, sodass sie nicht s ofort für jeden sichtbar waren. Kopfschüttelnd nahm sie die Waffen der beiden auf, schaltete sie in den Betäubungsmodus und steckte sie ein. Fluchend machte Lucy sich auf den Rückweg. Immerhin hatte sie auf dem Weg in diese dunkle Gegend ein Geschäft gesehen, dass die Art von Kleidung anbot, die Lucy kaufen wollte.
Eine Stunde später klopfte Lucy den abgesprochenen Rhyt hmus an die Tür ihres Hotelzimmers. Es passierte nichts. Lucy wollte gerade noch einmal klopfen, da wurde die Tür aufgerissen. Lucy blickte direkt in die Mündung einer Waffe. Eine Hand ergriff sie an der Schulter und zog sie ins Zimmer. Die Tür schlug hinter ihr zu.
»Wo bleibst du denn so lange. Ich dachte, jetzt haben sie dich e rwischt«, stöhnte Kim. Ihre Hand zitterte leicht. Lucy erzählte ihr die ganze Geschichte.
»Aber warum hast du denn die Fahrkarten gekauft? Die haben dich doch beobachtet«, rief Kim.
»Wollen wir nach Rom?«, fragte Lucy.
»Ne!« Kim blickte sie verwirrt an.
»Siehst du! Jetzt weiß das ganze Imperium, dass wir nach Rom unterwegs sind. Sie werden uns auf dem Weg suchen.« Lucy grinste stolz. »Während die sämtliche Fernzüge kontrollieren, gehen wir morgen früh seelenruhig zum Bahnhof
Weitere Kostenlose Bücher