Lucy in the Sky
nein. Es tut mir leid, James, aber ich hab mich nicht gefreut.«
Was ist das denn? Woher kommt diese plötzliche Ehrlichkeit?
Er sieht mich an, überrascht und verletzt. Aber mich lässt sein Schmerz seltsam kalt.
»Tut mir leid«, sage ich und versuche es auch zu fühlen. Was ist denn bloß los mit mir? »Es ist nur … ich kam mir vor wie in einer anderen Welt da drüben. Du warst so weit weg, und diese SMS hat mich echt für eine Weile durcheinandergebracht. Ich hatte so eine schöne Zeit mit meinen Freunden, und es war Sommer, die Sonne schien … und ich dachte … ich wollte … ich wollte wieder Single sein!«
»Na toll!«, ruft er aus.
Warum erzähle ich ihm all das? Will ich ihn dafür bestrafen, dass wir gerade Sex hatten? Auf einmal durchströmt mich tiefes Mitgefühl.
»Gott, es tut mir wirklich leid, James. Ich hätte das alles nicht sagen sollen.« Ich greife nach seiner Hand und drücke sie, aber sie bleibt schlaff. »James, bitte. Ich wollte nicht so hart klingen. Ich muss mich nur wieder eingewöhnen. Ich weiß nicht, warum ich mich so aufführe.«
Er liegt nur da und starrt geradeaus ins Leere.
»James, sprich mit mir, bitte!«
Schweigen.
»Ich hätte einfach meinen dummen Mund halten sollen!« Wie ein Blitz aus heiterem Himmel packt mich die Wut, und das reißt ihn aus seiner Teilnahmslosigkeit.
»Nein, ist schon okay.« Endlich sieht er mir in die Augen.
»Es ist mir lieber, wenn du ehrlich bist.«
»Ich will dir nicht wehtun. Bitte hab Geduld mit mir. Ich bin bloß durcheinander, verstehst du? Bestimmt wird alles wieder gut.«
»Ich weiß.« Er streicht mir über die Schulter.
Ich wische die letzten Tränen ab und fühle mich wie eine Verräterin, als ich sehnsüchtig zum Schrank hinüberschiele, wo ich Nathans Tape versteckt habe.
Kapitel 12
Dann kommt das nächste Wochenende. Mandy hat mich die ganze Woche auf Trab gehalten. Sie hat einen tollen neuen Auftrag an Land gezogen – den Launch einer brandneuen Bar in Soho, die gerade von dem berühmten italienischen Fußballstar Gianluca Luigi und seiner Frau, der amerikanischen Designerin Eliza gekauft worden ist. Mandy möchte, dass ich die ganze Sache manage. Das bedeutet, dass ich nächsten Monat nach Mailand fliegen muss, um mich mit den Auftraggebern zu treffen, und mich außerdem um die Organisation einer abgefahrenen Eröffnungsparty mit absolutem Promiaufgebot kümmern soll. Für mich ist das ein ziemlicher Brocken – ich hab zwar schon einige Bareröffnungen promotet, aber noch keine in dieser Größenordnung –, und Mandy hat mir einen hübschen Bonus in Aussicht gestellt, wenn alles gut läuft. Außerdem lerne ich die Luigis kennen, und alle Mädels im Büro sind scharf auf Gianluca.
Jetzt sind Chloe und Gemma doch neidisch. Chloe liegt mir ständig in den Ohren, ich soll Mandy überreden, dass ich sie nach Mailand mitnehmen darf. Für mich wäre das natürlich auch viel spaßiger.
Fast jede Nacht der Woche hat James mich gedrängt, Sex mit ihm zu haben. Ich habe das Gefühl, dass er mich nach meinem Ausbruch neulich testen will. Leider habe ich die alte Jetlag-Ausrede inzwischen so oft benutzt, dass sie allmählich nicht mehr zieht. Aber wenigstens sieht es so aus, als hätte er mir inzwischen verziehen, dass ich lieber in Sydney geblieben wäre, als zu ihm zurückzukommen.
Ansonsten sind wir nur neulich morgens aneinandergeraten, als ich ins Schlafzimmer kam und ihn dabei erwischte, wie er meine Uhr auf britische Zeit umstellen wollte. Er ist richtig erschrocken, als ich ihn angeschrien habe, und hat mir sofort angeboten, die Uhr wieder zurückzustellen, aber ich habe nur niedergeschlagen gesagt, dass es jetzt sowieso zu spät sei und nicht mehr das Gleiche. Der Arme konnte meine Enttäuschung natürlich überhaupt nicht verstehen. Er wollte doch nur etwas Nettes für mich tun, nehme ich an.
Was Nathan angeht – ich bemühe mich immer noch sehr, nicht an ihn zu denken.
Am Samstagmorgen fällt mir ein, dass Sam und Molly am nächsten Tag aus den Flitterwochen zurückkommen, also rufe ich bei Interflora an und bestelle einen großen Blumenstrauß, der zu ihnen nach Hause geliefert werden soll. Gerade als ich dem Mädchen am anderen Ende der Leitung erkläre, was auf der Karte stehen solle, kommt James zufällig ins Zimmer.
»Ich denke, irgendwas wie … Okay, wie wäre es mit … Hmm. Vielleicht einfach: ›Willkommen zu Hause, Leute! Hoffentlich hattet ihr großartige Flitterwochen‹ – nein, schreiben Sie
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