Lucy in the Sky
du es willst«, beteuert er noch einmal.
»Nein. Es ist okay. Wirklich.«
Auch an diesem Abend gehe ich früh ins Bett, aber diesmal kommt James mit und hält mich im Arm, während ich einschlafe.
Garantiert hätte er gerne Sex mit mir, aber er drängelt nicht, und wenn ich nicht so müde wäre, würde ich ihn fragen, warum.
Als ich am nächsten Morgen wieder rechtzeitig zum Sonnenaufgang erwache, gestatte ich mir, eine halbe Stunde an Nathan zu denken, und male mir aus, was er wohl gerade tut und was hätte sein können. Während die Sonne am Himmel emporsteigt, bin ich ganz in meine Gedanken versunken. Aber schließlich kommt James aus dem Schlafzimmer, und ich sage mir, dass ich für heute damit Schluss machen muss. Auch auf dem Weg zur Arbeit versuche ich die Gedanken an Nathan auf ein Minimum zu beschränken. Und am nächsten Morgen gestatte ich mir nur noch zehn Minuten, in denen ich mich einsam und deprimiert fühlen darf, bevor ich mich entschieden aufraffe.
Im Lauf der ersten Woche kehren James und ich zu unserer lockeren Routine zurück. Ich höre auf, mir endlos irgendwelche Segmente meines Aufenthalts in Australien im Kopf vorzuspielen wie eine kaputte Platte. Und wenn ich doch einmal abdrifte und in Träumereien von Nächten unter dem Sternenhimmel versinke, von kühlen, feuchten Stränden und einem großen langhaarigen Surfer, dann kommt es mir ein bisschen surreal vor, und ich hole mich schnell wieder zurück in die allzu reale Realität.
»Hallo … «, sagt James schläfrig, als er aufwacht und mich am Sonntagmorgen um acht immer noch bei sich im Bett vorfindet.
Ich stütze mich auf die Ellbogen und blicke auf ihn herunter, während er sich bemüht, seine blauen Augen aufzukriegen.
»Hi«, erwidere ich lächelnd. »Ich hab gerade gedacht, wir könnten im Bett frühstücken. Hast du Lust?«
»Nein.« Er gähnt und zieht mich wieder zu sich herunter. »Vielleicht später.«
Mit einem verführerischen Grinsen nimmt er meine Hand und legt sie auf seine Boxershorts. Wir haben nicht mehr miteinander geschlafen, seit ich nach Australien geflogen bin, aber jetzt, wo ich merke, wie erregt er ist, sehne ich mich plötzlich danach. Ich erwidere sein Lächeln, während ich die Pyjamahose abstreife, und er beugt sich über mich und küsst mich leidenschaftlich. Vorsichtig ziehe ich ihm die Boxershorts herunter, streichle mit den Händen über seine breite Brust, und er knöpft mein Oberteil auf.
»Ich liebe dich«, murmelt er und widmet sich zärtlich meinen Brustwarzen. Als er schließlich in mich eindringt, verschlägt es mir für einen Moment den Atem. Es fühlt sich irgendwie grob an. Anders. Er wird immer schneller, und ich kann nicht anders, ich muss an Nathan denken. Wie wäre er wohl im Bett gewesen? Plötzlich ist es Nathans Brust, Nathans Hintern, sind es Nathans Augen, die in meine blicken. Wir kommen gleichzeitig zum Höhepunkt, und Nathan stößt tiefer und härter in mich. Dann zieht er sich zurück, dreht sich um, und ich sehe James. Ich fange an zu schluchzen.
»Was ist los?«, fragt er und setzt sich erschrocken auf.
»Entschuldige … «
»Lucy, was ist denn?«
Ich habe noch nie geweint, nachdem wir Sex hatten.
»Das war einfach so … so intensiv«, stoße ich hervor und wische mir über die Augen.
»Komm her, Süße.« Er lacht erleichtert und nimmt mich wieder in den Arm. »Ich liebe dich«, sagt er noch einmal. Einen Moment lang liege ich stumm da, denke an Nathan und könnte schon wieder weinen. Aber stattdessen hole ich tief Luft, und James hält mich noch fester. Ich muss loslassen, sage ich mir, und da lassen sich die Tränen nicht mehr zurückhalten, und ich fange an zu schluchzen. Besorgt blickt James in mein verheultes Gesicht. Ich sehe seine blauen Augen, und dann ist plötzlich Nathan wieder da. Ich wende mich ab. »Was ist los?«, drängt James.
»Ach, nichts. Es ist nur alles ein bisschen viel.«
»Was alles?«
»O Gott.« Ich setze mich auf. »Die letzten paar Wochen«, versuche ich zu erklären. »Nach der langen Zeit wieder in Australien zu sein, meine alten Freunde wiederzusehen – hier hab ich niemanden, den ich so lange kenne. Und dann Mollys und Sams Hochzeit … Es hat mir fast das Herz gebrochen, sie wieder zu verlassen. Ich wollte am liebsten bei ihnen bleiben.«
»Hast du dich nicht darauf gefreut, mich wiederzusehen?«, fragt er traurig.
»Doch, natürlich«, lüge ich ungeschickt. Aber dann sage ich die Wahrheit. »Nein, eigentlich nicht,
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