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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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reichlich anstrengend.
         »Warte, Claudi, nicht bewegen, ich hole den Staubsauger.«
         Natürlich achtete ich darauf, dass es die junge Frau war, die meine Küche reinigte und nicht Gregor, denn schließlich hatte sie ja auch die Zuckertüte fallen lassen. Zumindest fast. Kaum war dieses Malheur beseitigt, passierte ihr allerdings das nächste: Sie musste den Deckel des Schüttelbechers nicht richtig zugedrückt haben, denn als sie ihn in die Hand nahm und die Mixtur aus Öl, Essig, Wasser und Gewürzen schwungvoll schüttelte, ergoss sich der gesamte Inhalt in hohem Bogen über ihr T-Shirt und sämtliche Küchenoberflächen.
         Wieder warf ich meinem Mann blitzschnell einen Blick zu. Na bravo! Wenn sie so weitermacht, kommen wir nie zum Essen.
         Claudia, der Tränen in die Augen stiegen, suggerierte ich: Du heulst jetzt nicht los! Nein, du heulst jetzt nicht los! Das hätte nämlich gerade noch gefehlt. Am Ende hätte mein Göttergatte sie in den Arm genommen, wenn sie zu flennen angefangen hätte, siehe Ute im Kino. Stattdessen ließ ich Madame wieder ein paar unverständliche Sätze stammeln und um ein Putztuch bitten.
         »Hast du vielleicht ein sauberes T-Shirt für mich?«, fragte sie zaghaft, nachdem sie mit dem Aufwischen fertig war.
         Das könnte dir so passen. Schnell heftete ich meine Augen auf meinen Schatz.
         »Tut mir leid, ich habe die Sachen meiner verstorbenen Frau schon weggegeben. Warum schlüpfst du nicht einfach in das T-Shirt, das du vorhin zum Joggen anhattest? Das ist inzwischen sicher getrocknet.«
         Claudia sah ihn einen Moment entgeistert an. Offenbar hatte sie damit gerechnet, dass er, wie immer ganz Kavalier, ihr eins von seinen Shirts leihen würde. Aber das hatte ich zu verhindern gewusst, obwohl ich mir sicher war, dass er genau solch ein Angebot gemacht hätte, wenn ich ihm mit meinem Gedanken nicht zuvorgekommen wäre.
         In der Zeit, die sie zum Umziehen brauchte, ließ ich Gregor schnell selbst das Salatdressing anrühren – allerdings eins mit Joghurt – das traf nämlich viel mehr seinen Geschmack als Essig und Öl.
         Natürlich rümpfte Claudia die Nase, weil es nicht die von ihr favorisierte Salatsoße gab, aber das war von mir absolut beabsichtigt. Als sie anbot, den Tisch zu decken und nach den bereitstehenden Gläsern und Besteck griff, reagierte ich blitzschnell.
         »Nein danke, Claudia. Lass mal. Wir wollen jetzt nicht auch noch Scherben produzieren, ich habe inzwischen nämlich so richtig Hunger. Setz dich einfach auf die Terrasse, ich bin in zwei Minuten fertig«, ließ ich meinen Schatz sagen.
         Ich heftete meine Augen auf sie: Geschieht mir recht, dass er mich nichts mehr in seinem Haus anfassen lässt.
         Mit hängenden Schultern stiefelte sie auf die Terrasse hinaus, wo mein Mann im Nu den Tisch deckte. Meine Antennen merkten, dass die Stimmung zwischen den beiden allmählich zu kippen begann. Das war genau, was ich beabsichtigt hatte, denn so langsam musste ich Claudias Abgang vorbereiten; schließlich sollte sie aus dem Haus sein, wenn Beas SMS kam. Zu dem Zeitpunkt wollte ich unter allen Umständen mit Gregor allein sein, um mich optimal auf ihn und seine Reaktion konzentrieren zu können.
         In dem Moment kam mir der Zufall zu Hilfe: Claudias Handy klingelte. Anstatt sich höflich zu entschuldigen und ein Stück in den Garten zu entfernen, wie es der Anstand gebot, wenn man gemeinsam zu Tisch saß, nahm sie das Gespräch an, ohne sich einen Millimeter zu rühren. Zu ihrem Pech sprach die Anruferin auch noch so laut, dass mein Mann und ich problemlos mithören konnten.
         »Annika hier. Claudi, kommst du bitte in die Dienststelle? Ich brauche dich. Wir haben gerade eine Sache reinbekommen, die ich nicht alleine vorbereiten kann.«
         »Och nö, nicht ausgerechnet jetzt. Kannst du nicht Bernd fragen, ob er dir hilft?«
         »Du hast dieses Wochenende Bereitschaft!«
         »Schon, aber es ist gerade echt schlecht. Ich bin bei Gregor ...« Sie lies den Satz bewusst in der Schwebe. Offenbar hoffte sie, ihre Kollegin damit zu beeindrucken, dass sie am Sonntagnachmittag beim Chef saß.
         Mein Göttergatte ließ sein Besteck sinken und hob dafür die rechte Augenbraue. Eine gefährliche Geste. Wenn er beide hochzog, musste man sich keine Sorgen machen, dann war das Ausdruck seines Erstaunens. Hob er aber nur eine, sollte man

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