Lucy in the Sky
Waffen, aber ich finde es besonders interessant, als wir zu Queen Marys Puppenhaus kommen. Hier hampelt James ungeduldig herum und geht schließlich mit Richard hinaus. Aber ich will mich nicht hetzen. Schließlich musste ich auch die Waffen ertragen.
Nathan bleibt neben mir stehen, während ich durch das Glas auf die winzigen Nachbildungen schaue.
»Unglaublich, oder?«, flüstere ich andächtig. Hier ist es so still wie in einer Bibliothek.
»Ja«, flüstert er zurück, und ich reiße meinen Blick vom Puppenhaus los, um ihn anzusehen. Der Raum ist so schwach beleuchtet, dass ich sein Gesicht kaum erkenne, aber mein Herz flattert, als sich unsere Blicke treffen. Ich möchte ihn küssen.
Lucy! Dein Freund ist gerade mal ein paar Meter entfernt! Hör auf mit dem Quatsch. Entschlossen nehme ich mich zusammen. In diesem Moment kommt ein kleines Mädchen um die Ecke und erklärt ihrer Mutter vorwurfsvoll, dass sie unbedingt so ein Puppenhaus wie dieses braucht, weil ihr eigenes einfach nicht groß genug ist.
Nathan und ich grinsen uns an und schlendern dann langsam zur Tür.
»Das erinnert mich daran, wie wir für Andie Schuhe gekauft haben.«
»Ich staune immer noch, dass du nicht völlig wahnsinnig geworden bist«, sagt er.
»Na ja, vielleicht nicht völlig … «
In der St. George’s Chapel bleibt Nathan reglos stehen und blickt zur Decke hinauf, während ich mit James und Richard zum Altar gehe. Ich weiß, ich muss vorsichtig sein, damit es nicht aussieht, als würde ich mich an Nathan hängen. Während wir an dem beeindruckenden Chorgestühl entlanggehen, hake ich James demonstrativ unter. Ein paar Minuten später verlieren er und Richard schon wieder das Interesse, und ich biete mich an, Nathan zu holen und die beiden draußen zu treffen.
Er steht immer noch an der gleichen Stelle und blickt staunend nach oben.
»Das ist irre«, murmelt er. Auch ich sehe nach oben und betrachte die kunstvolle Steinmetzarbeit. Als ich mich ihm wieder zuwende, schüttelt er immer noch den Kopf vor Bewunderung.
Danach fährt Nathan uns zum Tee nach Eton.
»Es wäre schön, ein Auto zu haben, was?«, sage ich zu James. Er nickt. »Vielleicht könnten wir Nathan das hier abkaufen, wenn er zurückgeht«, schlage ich vor.
Aber James schüttelt nur stumm den Kopf und zupft an einem Stück zerrissenen Polsterbezug hinten am Fahrersitz. Zum Glück ist die Musik so laut, dass Nathan nichts mitkriegt. Ich wende mich ab und sehe aus dem Fenster.
Mir
gefällt das Auto.
Als wir durch die Straßen von Eton bummeln, bleibe ich einen Moment vor einem hübschen Antiquitätenladen stehen, um mir die im Fenster ausgestellten Silberanhänger anzuschauen.
»Die Concorde da hinten ist cool«, sagt Nathan neben mir.
»Ja. Hey, James, ich geh mal kurz hier rein!«, rufe ich. James und Richard schauen sich ein Stück weiter das Fenster eines Ladens mit Modellautos an. Aber Nathan folgt mir in den Laden, und ich frage, ob ich die Kiste mit den Anhängern sehen kann. Die Verkäuferin bemerkt, dass ich mich für das kleine Flugzeug interessiere.
»Die Concorde hat ihren letzten Flug direkt über unseren Köpfen gemacht«, erzählt sie.
»Möchtest du sie haben?«, fragt Nathan.
»Ja, gern«, antworte ich mit einem Lächeln.
»Dann kauf ich sie dir … «
»Nein, lass nur!«
»Aber ich möchte gern. Als Geburtstagsgeschenk.«
»Oh, danke! Dann denke ich jedes Mal, wenn ich die Concorde sehe, an dich.«
»Danke!«, lacht er und setzt ironisch hinzu: »Meinst du, das passiert sehr oft?«
»Schau mal«, sage ich zu James, als ich ihm den Anhänger später zeige.
»Mhm«, erwidert er ohne großes Interesse.
Ich stecke den Anhänger in meine Handtasche und merke, dass er mir mehr am Herzen liegt als die teure Diamantenkette, die ich um den Hals trage.
Kapitel 23
Es ist November, und wir treffen uns alle zum Feuerwerk in Gemmas und Martins Wohnung in Primrose Hill. Inzwischen haben die Blätter an den Bäumen herbstliche Farben angenommen. Es kommt mir vor, als wären sie noch vor einer Woche grün gewesen, aber jetzt segeln sie haufenweise in unterschiedlichen Rot-, Orange- und Gelbtönen zu Boden. Vom Duft der Kastanien, die an den Straßenecken geröstet werden, bekomme ich schon Sehnsucht nach Weihnachten. Ich liebe diese Jahreszeit in England. In Australien, wo die Sonne brennt und die Leute in Shorts und T-Shirt rumlaufen statt mit Mütze, Schal und Wintermantel, ist es einfach nicht das Gleiche. Da hilft kein Glitzerzeug und auch
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