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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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keinesfalls Doral-Anne attraktiv finden. Sollte nicht mit ihr schlafen. Sollte mit ihr nicht über Hochzeit sprechen.
    Genau in diesem Moment beschließt Fat Mikey, einen Haarballen hervorzuwürgen. Er beginnt zu hecheln und miaut böse, als ich ihn auf den Arm nehme. „Komm schon, Kumpel, mach das draußen auf dem Balkon.“ Mit dem Ellbogen schiebe ich die Balkontür auf. So. Geschafft. Fat Mikey wirft mir einen erbosten Blick zu, sauer, dass er sich nicht auf der Couch übergeben darf, dann kümmert er sich wieder um seine anstehenden Angelegenheiten. Seufzend lehne ich mich an den Türrahmen, um zu warten, bis er damit fertig ist. Die Farne, die ich im Frühjahr gepflanzt habe, sind in der Kälte verwelkt, die meisten Blätter sind abgefallen. Ein langer, grauer Winter steht uns bevor.
    Dann richte ich mich auf, Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Da, auf dem breiten Balkongeländer, blitzt etwas im Licht der Straßenlaterne auf.
    Ein Dime.
    Mit angehaltener Luft gehe ich auf Zehenspitzen darauf zu und berühre ihn mit einem Finger. Franklin D. Roosevelt sieht darauf ziemlich jugendlich und lebendig aus.
    „Jimmy?“, flüstere ich. „Bist du da?“
    Keine Stimme ertönt, kein Bild flimmert in der Ecke auf. Die Nacht ist still. Eine frische Brise weht über das Meer und wirbelt die toten Blätter der Farne auf. Von meinem toten Ehemann höre ich jedoch nichts.
    „Wie ich dich vermisse“, sage ich mit zugeschnürtem Hals. Ich denke an all das, was ich ihn am liebsten fragen würde - was ich wegen Ethan tun soll, wie ich seine Eltern trösten kann. Ob er Doral-Anne jemals geliebt hat. Falls das eine Rolle spielt. „Ich könnte jetzt echt deinen Rat brauchen, Jim. Das mit dem Nach-dem-Toast-Schauen war wirklich nicht besonders hilfreich.“
    Mein Kater zerstört diesen besonderen Moment durch ein besonders lautes Würgen. Ich betrachte den Haarball. „Das machst du aber selbst weg“, befehle ich Fat Mikey, der mich auf einmal hinreißend findet und seinen Kopf innig an meinem Schienbein reibt. Seufzend stecke ich den Dime ein und will gerade zurück ins Wohnzimmer gehen, als ich wie vom Blitz getroffen stehen bleibe.
    Ethan ist da und sieht sich mit verschränkten Armen meine Hochzeits-DVD an.
    „Hey.“ Ich schließe die Balkontür hinter mir.
    „Hey“, antwortet er, ohne aufzusehen. Ob er wohl gehört hat, wie ich mit Jimmy gesprochen habe? „Machst du dir einen schönen Abend, Lucy?“
    Ich seufze. „Ethan …“ Er sieht mich erwartungsvoll an. Man könnte auch sagen, vorwurfsvoll.
    Ich schnappe mir die Fernbedienung, um die DVD abzustellen. Ethan bleibt mit verschränkten Armen, wo er ist. „Ethan, ich muss einen Haarball aufwischen.“
    „Okay. Lass dich von mir nicht aufhalten.“ Er wendet sich zum Gehen.
    „Ethan!“, rufe ich streng. Er dreht sich mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck um. „Hör mal, es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschrien habe“, fahre ich sanfter fort. „Es ist bloß … ziemlich hart, so etwas über Jimmy zu erfahren.“ Meine Stimme zittert. „Etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Und um ehrlich zu sein, Eth, es gefällt mir nicht, dass du es die ganze Zeit gewusst und nie einen Ton gesagt hast. Ich dachte, du würdest mir so etwas Wichtiges erzählen.“
    „Warum denn, Lucy? Es hätte dir doch nur wehgetan. So wie jetzt.“ Er sieht mich abwartend an. Immerzu wartet er auf irgendetwas.
    Ich hole tief Luft, stoße sie langsam wieder aus und frage mich, ob Ethan vielleicht noch mehr über Jimmy weiß. Nein. Das ist Jimmy gegenüber nicht fair. Er war mal mit Doral-Anne zusammen, und wie Ethan bereits sagte: Na und? Das war vor meiner Zeit. Deswegen war Jimmy noch lange kein … Hurenbock.
    „Wie geht es deinen Eltern?“, frage ich, obwohl ich die Antwort eigentlich gar nicht hören will.
    „Ganz gut. Besser.“ Eine gewisse Distanziertheit scheint sich zwischen uns auszubreiten wie eine Teergrube, die nur darauf wartet, uns zu verschlingen.
    „Und wie geht es dir, Ethan?“ Meine Stimme klingt schrecklich höflich.
    „Mir geht es gut, Lucy“, entgegnet er freundlich.
    Ich schlucke, schlucke erneut, aber der Kieselstein rührt sich nicht. „Das ist gut. Richte deinen Eltern Grüße von mir aus.“
    „Das werde ich.“
    „Ich schätze, wir sehen uns dann morgen.“
    „Gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Ethan.“ Die Tür fällt leise hinter ihm ins Schloss. Dann beginne ich - obwohl mir von der vielen Schokolade und dem Zucker schlecht

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