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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Finger darauf deutet. Ich denke, sie ist verknallt. Matt scheint meine Gedanken zu lesen, er zwinkert mir zu.
    Geringes Risiko eines frühzeitigen Todes . Matt scheint gesund zu sein. Er muss zwar herumreisen, aber nur in der Gegend. Außerdem fährt er einen Volvo, und wie wir alle wissen, sind Volvos mehr oder weniger Panzer mit etwas geringerem Benzinverbrauch. Großes Vaterschafts-Potenzial . Er mag Kinder. Das hat er zumindest gesagt. Gutes Herz . Scheint er auch zu haben. Nicht zu gut aussehend . Nun, Matt ist ziemlich attraktiv. Nicht ganz so umwerfend wie Jimmy, und er hat nicht Ethans Böse-Jungen-Ausstrahlung (wobei ich daran nicht denken will), aber auf jeden Fall ist er attraktiv. Feste, konjunktursichere Stelle . Denke schon. Er arbeitet bereits seit neun Jahren bei dieser Firma. Nett zu meiner Familie . Passt. Nicht zu viel Sinn für Humor . Scheint auch zu passen.
    Mom reißt mich aus meinen Überlegungen. „Lucy? Du bist dran.“ Ich betrachte die erwartungsvollen Gesichter, dann sehe ich Jorge an, der eine Augenbraue hebt.
    „Klar.“ Ich nehme den Stift und starre auf den Vertrag. Bunny’s drei Haupteigentümerinnen haben mit vollem Namen und den Titeln, die sie sich selbst vor Jahren gegeben haben, unterzeichnet. Iris Black Sandor, Generaldirektorin. Rose Black Thompson, Präsidentin, Daisy Black Lang, Unternehmenschefin .
    Lucy Lang Mirabelli. Brotbäckerin.
    Das Bild einer Konditorei blitzt vor meinem inneren Auge auf - die Törtchen, die ich gerne backen würde, die Kuchen und Pasteten und Kekse. All die Desserts, die ich für Ethan gemacht oder den Teilnehmern im Backunterricht gezeigt habe - Zabaione, Rosinenbrotpudding, Crème brulée. Und stattdessen: Brot. Laib um Laib um Laib - Jahre und Jahre und Jahre mit Brot.
    „Tut mir leid.“ Ich lege den Kugelschreiber weg. „Ich … ich möchte das nicht.“ Matt runzelt die Stirn. „Es ist nur so, dass ich in Wahrheit Konditorin bin.“ Ich schaue die schwarzen Witwen an. „Ich möchte mehr aus meinem Leben machen“, sage ich mit bebender Stimme. „Ich möchte ein eigenes Café haben mit den besten Kuchen und Keksen der Stadt. Ich möchte nicht, dass Starbucks uns ruiniert, und ich möchte nicht bis an mein Lebensende Brot backen. Ich gebe euch alle meine Rezepte, aber ich … ich kündige.“
    Nachdem er eine halbe Stunde lang die Stirn in Falten gelegt, den Vertrag noch einmal gelesen und schließlich entschieden hat, dass er sich mit seinen Vorgesetzten besprechen muss, verabschiedet sich Matt De Salvo. Er wirkt enttäuscht und sogar ein bisschen vorwurfsvoll.
    „Tja, und da geht sie dahin, unsere Zukunft!“, bellt Iris los, als die Tür hinter ihm zufällt.
    „Ich gebe euch die Rezepte“, wiederhole ich zum fünften Mal.
    „Ach, still du! Du kannst nicht kündigen! Das ist lächerlich!“, entgegnet sie.
    Rose schluchzt in ein Taschentuch, während meine Mutter mich einfach nur anstarrt, als wäre ich ein Haar in ihrer Suppe. „Ich gehe mal an die frische Luft“, sage ich.
    „Schön! Husch! Raus mit dir!“ Iris wedelt mit den Händen. „Schöne Bescherung. Ich kann das nicht glauben!“
    Ich schnappe mir Mantel und Mütze und steuere auf die Hintertür zu, als mir jemand auf die Schulter tippt. Ich drehe mich um.
    „Hey, Jorge“, sage ich. „Tut mir leid.“ Bei der Vorstellung, nicht mehr mit Jorge zusammenzuarbeiten, bildet sich ein Kloß in meinem Hals.
    Er legt die Hand auf meine Schulter und blickt mich an. Richtig an. Falten bilden sich um seine Augen, das Licht schimmert auf seiner Glatze. Seine Augen sind dunkel, fast schwarz. Ich spüre, wie meine Augen zu brennen beginnen. Dann nickt Jorge ein Mal, langsam und ernst, und drückt meine Schulter.
    Ich umarme ihn fest. „Danke.“ Dann trete ich in die kalte Luft hinaus.
    Zwanzig Minuten später finde ich mich auf dem Spielplatz wieder. Ich setze mich auf eine Schaukel. Diesmal habe ich es wirklich vergeigt, wie man so schön sagt. Ich habe keinen Job mehr. Also nichts, was meinem Tag eine Struktur gibt. Ich habe keinen Plan. Ich werde nicht länger von den schwarzen Witwen umgeben sein, die ich, sosehr sie mich auch in den letzten Jahren genervt haben, von ganzem Herzen liebe.
    Und trotzdem habe ich das Richtige getan. Ich kann nicht länger Brot backen. Ich kann es einfach nicht.
    Als meine Hände praktisch an den Metallketten der Schaukel festgefroren sind, mache ich sie los, stehe auf und gehe wieder zurück, schön brav um den Friedhof herum, um die Suppe

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