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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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des Schwebens erlebt
     
    Der Erzengel blieb so lange fort, dass ich schon fast glaubte, er hätte mich in seinem Büro vergessen. Als er schließlich zurückkam, folgte ihm ein sehr alter Mann mit einem ellenlangen weißen Bart.
         »Das ist Nikolaus Kopernikus«, stellte er mir seinen Begleiter vor. »Er und Galileo Galilei haben lange über die von mir gestellte Frage debattiert. Beide sind unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen, dass ich dich wieder auf die Erde lassen muss, weil sonst ich es bin, der Frau Middelhauves Glück im Weg stünde, da ihre Vorsehung anders wohl nicht in Erfüllung gehen kann.«
         Mir erschloss sich zwar nicht, was zwei weltberühmte Astronomen mit dem zu tun haben mochten, was das Orakel Bea und damit irgendwie auch mir geweissagt hatte, das war mir in dem Augenblick allerdings piepegal. Mit einem Jubelschrei sprang ich auf und drückte Gabriel. Dann lief ich schnell aus seinem Zimmer, bevor er es sich anders überlegen und mich doch dabehalten konnte.
     
    »Das war ganz schön knapp!« Engel Manuel grinste mich breit an, als ich zu ihm in den Fahrstuhl stieg.
         »Woher weißt du das?«
         »Wir haben eine Live-Übertragung aus Gabriels Büro in die Notrufzentrale geschaltet.«
         »Was?«, fragte ich entsetzt.
         »Na ja, wir hatten schließlich eine Wette abgeschlossen, ob du es noch einmal zurück auf die Erde schaffst oder nicht.«
         Ich schnappte nach Luft.
         »Tja, und was soll ich sagen: Ich habe gewonnen. Gegen Engel Isolde. Das hat ihr gar nicht gefallen.« Manuel blitzte der Schalk aus den Augen. Routiniert schloss er das Gitter und drückte einen Knopf, der uns losdüsen ließ. Automatisch fasste ich nach meinem Begleiter, um mich wie immer an ihm festzuhalten, denn ich war mir sicher, dass ich nun gleich Überschallgeschwindigkeit erleben würde. Aber entweder hatte sich mein Körper inzwischen an den rasanten Fahrstil gewöhnt, oder aber Manuel ließ die Sache diesmal himmlisch sanft angehen. Verwundert schaute ich ihn an.
         »Ich kann auch anders«, sagte er leise, bevor er mich eng an sich zog.
         Eine geschlagene Stunde später wusste ich nicht nur, wie sanft man vom Himmel zur Erde schweben konnte, sondern auch, dass Engel-Männer ebenso zärtlich küssten wie Menschen-Männer. Es war ein wunderbares Gefühl, wieder Schmetterlinge im Bauch zu haben – wenngleich ich nie im Leben geglaubt hätte, dass mir das nach meinem Tod passieren könnte.
     
    In dem Moment, in dem ich aus dem Aufzug trat, klingelte mein Handy. Eigentlich konnte es nur Bea sein, denn außer ihr und Gabriel rief mich niemand an, und bei Letzterem war ich ja gerade eben gewesen. Er war es jedoch trotzdem.
         »Na, na, da hat sich unser Rennfahrer aber ganz schön Zeit gelassen, um mit dir auf die Erde hinunter zu gondeln. Wir dachten schon, der Aufzug wäre stecken geblieben und wir müssten euch die Höhenrettung schicken.«
         Ich hörte ein leises Glucksen in seiner Stimme. Offenbar war er nun wirklich nicht mehr böse auf mich.
         »Lucy, du hattest es vorhin so furchtbar eilig, hier wegzukommen, dass wir gar keinen Plan für dein weiteres Vorgehen festgelegt haben. Das müssen wir jetzt dringend nachholen.«
         »Wozu denn? Ich habe doch bisher auch immer improvisiert.«
         »Ja, genau. Und wo hat uns das hingebracht?«
         Ich zog es vor, diese Frage nicht zu beantworten.
         »Was machst du zum Beispiel, wenn du nachher gleich Bea in die Arme läufst?«
         »Keine Ahnung. Vielleicht ist sie heute gar nicht auf dem Friedhof? Es ist schließlich Sonntag.«
         »Doch, sie ist natürlich da und arbeitet. Wie immer. Ein sehr fleißiges Mädchen.« Der Erzengel sagte das in einer Tonlage, die deutlichmachte, dass sich seiner Meinung nach so manch anderer eine Scheibe von ihr abschneiden konnte.
         »Oh ja ... hm ... also gut ... ähm ... wenn ich Bea treffe... hm ... also ... keine Ahnung!«
         »Und was ist mit den anderen Frauen? Du hast ihr Leben durcheinander gebracht. Deswegen musst du dich jetzt weiter um sie kümmern und kannst sie nicht einfach sich selbst überlassen. Im schlimmsten Fall finden sie sonst nie das, was das Orakel ihnen geweissagt hat. Erst, wenn die Damen das Interesse an deinem Mann verlieren und er ebenfalls nichts mehr in ihnen sieht, ist er bereit, sich auf Bea einzulassen. Wie du das hinbekommst, verrate ich dir

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